Vor dem Sport: Am besten einfach gar nichts essen?
Wie die Ernährung vor dem Sport die Leistung während der körperlichen Anstrengung beeinflusst, wurde bereits unzählige Male untersucht. Der bisherige Konsens: Isst man unmittelbar vor dem Sport, schießt der Blutzucker (ja nach Nahrungsmittel unterschiedlich) schnell in die Höhe, die Muskeln profitieren von dieser schnellen Energiezufuhr.
Hat man vor dem Sport gefastet, muss der Körper auf Kohlenhydrat- und Fettreserven zurückgreifen, um zu performen. Hier schließt sich die Brücke zum sogenannten "Carboloading". Dabei führt man dem Körper in den Tagen vor einem besonders anstrengenden Sportereignis, beispielsweise einem Marathon, vermehrt Kohlenhydrate zu, die dann als langfristiger Energielieferant während dem Sport dienen. Damit während dem Training tatsächlich Fett verbrannt wird, muss einiges zusammenspielen. Der Fettstoffwechsel wird in der Regel beim langsamen Joggen angeregt, man muss also im Fettstoffwechselbereich laufen. Optimales Fettstoffwechseltraining findet bei 60 bis 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz statt. Auch regelmäßiges Training im Grundlagenbereich kann den Fettstoffwechsel trainieren und dazu führen, dass man leichter Fett verbrennt.
Im Leistungssport macht man sich dieses Wissen seit langem zunutze. So experimentieren Profi-Sportler nicht nur mit der Trainingsintensität, sondern auch mit der Nahrungszufuhr, um beste Ergebnisse zu erzielen.
Mensch im Fokus
Während der Großteil der bisher durchgeführten Studien den Fokus auf die Performance-Optimierung legte, fasst eine aktuelle Untersuchung die Effekte der Ernährung beim Sport auf die Gesundheit des Otto Normalverbrauchers ins Auge.
Für die Studie, die im The American Journal of Physiology — Endocrinology and Metabolism veröffentlicht wurde, untersuchten englische Forscher der University of Bath Menschen fernab vom Leistungssport, unter der Annahme, dass das Fasten vor dem Sport die Fettzellen beeinflusst. Dabei wurde der Fokus auf jene Substanzen gelegt, die das Fettgewebe im Körper produziert – und die wiederum die Gesundheit beeinflussen können.
Zehn übergewichtige aber ansonsten gesunde Probanden mit sitzender beruflicher Tätigkeit und durchschnittlichen Lebensgewohnheiten wurde zunächst hinsichtlich ihrer körperlichen Fitness, ihres Energieverbrauchs, ihrer Blutwerte und ihres Fettgewebes untersucht. Dann mussten die Männer an zwei Tagen morgens aufs Laufband steigen und eine Stunde lang gehen. Eines dieser Trainings absolvierten die Testpersonen mit leerem Magen, das andere nach einem 600-Kalorien-Frühstück bestehend aus Toast, Marmelade, Milch, Müsli und Orangesaft, welches zwei Stunden vor dem Sport gegessen wurde.
Mehr Fett, weniger Kalorien
Kurz vor und unmittelbar nach dem Sport wurden Proben des Blutes und des Fettgewebes der Männer entnommen. Dann wurden die Proben verglichen. Den Forschern offenbarten sich zwei große Unterschiede: Zum einen wiesen die Männer, die kein Frühstück zu sich genommen hatten, einen reduzierten Blutzuckerspiegel auf – und verbrannten deshalb auch mehr Fett. Zum anderen verbrauchten die Frühstücker aber beim Sport im Schnitt etwas mehr Kalorien als die hungrigen Probanden.
Besonders spannend war jedoch der Effekt auf die Fettzellen an sich: So verhielten sich die im Zellkern enthaltene Gene sehr unterschiedlich und produzierten bei Sportlern mit leerem Magen Eiweißstoffe, die erwiesenermaßen blutzuckerregulierend wirken und den allgemeinen Gesundheitszustand des Menschen verbessern. Das Frühstück vor dem Sport auszulassen, könnte langfristig also viele gesundheitliche Vorteile bringen, folgert Dylan Thompson, Studienleiter und Leider der Gesundheitsforschung an der University of Bath.
Weitere Forschung notwendig
Limitiert sei die Studie hinsichtlich der Stichprobengröße und der geschlechterspezifischen Auswahl der Probanden. Auch wurden nur kurzzeitige Effekte untersucht und ausgewertet. Zudem könne Thompson zufolge von den Auswirkungen des Fastens am Morgen nicht auf Effekte zu anderen Tageszeiten geschlossen werden. Weitere Erhebungen seien daher zwingend notwendig.