Wellness

RunNa: Be fearless! Und traut euch!

„The running gives you so much! Be fearless!“ Lange hat Kathrine Switzer nach unserem Gespräch nicht überlegt, als sie unter anderem diese Worte in mein - also eigentlich ihr Buch - „Marathon Woman“ geschrieben hat. Es war wahnsinnig toll diese großartige Frau, „die den Laufsport revolutionierte“, wie der Untertitel des Buches lautet, persönlich zu treffen.

Alle Inhalte anzeigen

Das Ganze ist schon ein Weilchen her, um genauer zu sein, über einen Monat. Es war im Rahmen des Frauenlaufs im Wiener Prater. Zum 30. Mal fand er dieses Jahr statt und zur Jubiläumsausgabe am 21. Mai waren so viele Frauen angemeldet wie noch nie: 35.140. Es gab Startblöcke von A bis Y. Dabei hatte am 12. Juni 1988 mit 440 Teilnehmerinnen alles ganz klein angefangen.

Dass das G'riss um einen der Startplätze immer größer wird, erlebe ich selbst in meinem Grätzel. Jedes Jahr landet rechtzeitig vor Anmeldestart eine Einladung der Bezirksvorstehung in meinen Postkasten. 250 Startplätze werden vom Bezirk gesponsert. Und seit zwei Jahren weiß ich: Wenn ich die Anmeldung nicht sofort am nächsten Tag abgebe, schaue ich durch die Finger. Die Startplätze gehen nämlich schneller weg, als die sprichwörtlichen "warmen Semmeln". Vor zwei Jahren war ich einige Tage später dran und was war: "Tut uns sehr leid, es sind bereits alle Plätze vergeben."

Was macht also diese Faszination Frauenlauf aus?

Zum einen spielt meiner Meinung nach die Organisation bzw. wie die Veranstaltung aufgezogen wird, eine große Rolle. Es klingt klischeehaft, aber Frauen brauchen das Drumherum. Während Männer straight einfach an den Start gehen, ihre Zeit herunterlaufen wollen und sich nicht viel darum scheren, ob es ein prall gefülltes Startersackerl und im Anschluss noch jede Menge Goodies zum Abstauben gibt, legen Frauen da anscheinend mehr Wert darauf. Vor allem das T-Shirt ist jedes Jahr heiß begehrt und löst bei einigen bereits bei Bekanntgabe des Designs Wochen davor Kreischalarm aus.

Doch das kann doch nicht alles sein? So materialistisch sind wir Frauen nun auch wieder nicht. Es muss noch etwas Anderes geben.

Ein wichtiger Faktor, der dieses Event Jahr für Jahr wachsen lässt, ist sicherlich auch das Gemeinschaftsgefühl. Nicht nur beim Lauf selbst, sondern schon Monate davor wird ein Ziel gemeinsam angegangen. Immer wieder höre ich von Laufanfängern, alleine macht es keinen Spaß oder ich kann mich für härtere Trainings nicht motivieren. Genau da setzt der Frauenlauf an. Dieses Jahr gab es an 49 Standorten in ganz Österreich die Möglichkeit sich binnen zwölf Wochen auf das gemeinsame Ziel "Frauenlauf" vorzubereiten. In unterschiedlichen Leistungsgruppen wird gemeinsam trainiert. Unangenehme Blicke oder Bemerkungen von Männern, die wohl jede Läuferin schon einmal erlebt hat, haben da keine Chance. Wenn sich Frauen zusammentun und gemeinsam auftreten, hat selbst der größte Macho nichts zu melden.

Und etwas gibt es dann noch:

Alle Inhalte anzeigen

Auch ich war dieses Jahr wieder mit dabei. Es ist ein Fixpunkt in meinem Laufkalender und entgegen anderer Meinungen habe ich noch bei keinem Lauf in dieser Größe eine solche Disziplin der Teilnehmer erlebt. Ich kann natürlich nur von mir sprechen, schwarze Schafe gibt es immer und bei rund 35.000 wäre das ja das achte Weltwunder, wenn es nicht so wäre, aber es stand jede um mich herum im Startblock, der ihr zugeteilt wurde. Warum ist das so, habe ich mich gefragt? Trauen sich Frauen weniger zu? Schmälern sie eher ihre Leistung, anstatt sich vorzudrängen? Ich würde sagen ja, zumindest ist das meine Erfahrung. Und nein, ich rede hier nicht von der Elite oder Läuferinnen, die aufs Stockerl laufen oder knapp dahinter landen, sondern von Ottonormal-Hobbyläuferfrauen.

„Be fearless“ hat mir Kathrine Switzer in mein Buch geschrieben. Dabei geht es weniger um Angst, sondern darum, sich selbst etwas zuzutrauen. Ziele zu setzen und sie auch zu erreichen oder es zumindest zu versuchen. Und ich glaube genau das vermittelt der Frauenlauf: Traut euch! Egal wie schnell oder langsam, jede kann es schaffen und sich selbst besiegen! Und vor allem auch: Solidarität statt Stutenbissigkeit. Denn die hat beim Frauenlauf keinen Platz.