Die Frau, die als Erste Zeit auf dem Handgelenk trug
Von Maria Zelenko
Das Tragen einer Uhr auf dem Handgelenk erscheint heute als Selbstverständlichkeit. Doch der Weg von der Taschenuhr bis zum Zeitmesser, wie man ihn heute kennt, war lang. "Das erste Mal, dass Zeit auf einem Handgelenk getragen wurde, war von einer Frau", sagt Petros Protopapas, Direktor des Omega-Museums in Biel, im Gespräch mit dem KURIER. "Und nicht wie häufig angenommen von einem Mann."
Queen Elizabeth I wünschte sich ein Ührchen
Geschichtlich fundiert ist, dass Queen Elizabeth I. 1575 ein Wunschgeschenk in Form eines Ührchens (wie Historiker sie nennen) erhielt. Die Kleinstuhr hatte der Uhrmacher damals auf ein Schmuckstück montiert, welches explizit dafür gemacht war, am Handgelenk getragen zu werden. "Somit war diese Bestellung der weltweit erste tragbare tickende Zeitmesser", weiß der Experte.
Durchforstet man die spätere Geschichte, kommt man ebenfalls an Frauen – und nicht an Männer. Es ist ein Gerücht, dass die Armbanduhr ursprünglich für Männer im Krieg hergestellt wurde. Auch in den Archiven von
Erst Kriege führten zu den ersten Ausnahmen von der Regel. "Für Soldaten war die Uhr überlebensnotwendig", sagt Protopapas. "Wenn das eigene Leben davon abhängt, möchte man eigentlich nicht zuerst in der Jackentasche nach der Uhr suchen." Die Notwendigkeit, schnell die Zeit ablesen oder stoppen zu können, führte schlussendlich auch bei den Herren zum Tragen einer Uhr auf dem Handgelenk.
Nach dem Krieg machten Heimkehrer, die ihre Uhr stolz auf dem Handgelenk trugen, diese zum Trend. Anfang des 20. Jahrhunderts galt es für Frauen plötzlich als unschick, ihre Uhren sichtbar zu tragen - und die "Secret Watches" wurden erfunden. Die Geheimuhren, die auf den ersten Blick wie normale Schmuckstücke aussahen, ermöglichten es ihnen die Zeit trotzdem im Blick zu behalten. Erst viele Jahre später erkämpften sich die Frauen das Recht zum Tragen einer Armbanduhr wieder zurück.