Leben/Mode & Beauty

Die neue Woll-Lust

Bewusst statt hastig: Das Wort "Slow" (also langsam) liegt seit Jahren im Trend – und begleitet andere Trendbegriffe wie "-Food" oder auch "-Fashion". In all diesen Bereichen strebt man danach, der Schnelllebigkeit entgegenzuwirken. Umgelegt auf die Modeszene bedeutet es in erster Linie das Aufstreben von Manufaktur-Marken wie Maiami oder Luxuslabels wie lala Berlin. Sie alle setzen auf Altbewährtes: nämlich auf Strick. Stricken galt ja lange als unmodisch. Heute jedoch ist die Masche mit der Masche kreative Couture und hat mit dem kratzigem "Omi-Strick" von einst überhaupt nichts mehr zu tun.

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Die Kunst der Knitwear

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Zurückzuführen ist der Strick-Trend auf zwei Dinge. Einerseits wird der Wunsch, dem Hightech-Alltag zu entkommen, immer lauter – auch bei der Mode. Ganz nach dem Motto "Maschen- statt Massenware", reagieren avantgardistische Knitwear-Labels wie Maiami auf dieses Bedürfnis und nehmen es zum Anlass, sich einer entschleunigten Strick-Strategie zu widmen. Andererseits ist es die Sehnsucht nach Geborgenheit in einer Zeit, in der nicht nur die Temperaturen sinken, sondern es manchmal auch an menschlicher Wärme mangelt. "Es war kalt ... Strick gibt einem das Gefühl von etwas Warmen, Wohligem, etwas Altem und trotzdem Neuen", schwärmt Leyla Piedayesh, die aus diesem Grund ihr Strick-Trendlabel "lala Berlin" ins Leben gerufen hat Das beeindruckte sogar die strenge Modekritikerin Suzy Menkes. Eine Begeisterung, die ansteckt. Heute wird die Maschenware von Berlin bis Wien als heiße (und teure) Ware gehandelt.

Auch international gesehen, ist Strick en vogue: Von New York über Tel Aviv bis nach Kopenhagen trifft man in den Metropolen überall auf die bunten Fäden.

Urban Knitting

In Form von Trendteilen oder wollenen Graffitis, so genanntem "Urban Knitting", das sich um öffentliches Hab und Gut wie Bänke und Lampenmasten schlängelt – und so das Stadtbild prägt. Genauso wie moderne Nähcafés, die Strickzirkel anbieten und beinahe täglich in den Stadtzentren neu eröffnen. Wer sich dort sehen lässt, ist en vogue. Schließlich gehört jeder, der strickt, zur chicen "Do it Yourself"-Bewegung.

Die neue Masche

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Gibt’s die "typischen Stricker"? Ja. Er bzw. sie sieht – auch wenn man von Stereotypen gerne Abstand nimmt – meist so aus: Der durchschnittliche Nadel-Fan ist weiblich, über 25 Jahre alt und arbeitet tagsüber in einem mondänen Loftbüro. Am Feierabend oder Wochenende trifft man sich dann bei Nadeln, Kuchen, Kaffee oder Wein. Mit Gleichgesinnten, die ebenfalls der Masche verfallen sind. Für sie ist Stricken Rückzug, eine Möglichkeit der Globalisierung zu entfliehen – es schafft Balance. Wie Yoga, zumindest laut einer
Studie der Harvard Medical School.

Abgesehen vom meditativen und monotonen Klappern der Stricknadeln geht es heute aber auch um eines: Selbstdarstellung. Glich das Wort "Selbstgestricktes" noch vor zehn Jahren einem Schimpfwort, so hat es heute durchaus Chic. Dabei geht es weniger darum, günstige Alternativ-Kleidung zu produzieren, sondern vielmehr um den Versuch, mit Eigenkreationen, oft aus sehr kostspieliger Wolle, dem Einfallsreichtum freien Lauf zu lassen. Man will sein eigener Designer sein – in einer Zeit, wo Mode selten Maß- sondern meist Massenware ist.

Tradition und Moderne

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Mode mit Mehrwert

Die einstige Berliner Stylistin Maike Dietrich gründete ihr Label (links) Maiami, mit dem Wunsch, traditionelles Handwerk mit dem heutigen Zeitgeist zu verbinden. Strick wurde zur Basis ihrer Kreationen, plakative Motive zum Markenzeichen.

Kreativ im Alleingang

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auch in Wien der Strick-Leidenschaft stilgerecht widmen: Strickkurse werden bei Madame Kury (www.madamekury.com) wie auch im Wiener Wollcafé Laniato angeboten. Chice Wolle und Knit-Kits , Strickanleitungen inklusive Material, gibt es bei www.woolandthegang.com zu kaufen oder man behilft sich mittels Video-Tutorial zum Mitstricken auf www.nadelspiel.com

Maschenware - Nachmachen erwünscht

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Die strickbegeisterte Leyla Piedayesh kommt leider kaum mehr dazu, die Stricknadeln zu schwingen. Mit ihrem Label lala Berlin animiert sie jedoch andere dazu: In Kooperation mit dem Wollgroßhändler Lana Grossa wurde diese Saison bereits zum zweiten Mal eine Strick-Kollektion (links) kreiert, die zum Nachstricken mit hochwertigen Materialien einladen soll. Das Magazin mit Strickanleitungen sowie das passende Material gibt es im Fachhandel. Infos dazu finden Sie unter:www.lanagrossa.de