Axel Prahl: Verhängnisvolle Lust am Lustigsein
Von Maria Gurmann
Wenn es nach Axel Prahl ginge, „dann sollte der Tag 72 Stunden haben“. Der deutsche Schauspieler ist vielseitig und viel beschäftigt. Von Dreharbeiten zu einer Kafka-Verfilmung in Saarbrücken kommt er direkt zur Volksbühne Berlin. Sein neunköpfiges Inselorchester wartet schon auf den Soundcheck. Jeder wird mit einer herzhaften Umarmung begrüßt, bevor er für den Theater-Rundgang bereit ist.
Prahl singt Prahl. „Lange Zeit hab’ ich damit gehadert, mein Hobby, die Musik, zum Beruf zu machen“, erzählt der kleine, charismatische Mann aus Neustadt in Holstein, während er sich in der Theaterkantine die erste Zigarette anzündet. Mit 16 war es schon sein Jugendtraum, „einmal eine eigene Schallplatte in den Händen halten zu können, wo mein Name drauf steht, mit meinen Liedern“, sagt der 52-Jährige .
Vor eineinhalb Jahren schaffte er es endlich. Seine erstes Album, „Blick aufs Mehr“, mit selbst komponierten und getexteten Songs, kam auf den Markt. Warum hat es solange gedauert? „Wenn man davon leben will, genötigt ist, auch auf Hochzeiten zu spielen und Musikbox-mäßig unterwegs sein muss – dazu hatte ich nun keine Lust.“
Tournee
Als „Tatort“-Hauptkommissar Frank Thiel kennt ihn sein Stammpublikum. „Auf der Fanseite sind mindestens 150.000 Leute, das ist schon irre“, sagt der Schauspieler. Zwei Mal im Jahr dreht er 23 Tage lang für die Münster-Tatort-Folgen. Die restliche Zeit wird Prahl auch nicht fad. Er engagiert sich für Kinder-Hilfsprojekte, reist von einem Konzert zum nächsten und dreht zwischendurch Filme. Anfang April erscheint das Drama „Enemy To Die For“ in den Kinos.
Als Kind wollte er eigentlich Pfarrer werden. „In der Annahme, dass der nur einen Tag die Woche arbeiten muss“, sagt Prahl lachend und zündet sich die nächste Zigarette an. Seine Vielseitigkeit zeigte sich schon in der Jugend. Nach einer Metallerausbildung studierte er Mathematik und Musik auf Lehramt. Seine Mutter, eine Verkäuferin, die Akkordeon spielte, erkannte seine Musikalität. „Die Triebfeder war der Neid. Ein Freund hatte eine Gitarre und spielte seine neusten Griffe, das war cool. Da hat mir die Oma eine zwölfsaitige Westerngitarre aus dem Katalog bestellt. Ich hab’ gleich sechs Saiten abmontiert und verbissen geübt“, erinnert sich Prahl, der sich in der Studentenzeit als Straßenmusikant in Spanien seinen Urlaub verdiente.
Vorbilder
Abgesehen von seiner Mutter habe ihn sein Stiefvater, ein Beamter am Arbeitsamt, geprägt. „In seinen Wertvorstellungen – Anstand und Bescheidenheit.“ Trotz seines Erfolges ist Axel Prahl ganz bodenständig geblieben. „Was nicht zu verwechseln wäre mit Schlichtheit. Normal ja, aber mit Sinn für Ästhetik und Interesse für philosophische Themen, was man auch in den Liedertexten hört.“
Er sei ein sozialer und emphatischer Mensch. „Mir liegt das Wohlsein der anderen, insbesondere bei der Arbeit, sehr am Herzen“, sagt der Teamplayer. Manchmal könne es passieren, „dass mir mit der verhängnisvollen Lust am Lustigsein etwas aus dem Mund fallen kann, was den anderen verletzt. Nach dem Motto: Lieber einen guten Freund verlieren als eine gute Pointe“, sagt der zerstreute Künstler, der „öfter mal am Suchen von Schlüsseln“ ist, mit einem Augenzwinkern, bevor er sich die Gitarre schnappt und zu seinen Musikern auf die Bühne hüpft.
Info: Axel Prahl & das Inselorchester,11. 3. Wien, Konzerthaus; 12. 3. Salzburg, Republic
Fotos: Andreas Teich