Wirtschaft

1,599 €: Allzeithoch bei Benzin und Diesel

Zwei Minuten nach zwölf Uhr fiel der Rekord: Der Literpreis für Superbenzin kletterte auf ein Allzeithoch.

Laut ÖAMTC-Spritdatenbank kostete ein Liter Super an der Shell-Zapfsäule bei Ansfelden (A 2) 1,599 Euro. Auch der Liter Diesel pendelte sich bei dieser Tankstelle bei 1,599 Euro ein. Das Murren der Autofahrer ist unüberhörbar. Zähne knirschend wurde aber gezahlt. An den Zapfsäulen abseits der Autobahnen kostete der Liter Superbenzin kurz nach Mittag im Schnitt über 1,55, der Liter Diesel 1,499 Euro.

 

Hohe Preise

Freitagvormittag bildeten sich an vielen Tankstellen Pkw-Schlangen. Nachmittags, nach dem täglichen Preisschub tankte nur wer unbedingt Sprit benötigte.

Hohe Preise bleiben Christoph Capek, Geschäftsführer des Verbandes der Mineralölindustrie bestätigt den Preisrekord und sieht für die kommenden Wochen keine Entwarnung: „Das Niveau wird so bleiben oder leicht ansteigen. Trotzdem, im Vergleich zu unseren Nachbarländern sind wir noch eher günstig.“ Der Grund der rasanten Preisrallye liegt im aktuell schwachen Euro und in der unsicheren globalen Versorgungslage.

Trotzdem steigt der tatsächliche Spritpreis überproportional im Vergleich zur Teuerung des Rohölpreises an. Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner kann mit keinen Lösungen aufwarten: „Eine der Ursachen sind die möglichen Lieferbeschränkungen durch den Iran.“

Der Konsument allerdings reagiert auf den Treibstoff-Nepp. Im Vergleich zu 2010 tankten die Österreicher im Vorjahr um 2,1 Prozent weniger Sprit. Waren es 2010 noch 9,78 Milliarden Liter, ging das Volumen auf 9,57 Milliarden zurück. Capek: „Natürlich wird auch weniger Auto gefahren.“

Obwohl die OMV einen Nettogewinn für 2011 von 1,06 Milliarden Euro meldete, werden die Absatzzahlen nicht veröffentlicht: „Wir sind ein börsenotiertes Unternehmen, wir geben keine Zahlen bekannt.“

Der Fachverband der Mineralölindustrie rechnet den sinkenden Verbrauch bei Benzin vor: Vor fünf Jahren wurden in Österreich noch zwei Millionen Tonnen Benzin abgesetzt. 2011 waren es nur noch 1,77 Mio. Tonnen.

ARBÖ-Sprecher Thomas Woitsch bestätigt die Zurückhaltung der heimischen Autofahrer, blickt aber ins Hochpreisland Italien: „In Zeiten wie diesen macht man sogar mit Tanktourismus Geld.“ Und der treibt im Grenzgebiet zu Italien wilde Blüten.

 

Strafen

Denn an den Grenzen kontrolliert der italienische Zoll. Landsleute dürfen nur zehn Liter Sprit in Behältern aus Österreich einführen. Werden die Bestimmung ignoriert, drohen bis zu 7746 Euro Strafe.

Ölpreis-Schock in Europa

Erdöl war in Europa noch nie so teuer wie jetzt. Rund 93 Euro kostet das Fass Nordseeöl (=159 Liter) an der Londoner Börse. Das sind sogar zwei Euro mehr als in der Preisrekord-Zeit 2008 vor Ausbruch der Finanzkrise. Experten sprechen bereits von einem „regionalen Ölpreis-Schock“. Regional deswegen, weil der Ölpreis in den USA noch weit von seinem Höchststand im Juli 2008 entfernt ist. Ein Grund: Öl wird international in Dollar gehandelt. Der Verfall des Eurokurses gegenüber dem Dollar macht das Schwarze Gold in Europa jetzt besonders teuer.

Die Chance, dass sich an den Preisen in Europa heuer noch etwas ändert, ist gering. „Die Ölpreise haben kaum Spielraum nach unten“, ist der Wiener Ölmarktexperte Johannes Benigni überzeugt. Vielmehr könne Europa nur hoffen, dass die Ölpreise nicht noch weiter steigen. Denn der Importboykott für iranisches Öl verringere das internationale Ölangebot. Sollten auch Indien oder China auf die Idee kommen, kein iranisches Öl mehr zu kaufen, würde der Ölpreis weiter hochschnellen. Zum Importstopp für iranisches Öl kommen nicht krisenbedingte Öllieferausfälle aus Syrien, dem Jemen und Sudan. Und die Öllager der europäischen Importe sind schlecht gefüllt, weil sich die Konzerne die teure Lagerhaltung ersparen wollen. Die hohen Spritpreise hängen aber nicht nur an den hohen Rohölpreisen sondern auch an einem Steueranteil am Benzinpreis von mehr als 50 Prozent.

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