Wirtschaft

Airlines heben ab

Chef einer europäischen Fluggesellschaft zu sein, war schon lustiger: Die Piloten der Lufthansa haben sich in 13 Streikrunden ein Kräftemessen mit dem Management geliefert, aufgebrachte Mitarbeiter der Air France kürzlich ihrem Personalchef sogar das Hemd zerrissen. Der Manager musste aus einem Handgemenge flüchten. Die Gründe für die Turbulenzen sind immer die gleichen: Die Belegschaft lehnt sich gegen die Sparpläne ihrer Chefs auf.

Neo-AUA-Chef Kay Kratky entschuldigte sich am Donnerstag für Flugausfälle, die Personalengpässe zuletzt verursacht hatten. Kratky: "Das darf uns kein zweites Mal passieren." Es seien viel zu viele Flüge gestrichen und Kunden enttäuscht worden. Kratky, selbst erst seit August am Steuer der Airline, schiebt die Ausfälle auf den harten Sanierungskurs seines Vorgängers Jaan Albrecht. Die Kosten der Ausfälle werden mit einem niedrigen einstelligen Millionenbereich beziffert, könnten aber noch steigen, falls verärgerte Passagiere die AUA künftig meiden.

Die ersten neun Monate des Geschäftsjahres sind für die AUA aber nicht so schlecht gelaufen. Mit einem operativen Gewinn von 61 Millionen Euro liegt die Airline weit über dem Vergleichszeitraum 2014, in dem ein Minus von vier Millionen Euro eingeflogen wurde.

Im wichtigen Sommerquartal stieg das Betriebsergebnis (Ebit) von 37 auf 78 Millionen Euro, teilte die AUA am Donnerstag mit. Nicht nur das Sanierungsprogramm beginnt zu greifen – auch das billige Kerosin hat das Ergebnis beflügelt. Die Verluste vergangener Jahre haben sich aber nicht in Luft aufgelöst, sondern stehen weiterhin in Form von Verlustvorträgen in der Bilanz. Und die Passagierzahlen hinken jenen des Vorjahres hinterher (–3,5 Prozent), etwa, weil Destinationen wie St. Petersburg gestrichen wurden.

Kranich hebt ab

Auch der AUA-Mutterkonzern nimmt nach dem Germanwings-Absturz und den Pilotenstreiks wieder an Fahrt auf. Das operative Ergebnis soll dieses Jahr – ohne weitere Streikkosten – auf 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro steigen. Bisher ging das Management von 1,5 Milliarden Euro aus. Von Juli bis September stieg der Betriebsgewinn um 51 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, der Umsatz legt um sechs Prozent auf 8,9 Milliarden Euro, teilte Europas größter Luftfahrtkonzern am Donnerstag mit.

83 Millionen Fluggäste sind zwischen Jänner und September mit den Lufthansa-Maschinen geflogen, um zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In den Urlaubsmonaten waren die Maschinen oft bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die gute Buchungslage und die niedrigen Kerosinkosten führten dazu, dass die Lufthansa in diesem Sommer sogar die Erwartungen der Analysten übertroffen hat. Vom billigen Kerosin und der Reiselust profitierte auch die Konkurrenz. So hat die französisch-holländische Air-France-KLM den operativen Gewinn diesen Sommer vervierfacht.

Die Konkurrenz schläft nicht. Auf der einen Seite drängen die Golf-Airlines mit modernen Flotten und dem finanziellen Rückhalt der Scheichs in den Markt. Auf der anderen Seite machen junge, aufstrebende Billigairlines – die keine Altlasten mitschleppen – den alten Herren der Lüfte das Leben schwer. Und die Konsolidierung des Marktes ist bei Weitem noch nicht so weit fortgeschritten wie in den USA.