Trend Hub

"Pink Tote Lid Moments": Eltern sind besorgt über TikTok-Trend

Im Zuge der "Pink Tote Lid Moments" auf TikTok erzählen Nutzer von traumatischen Kindheitserfahrungen. Während der Trend vielen Jugendlichen ein Ventil bietet, um sich Gehör zu verschaffen, mahnen Experten nun zur Vorsicht.

Was sind "Pink Tote Lid Moments"?

Der Begriff "Pink Tote Lid Moments" entstand als ein Mädchen in einem TikTok-Video schilderte, wie ihre Mutter ausflippte, nachdem sie ihr nicht sofort beim Aufräumen half. Konkret ging es darum, pinke Haarteile – deshalb auch der Name (englisch pink tote lid) – wegzuräumen. Die Jugendliche duschte gerade, weshalb ihre Mutter zusätzlich gegen die Badezimmertür hämmerte. Die Episode fasste das Mädchen in einem TikTok-Video zusammen. Es folgten zahlreiche Kommentare, in denen die Mutter als "missbräuchlich" dargestellt wurde.

Nachfolge-Videos von TikTok-Nutzern

Obwohl das Originalvideo inzwischen gelöscht wurde, inspirierten diese Schilderungen zahlreiche andere Nutzer, ihre eigenen traumatischen Kindheitserfahrungen zu teilen. Die Videos, oft mit Billie Eilishs melancholischem Song "What Was I Made For?" untermalt, reichen von Erlebnissen emotionaler Vernachlässigung bis hin zu Missbrauch. Was als spezifisches Ereignis begann, hat sich schnell zu einem Sammelbegriff für belastende Erinnerungen entwickelt.

Alle Inhalte anzeigen

Die Reaktionen: Zwischen Reflexion und Kritik

Mit der Verbreitung des Trends äußerten viele Eltern Angst, selbst als "Pink Tote Lid Mom" zu gelten – also als Elternteil, das Frustrationen oder Stress an den Kindern auslässt. Influencer wie Nicki Marie ("Nicki Unplugged") fordern eine differenzierte Betrachtung: "Keiner von uns ist perfekt, und es gibt Momente, in denen Eltern überfordert reagieren. Aber das bedeutet nicht automatisch Missbrauch." Gleichzeitig plädieren viele für mehr Geduld und ein bewussteres Verhalten im Umgang mit Kindern.

Psychologin nimmt Stellung

In einem Interview mit Independent äußerte sich auch eine Kinderpsychologin zu dem Trend. Dr. Willough Jenkins, Professorin an der University of California in San Diego, bestätigte, dass "Displacement" – also die Übertragung von Stress auf andere – ein häufiges Phänomen unter Eltern. Die Daten des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums bestätigen dies: 48 Prozent der Eltern gaben 2023 an, sich an den meisten Tagen überfordert zu fühlen. Jenkins betont, wie wichtig es sei, solche Fehler zu erkennen, die Gefühle der Kinder zu validieren und Beziehungen durch Entschuldigungen zu reparieren.

Psychologische Perspektive: Chancen und Risiken

Der Trend bietet die Möglichkeit, über mentale Gesundheit zu sprechen und Kindern sowie Jugendlichen das Gefühl zu geben, mit ihren Gefühlen gehört zu werden. Laut Jenkins kann dies der erste Schritt sein, um professionelle Hilfe zu suchen. Doch das Teilen von traumatischen Erlebnissen auf öffentlichen Plattformen birgt auch Gefahren. Sie äußert vor allem zwei Gefahren:

  1. Sekundäre Traumatisierung: Zuschauer könnten durch das Hören der Geschichten selbst emotional belastet werden.
  2. Reviktimisierung: Menschen, die bereits Traumata erlebt haben, könnten durch das erneute Aufrollen ähnlicher Geschichten retraumatisiert werden.

Was können Eltern tun?

Eltern sollten an erster Stelle offen für Gespräche über Erlebnisse und Gefühle ihrer Kinder sein und bezüglich gefährlicher Dynamiken, die das Internet vorantreibt, hellhörig sein. Für schwerwiegendere psychologische Herausforderungen empfiehlt es sich, Schulpsychologen als erste Anlaufstelle zu nutzen und langfristig professionelle therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.