Wellness

Wattestäbchen haben in Ihren Ohren nichts verloren

Es ist eine alte Leier: Das Ohr reinigt sich von selbst. Und trotzdem helfen viele mit dem Wattestäbchen nach. Dass das Herumstochern im empfindlichen Gehörgang unschöne und vor allem schmerzhafte Folgen haben kann, scheint sich jedoch immer noch nicht flächendeckend herumgesprochen zu haben. Der US-Verband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (American Academy of Otolaryngology) hat deshalb kürzlich einen neuen Leitfaden veröffentlicht, der über das richtige und gesunde Reinigen der Ohren informiert.

Gesund und richtig, das ist das Reinigen des Ohres mittels Wattestäbchen nicht. Das wird auch in dem US-Leitfaden nochmals ausdrücklich betont. 1926 von dem US-Amerikaner Leo Gerstenzang erfunden und unter dem Namen Q-tips vertrieben, wurden die Stäbchen rasch zum vielverkauften Kleinwerkzeug. Heute werden sie unter anderem für die Schönheits- und Säuglingspflege, zum Schminken oder zu Reinigungszwecken verwendet. Trotz entsprechender Warnhinweise werden handelsübliche Wattestäbchen nach wie vor von vielen Menschen auch zur Entfernung des Ohrenschmalzes in den Gehörgang eingeführt. Ein großer Fehler, wie auch Univ. Prof. Dr. Peter Franz, Präsident der Österreichischen HNO Gesellschaft, erklärt.

Trommelfellverletzung bis Fremdkörperproblem

"Die größte Gefahr ist, dass man das Ohrenschmalz dadurch nicht rausbefördert, sondern noch tiefer reinstopft und alles schlimmer macht", so der Mediziner. Das zweite Problem sei, dass die Schutzfunktion des Ohrenschmalzes zunichte gemacht wird. "Das Ohrenschmalz ist dazu da, Staubpartikel abzufangen. Durch die Bewegungen der Härchen auf der Haut im Ohr und die Kaubewegungen wird das Ohrenschmalz von innen nach außen befördert und mögliche Fremdkörper damit entfernt."

Reinigt man sich regelmäßig mit Wattestäbchen den Gehörgang, zerstört man diesen Schutzfilm und riskiert, vor allem in Kombination mit zu häufigem Gebrauch von Seifen, ein chronisches Ekzem im Gehörgang. Die dritte Gefahr ist Franz zufolge, dass man das Trommelfell verletzt. In der Regel entstehen hier jedoch keine schweren Verletzungen, "leichte Abschürfungen werden aber immer wieder gesehen".

Dass sich das Ohr von selbst reinigt, stimmt also. Es kann jedoch sein, dass dieser Reinigungsmechanismus nicht mehr optimal funktioniert, beispielsweise, wenn eine chronische Gehörgangsentzündung vorliegt. "Oft ist für ein verschlossenes Ohr eben nicht nur das Ohrenschmalz, sondern eine Entzündung verantwortlich. Der Facharzt kann nicht nur die Entzündung behandeln, sondern auch das überschüssige Schmalz entfernen", so Franz.

Finger weg von Ölen und Sprays

Von als Alternativen zum Wattestäbchen beworbenen Produkten wie Ölen oder Sprays hält der Experte nichts: "Das ist auch keine adäquate Lösung." Stattdessen sollte man beim Haarewaschen einfach mit dem Brausekopf in das Ohr hineinduschen. Das reiche in den meisten Fällen aus, um das überschüssige Ohrenschmalz zu entfernen.