Gucci: Wenn Fantasie keine Grenzen kennt
Guccis neue Mode zelebriert sich im Überschwang an Ideen. Die von Alessandro Michele entworfene Kollektion war der erste Höhepunkt der Mailänder Modewoche, der am Mittwochnachmittag gezeigt wurde. Die Show-Woche mit den Trends für die Saison Herbst/Winter 2016/17 läuft noch bis Montag.
Der Italiener Michele, erst seit einem Jahr im Amt, hat bereits einen neuen, unverwechselbaren Stilcode für das Traditionshaus entwickelt. Keines der rund 80 gezeigten Gucci-Outfits - auch einige Männermodelle waren dabei - glich dem anderen.
Leder trifft auf Tüll
Micheles Frauenbild ist so vielschichtig, dass es sich gängigen Kategorien entzieht. Trug ein Model einen Lederbomber mit massiv ausgebauter Schulterpartie, versank das nächste in einem Tüll-Schwall. War eine entrückt wirkende Märchen-Prinzessin mit ihrem theatralischen Kleid dem Blick entschwunden, lief eine Party-Queen im grellen Pelz auf. Es gab kräftige Farben und üppige Drucke, Schleifen und Schleier - und sieht, obwohl so heterogen arrangiert, doch in sich harmonisch aus.
Dass diese Vorführung mit einer Verzögerung von einer Stunde statt der in Mailand üblichen 30 Minuten begann, hatte "politische" Gründe. Zum ersten Mal überhaupt eröffnete der amtierende italienische Regierungschef die Mailänder Modewoche. Matteo Renzi und 180 geladene Gäste, darunter die Mailänder Designerelite von Giorgio Armani bis Donatella Versace, trafen sich direkt vor der Gucci-Show zu einem festlichen Mittagessen im Palazzo Reale.
Bereits am Mittwochvormittag leiteten die Marken Grinko, Blugirl und Genny das Programm der "Milano Moda Donna" ein. Genny versuchte dabei einen stilistischen Spagat zwischen der Tänzerin Josephine Baker und dem Paris der 1920er-Jahre sowie den kühlen Frauen Helmut Newtons. Es glitzerte und schimmerte vom Lurex-Anzug bis zum Charleston-Kleid. Fransen wippen selbst am Kaschmirbody, Plissees weiten das Hosenbein, Schwarz-Weiß-Kontraste streuen Momente der Strenge ein.