Leben/Mode & Beauty

Von wegen konservativ: Die Mode der Theresa May

Da zieht erstmals seit 26 Jahren eine Frau in die Downing Street Nr. 10, und was zeigt das mächtige Boulevardblatt The Sun auf dem Titelblatt? Schuhe. Stöckelschuhe mit Leoparden-Muster, Glitzersteinchen und kleinem Absatz. Darüber das Wortspiel "Heel, Boys!" – "Heel" bedeutet im Englischen nicht nur Stöckel, sondern auch "Bei Fuß!". Wie passend.

Denn die Besitzerin des extravaganten Schuhwerks ist Theresa May, seit heute Premierministerin der Briten und Chefin vieler (männlicher) Tory-Politiker. Kaum war bekannt, dass die 59-Jährige auf David Cameron folgen würde, stürzte sich die Presse auf den unkonventionellen Modestil der Ex-Innenministerin: Zu Kostümen und Mänteln in – zumindest für Politiker – knalligen Farben kombiniert May mit Vorliebe ausgefallene Schuhe und Statement-Ketten. Viele Briten sind begeistert ob der ungewohnten Farbenpracht im Parlament und bejubeln May in den sozialen Netzwerken schon jetzt als Stilikone.

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Für die Gestaltung ihrer Titelseite musste The Sun dennoch viel Kritik einstecken: Eine Politikerin über ihr Schuhwerk zu definieren, sei sexistisch und nicht zeitgemäß. "Es ist 2016 – findet ihr, dass das eine angemessene Berichterstattung ist?", wollte eine Frau auf Twitter wissen. "Das ist beleidigend", fand auch eine andere.

Schuhe als Eisbrecher

Fakt ist: Pfarrerstochter May, die erst als finanzielle Beraterin arbeitete und dann in die Politik wechselte, ist sich bewusst, dass Leoparden-Schuhe beim Amtsantritt mehr Aufsehen erregen als schwarze Pumps. "Ich bin eine Frau, und ich liebe Kleidung und Schuhe", antwortete sie bei einer Konferenz, als sie auf ein knallrotes, von den Medien als "Power Dress" tituliertes Kleid angesprochen wurde. Dass hinter ihrer Kleiderwahl eine politische Strategie stecke, bestritt sie aber.

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Mays Faible für außergewöhnliche Schuhe kam erstmals 2002 zum Vorschein, als sie in Leoparden-Heels zu einem Parteitreffen der Konservativen erschien. "Ich bereue das nicht", beteuerte sie später, angesprochen auf die mediale Präsenz ihrer Kleidung. Ihre Schuhwahl sei schon oft ein Eisbrecher gewesen, erzählte sie vor fünf Jahren in einem Interview: "Unlängst sah ich eine junge Frau, die ein schönes Paar Schuhe trug. Ich sagte, dass sie mir gefielen, und sie antwortete, meine Schuhe wären der Grund dafür, dass sie in die Politik gegangen wäre."

Nicht nur Frauen

Längst wird in der Öffentlichkeit nicht mehr nur über das Aussehen weiblicher Politiker diskutiert: Donald Trumps Frisur wurde zum Gespött im Netz, über Bundeskanzler Kerns Maßanzüge berichteten sogar ausländische Medien.

May, die aus ihrer Liebe zu Mode nie ein Hehl machte, klagte kürzlich, ihrem Ruf als Stilikone von nun an ständig gerecht werden zu müssen: Nie wieder könne sie schlichte Schuhe tragen, ohne die Öffentlichkeit zu enttäuschen. Man darf also gespannt sein, mit welchen politischen und modischen Ideen die Premierministerin in Zukunft überraschen wird.

"Wenn ich auf der Titelseite sein will, muss ich nur meine Frisur ändern", sagte Hillary Clinton einmal. In den Präsidentschaftswahlkampf ging sie schließlich mit einem gesträhnten "Bouffant": Der Name des Haarschnitts leitet sich vom französischen Wort für "bauschig" ab, der Oberkopf wird voluminös auftoupiert, die Seiten hängen lose herab. Die Frisur gilt als Markenzeichen von Powerfrauen und wurde schon von Marie Antoinette oder Jackie Kennedy getragen. Clinton lässt sich den Schnitt 600 Dollar kosten – dafür hat er sogar einen eigenen Twitter-Account (@Hillarys_Hair).

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Auch Margaret Thatchers Lieblingsaccessoire wurde zum Machtsymbol: Ohne eine ihrer ledernen Handtaschen verließ die Iron Lady selten das Haus. Das Wort "Handbagging" wurde später sogar ins Oxford Dictionary aufgenommen – als Synonym für ihre kompromisslose Politik und den oft rücksichtslosen Umgang mit anderen. 2011 wurde eine Tasche der ehemaligen Premierministerin versteigert. Erlös: knapp 28.000 Euro.