Wirtschaft

Alle Ohren gespitzt: Janet Yellen vor dem "Blackout"

Janet Yellen steht kurz vor dem Blackout. Damit ist zum Glück keine Ohnmacht gemeint (und kein Stromausfall). "Blackout period" heißt bei der US-Notenbank Federal Reserve die zweiwöchige Schweigephase vor einer Zinsentscheidung. Diese soll verhindern, dass Anleger auf Andeutungen übersensibel reagieren und die Kurse von Wertpapieren oder Währungen extrem ausschlagen.

Am Freitag war eine Rede vor einem Unternehmerforum in Chicago somit die letzte Chance für Fed-Chefin Yellen, sich vor der Zinssitzung am 15. März zu äußern. Angesichts des Themas - der Zustand der US-Wirtschaft - erhofften sich Fed-Watcher von der Notenbankerin weitere Aufschlüsse über den Zinspfad.

Sogar "Tauben" für höhere Zinsen

Allerdings waren sich ohnehin so gut wie alle Marktteilnehmer einig: Starkes Wachstum, steigende Preise, Vollbeschäftigung – in den USA scheint alles angerichtet für eine Zinsanhebung. Zuletzt sahen sogar die "Tauben" im Fed-Gremium (wie Lael Brainard) gute Argumente für eine baldige Anhebung des Leitzinses.

Als "Tauben" werden im Notenbanker-Jargon jene Direktoren bezeichnet, die üblicherweise für eine möglichst lockere Geldpolitik und somit niedrige Zinsen stimmen. Hingegen befürworten "Falken" im Regelfall einen restriktiveren Kurs und höhere Zinsen.

Die Mehrzahl der Ökonomen erwartet nun eine Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 bis 1,00 Prozent (die US-Notenbank definiert eine Bandbreite, keinen Zielwert).

Zinsschere geht auf

Damit dürfte die Zinsschere zwischen Dollar und Euro weiter aufgehen. Denn es wird viel Wasser den Main runterfließen, bevor Mario Draghi und seine EZB-Kollegen in Frankfurt die Zinswende einläuten. Zwar bessern sich die Wachstumsaussichten in Europa und die Inflationsrate lag im Februar 2017 auf der EZB-Zielmarke von (knapp) zwei Prozent.

Die Notenbanker sind aber noch nicht restlos überzeugt, dass das von Dauer ist, zumal die Teuerung großteils von den höheren Energiepreisen rührt. Und sie werden vor den heiklen Wahlen in den Niederlanden (15. März) und Frankreich (23. April) keine wirtschaftlichen Turbulenzen riskieren wollen. Somit dürfte Draghi am 9. März die deutschen Kritiker abermals abblitzen lassen, die vehement höhere Zinsen fordern - und stattdessen die Wirtschaft des Euroraums weiter üppig mit billigem Geld versorgen.

EZB legte die Burka ab

Apropos: Auch für Draghi und die EZB-Direktoren läuft eine siebentägige Schweigeperiode. Früher hieß diese "Purdah" (Parda) – so wurde in Pakistan oder Afghanistan der islamische Schleier oder das generelle Wegsperren von Frauen aus dem öffentlichen Leben genannt. Erst seit 2014 gilt der Begriff bei der EZB als verpönt – wegen seiner "veralteten geschlechtsspezifischen Konnotationen".