Elbphilharmonie: Karl kehrt mit Chanel heim
Von Maria Zelenko
Nostalgisch wird er laut eigener Aussage nicht gern. Dennoch dürfte diese Woche für Karl Lagerfeld besonders emotional gewesen sein. Der Modemacher kam anlässlich der Präsentation der neuen Chanel-Kollektion in seine Heimatstadt Hamburg. Sie sei das Tor zur Welt, sagte seine Mutter einst zu ihm: "Aber du musst auch durchgehen." Bereits 1953 verließ er Deutschland in Richtung Paris, um dort Karriere als Designer zu machen. Jetzt kehrte er zu seinen Wurzeln zurück – mit einer spektakulären Show in der neuen Elbphilharmonie.
Faszination "Elphi"
Mit der Métiers d’Art-Kollektion huldigt Karl Lagerfeld jährlich der Handwerkskunst der Ateliers, die das Herz von Chanel ausmachen. Für die Modenschauen sucht er stets nach außergewöhnlichen Locations. Das Salzburger Schloss Leopoldskron diente als Kulisse, auch Dallas und Rom standen bereits auf der Liste. Dass die Wahl gerade jetzt auf Hamburg fiel, ist Jacques Herzog und Pierre de Meuron zu verdanken. Die von den beiden Architekten entworfene Elbphilharmonie faszinierte den Designer bereits vor Jahren. Angeblich liebäugelte er sogar mit dem Kauf einer von Luxus-Wohnungen in der 110 Meter hohen Glaskonstruktion. Interessanter fand Lagerfeld das wellenförmige Dach des futuristischen Gebäudes. "Elphi", wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird, thront auf einem in den Sechzigerjahren errichteten Speicher aus den für das Stadtbild typischen Klinkern (Anm.: Ziegelsteine).
Hamburg zu Beginn der Swinging Sixties spiegelte sich auch in den Entwürfen wider, denn Karl Lagerfeld zitiert in seinen Métiers d’Art-Kreationen immer den Ort, an dem sie gezeigt werden. Kurz nach 19 Uhr setzte das Orchester im großen Saal zur Ouvertüre an. Beginnend mit dem obersten Rang stiegen die Models, darunter Cindy Crawfords Tochter Kaia Gerber, die vielen Stufen bis zur Bühne hinab, um dort mit den Musikern im Hintergrund zu posieren.
Ahoi à la Chanel
Zu Miniröcken mit A-Linie und kurzen Shiftkleidern wurden spitz zulaufende Stiefeletten gezeigt. Bereits Firmengründerin Coco Chanel hatte sich ihrerzeit von den Cabanjacken und gestreiften Matrosenhemden der Handelsflottenarbeiter inspirieren lassen. Ersteres fällt in der Zwischenkollektion, die im Frühherbst 2018 in die Filialen kommt, dank versetzter Taille breiter aus und ist mit einem hohen Kragen versehen. "Das ist die neue Kontur", erklärte Karl Lagerfeld.
Perfektes Accessoire zu den hoch geschnittenen Hosen: Die in Schwarz, Rot und Weiß gehaltenen Seemannsmützen, sogenannte Elbsegler, die bei manchen Models als zusätzliches Highlight mit Seidenchiffon versehen waren. Die Detailverliebtheit des Designers und seiner Atelier-Mitarbeiter zeigte sich nicht zuletzt an den Knöpfen in Form von Ankerschrauben und Handtaschen im Ziehharmonika-Look. Nostalgie hin oder her: Karl Lagerfeld hat sich sowohl mit der einzigartigen Location als auch der Kollektion ganz klar zu seiner Herkunft bekannt.