Der Mann, der Audrey Hepburn einkleidete
Vor gut zwei Jahren ist Hubert de Givenchy mit den Erinnerungen an seine Muse Audrey Hepburn an die Öffentlichkeit gegangen. Nun will der französische Modeschöpfer seine Giacometti-Sammlung veräußern. Er wolle Ordnung bringen in sein Leben, sagte der Couturier vor wenigen Wochen in einem Interview der französischen Zeitung Le Figaro.
Das kleine Schwarze aus "Frühstück bei Tiffany"
Er werde bald seinen Geburtstag feiern und da müsse er in die Zukunft blicken. Hubert de Givenchy hat jahrzehntelang Traumkreationen für Frauen geschaffen. Am Montag (20.2.) wird der Ästhet 90 Jahre alt.
Weißes, dichtes Haar, schlank und über zwei Meter groß: Sein Alter sieht man ihm nicht an. Doch seit rund drei Jahren trennt er sich von Dingen und Erinnerungen, die ihm in seinem Leben teuer waren. So veröffentlichte er im Jahr 2014 "To Audrey with Love". In dem Buch sind rund 150 Skizzen von Kleidern vereint, die er für die 1993 gestorbene Hollywood-Schauspielerin entworfen hatte. Das Werk sei eine Hommage und ein Geschenk an eine wunderbare Freundin.
Elizabeth Taylor, Jacqueline Kennedy und Marlene Dietrich: Hubert de Givenchy kleidete viele berühmte Frauen ein. Aber Hepburn war seine Muse. Gemeinsam schufen sie eine neue Silhouette der Hollywood-Stars: elegant und weiblich. In ihrem Erfolgsfilm "Frühstück bei Tiffany" steckte er sie in das berühmte kleine Schwarze, das noch heute ein Muss für jede modebewusste Frau ist. In "Sabrina" trat sie in einem Traum aus Weiß auf.
Doch nicht nur in ihren Filmen trug sie seine Kreationen. "Seine Modelle sind so einfach und vollendet gut", sagte sie über seine Schneiderkunst. Und er über sie: "Sie hatte erstens die Figur eines Mannequins, dann hatte sie früher Ballettunterricht, sie wusste also, wie man sich bewegt, wie man geht. Sie hatte Klasse." Über 40 Jahre lang dauerte die gegenseitige Bewunderung und Freundschaft.
Als geborener Graf Hubert James Marcel Taffin de Givenchy wurde ihm der gute Geschmack in die Wiege gelegt. Seine Familie war wohlhabend, sein Großvater Direktor der historischen Gobelinfabrik im nordfranzösischen Beauvais. In seiner Familie achtete jedes Mitglied auf gute Kleidung, wie der Designer immer betont.
Auch die Vorliebe für Luxus hat er geerbt. Er besitzt das Renaissance-Schloss Jonchet bei Romilly-sur-Aigre rund 70 Kilometer von Chartres entfernt, eine Villa auf der Atlantikhalbinsel Cap Ferret, ein herrschaftliches Stadthaus in Paris und eine große Kunstsammlung.
Auktion bei Christie's
Von einem Teil seiner Schätze trennt sich der Schöngeist nun. Die 22 Werke der Brüder Giacometti sollen am 6. März bei Christie's in Paris versteigert werden. Unter den Skulpturen und Designmöbeln von Diego befindet sich auch eine Skulptur von dessen älterem Bruder Alberto. Die Werke werden auf sieben Millionen Euro geschätzt.
Auch zu Diego verband den Modeschöpfer eine lange Freundschaft, die Anfang der 70er-Jahre begann. Er gab bei Diego, der 1985 starb, viele Arbeiten in Auftrag. Die meisten waren für sein Schloss Jonchet bestimmt. Er habe Glück gehabt, dass ein so großer Künstler wie Diego Giacometti für ihn so schöne Dinge geschaffen habe, erzählte Givenchy dem "Figaro".
Ballonmäntel und Samtbustiers
Hubert de Givenchy schuf den berühmten "Ballonmantel", grazile Samtbustiers, freche Glockenröcke und Hüte, die oft das Gesicht verdeckten. Mit 25 Jahren gehörte er zu den Jüngsten seiner Zunft. Anfang der 50er-Jahre gründete er sein eigenes Haus. Bereits mit seiner ersten Kollektion aus eng anliegenden Jerseykleidern und leinenen Abendroben im Februar 1952 sorgte er für Aufsehen.
Vor mehr als 25 Jahren begann der Couturier sich allmählich zurückzuziehen. Zunächst verkaufte er 1988 sein Modeunternehmen, das Teil des Luxuskonzerns LVMH wurde, 1995 nahm er dann schließlich auch als Designer mit einer spektakulären Modeschau Abschied von der Schneiderkunst. Ihm folgten beim Modehaus Givenchy unter anderem die beiden exzentrischen Briten John Galliano und Alexander McQueen.
Heute zieht sich Givenchy immer mehr aus dem Leben zurück. Seit seiner in Buchform veröffentlichten Ode an Hepburn im September 2014 gibt er nur noch selten Interviews. Mit der Versteigerung seiner Giacometti-Werke im März setzt er seinen Abschied fort.