Wellness

"Romantik-Hormon" fördert Sexlust

Kisspeptin, ein im Hypothalamus synthetisiertes Hormon, macht seinem Namen alle Ehre. Bei der Benennung des Botenstoffs Ende der 90er-Jahre war die erotische Komponente des Hormons jedoch noch gar nicht erforscht. Stattdessen wurde Kisspeptin, auch KiSS1 genannt, von ihren Entdeckern nach der Schokolade Hershey’s Kisses benannt, die der Stadt Hershey im US-Bundesstaat Pennsylvania hergestellt werden. Der amerikanische Krebsbiologe Danny Welch entdeckte den Modulator des menschlichen Hormonhaushalts dort im Jahr 1996.

Neue Wirkungsweise entdeckt

Über die Jahre wurden das Hormon und deren Wirkungsweisen immer besser erforscht. Zu seinen Wirkungen zählen die Hemmung der Metastasenentwicklung und die die Reifung der Geschlechtsorgane bei Säugetieren. Forscher des britischen Imperial College London haben dem Wirkungskatalog nun einen weiteren Aspekt hinzugefügt. Unter der Leitung von Waljit Dhillo fand man heraus, dass das Hormon bestimmte Bereiche des Gehirns aktiviert.

Im Zuge der Studie wurde gesunden Männern Kisspeptin verabreicht und Fotografien mit zwischenmenschlichen Motiven vorgelegt. Dabei handelte es sich unter anderem um Abbildungen von händchenhaltenden Paaren oder sexuell expliziten Szenen.

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Hirn auf Lust programmiert

Es zeigte sich: Das Hormon steigerte die Aktivität der Neuronen im limbischen System, jener Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten und Erregung dient. Auch die Stimmung der Probanden besserte sich und der innere Antrieb wurde in den Testpersonen verstärkt, beides emotionale Mechanismen, die der Luststeigerung zuträglich sind.

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Dhillo zufolge führt der Botenstoff "nicht notwendigerweise dazu, dass Menschen mehr Sex haben", "aber sie haben mehr Spaß dabei." Das Gehirn spiele eine zentrale Rolle bei der Fortpflanzung, sei aber dahingehend nur teilweise erforscht.

Kisspeptin würde sich daher für Therapiezwecke bei Patienten eignen, die an Störungen des Lustempfindens (sexuelle Funktionsstörungen), die neben physischen auch psychische Ursachen haben können, leiden. Folgestudien seien daher notwendig.