Leben/Mode & Beauty

Yves Saint Laurent: Zwischen Genie & Wahnsinn

Als der französische Couturier Yves Saint Laurent 2008 im Alter von 71 Jahren an einem Gehirntumor starb, trauerte die Modewelt. Jeder wollte ihm die letzte Ehre erweisen. Seine Designer-Kollegen von Christian Lacroix bis Valentino, seine Musen wie Schauspielerin Catherine Deneuve und seine Mannequins Laetitia Casta, Claudia Schiffer oder Carla Bruni – zu dieser Zeit bereits Première Dame. Sie kam mit ihrem Mann, dem damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zur Beerdigung. Betroffen huldigte er dem Modeschöpfer: "Monsieur Saint Laurent hat die Mode in den Rang der Kunst erhoben und zur Strahlkraft der französischen Kultur in der ganzen Welt beigetragen."

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Rivalen

Ein anderer bedeutender Mann fehlte. Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Warum? Die anfänglichen Freunde wurden über die Jahre zu Rivalen. Auch diesen Aspekt behandelt die berührende Leinwandbiografie "Yves Saint Laurent" von Jalil Lespert. Der erst 24-jährige Shootingstar Pierre Niney spielt den zerbrechlichen Modeschöpfer Saint Laurent mit überragender Authentizität, Nikolai Kinski verkörpert im Film Modezar Karl Lagerfeld (ein Interview mit ihm lesen Sie heute in KURIER Lebensart).

Yves Saint Laurent wuchs im Oran, Algerien auf. Mit elf Jahren fertigte er für eine Theateraufführung von Molières "Kritik der Schule der Frauen" an seinem Gymnasium Kostüme an. Seine Mutter erkannte sein Talent und förderte ihn. Er zog nach Paris und studierte an der Modeschule "Chambre Syndicale de la Haute Couture". Michel de Brunhoff, der damalige Direktor der französischen Vogue, machte ihn mit Couturier Christian Dior bekannt. Der Meister des "New Look" erkannte das Potenzial des jungen Designers und nahm ihn bei sich auf. Als er 1957 verstarb, wurde YSL, 21-jährig, sein Nachfolger. Die erste Kollektion für Dior war ein Erfolg. Trotzdem endete seine Karriere vorerst 1960 mit dem Einzug zum Militärdienst.

Nervensache

Der zartbesaitete, schüchterne und introvertierte Kreative erlitt mehrere Nervenzusammenbrüche. Man attestierte ihm manische Depression und behandelte ihn mit Elektroschocks und Drogen. Das führte zu seiner lebenslangen Drogenabhängigkeit.

Es war die Begegnung mit der "Liebe seines Lebens", Pierre Bergé , die seinen Erfolgsweg pflasterte. Sie gründeten 1961 das Modeunternehmen Yves Saint Laurent. Damit wurde der Großmeister der Haute Couture zu einem der einflussreichsten Modeschöpfer der Welt.

Seine Kreationen, wie der Safari-Look, wurden gefeiert und weltweit kopiert. Und obwohl der Agoraphobiker sich bereits 2002 in seine private Oase in Marrakesch zurückzogen hatte, lebten seine revolutionären Kollektionen weiter. Seine treuen Wegbegleiter wie Schauspielerin Catherine Deneuve oder Model Jerry Hall tragen seine Designs heute noch mit Stolz.

"Yves Saint Laurent" läuft ab 18. April im Kino

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Es war 1966, als der Modeschöpfer Yves Saint Laurent erstmals den Damen-Smoking präsentierte und damit schockierte. Der androgyne Frauentyp war damals nicht gefragt, Weiblichkeit stand im Vordergrund. Dazu sein Lebenspartner Pierre Bergé: „Er war ein libertärer Anarchist, der der Gesellschaft Bomben vor die Füße geworfen hat. Er war eben mehr als ein Designer, er gab den Frauen Freiheit und Macht.“

Seine eleganten Hosenanzüge sind nach wie vor beliebt. Topmodel Jerry Hall war eines seiner Mannequins. Bei einem KURIER-Interview 2013 antwortete sie auf die Frage nach ihrem Lieblings-Kleidungsstück: „Meine Smokings von Yves Saint Laurent. Nicht nur, dass sie mir noch passen, sie sind die bequemste Alternative zum bodenlangen Abendkleid.“