Leben/Mode & Beauty

Großes Griss um asphaltscheue Sohlen

Alle Inhalte anzeigen

Wenn Hadi Reda am Sonntag zur Sneakerness Convention geht, packt er seine Schuhe in den Rucksack. "Sie könnten schmutzig oder beschädigt werden", sagt er. Reda sammelt Turnschuhe. Dreihundert, großteils ungetragene Paar Schuhe hatte Hadi Reda über die letzten zehn Jahre in seiner nur 33 kleinen Wohnung in Wien verstaut.

Als vor einem Jahr seine Tochter auf die Welt kam, verkaufte er schweren Herzens einen Teil seiner Sneakerssammlung und finanzierte damit die Hälfte seines Einfamilienhauses. Klarerweise gibt es in dem Haus ein Schuhzimmer für seine Sneakers. "Ich hatte immer schon eine Leidenschaft für einzigartige Schuhe", sagt Reda, "bis vor einem Jahr gab ich den Großteil meines Geldes für Schuhe aus."

Er ist einer der vielen Sammler weltweit, die sich stundenlang über Schnürsenkel, Schuhputzmittel und Turnschuhe unterhalten können. "Das Jagen ist eine urmännliche Eigenschaft", sagt ein Szenekenner, "und wir jagen nach fabriksneuen, seltenen Turnschuhen."

Für "Sneakerheads" zählen nur ungetragene, ins Originalpapier eingewickelte Schuhe, die in unbeschädigten Schachteln liegen. Das stellte den 19-jährigen Sneakersammler Michael Frantsich vor ein Problem. "Ich habe in London Schuhe eingekauft. In meiner Tasche war nicht genug Platz für die Schachteln", erzählt er. Aber er wollte auf keinen Fall die Verpackung im Hotelzimmer lassen, "weil das hätte den Wert der Schuhe massiv verringert". Deshalb zerlegte er die Schachteln vorsichtig und packte sie in die Tasche. In Wien angekommen, bastelte er die Schachteln wieder zusammen.

"Ich besitze 97 Paar Sneakers und ein Paar normale Schuhe. Die musste ich zu meiner Matura tragen", sagt er. Jetzt arbeitet er in einem Sneakersladen. "Mehr als die Hälfte meines Ein­kommens investiere ich in Schuhe", erzählt er. In seiner kleinen Wohnung gibt es selbstverständlich auch ein Schuhzimmer.

 

Hochzeit

Besonders stolz ist Frantsich auf ein Paar schwarze Air Jordans. "Die zieh ich zu meiner Hochzeit an", sagt er. Jetzt braucht der Single nur noch eine Braut – die seine Leidenschaft nach Möglichkeit auch teilt. Denn auch die Urlaubsplanung richtet sich nach Schuhen: Über Internetforen, auf Facebook (WOMFT) und Blogs (www.paar-laden.at) verbreiten sich die Nachrichten über Sneaker-Releases von Herstellern rasend schnell. Von manchen Schuhen werden nur sechs Paare nach Europa geliefert. Deshalb fuhr Frantsich mit anderen Sneakerheads nach Italien. Drei Tage lang campierten sie vor dem Schuhladen, bis ihnen der Händler endlich ein Paar Turnschuhe für knapp 300 Euro verkaufte.

Hadi Reda sammelt jetzt auch Sneakers für seine Tochter. 12 Paar hat er schon.

INFO:

Sneakerness Convention,

16. September, 11 bis 19 Uhr,

Media Opera Neu Marx,

Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien.

www.sneakerness.com

Weiterführende Links