Das Comeback des Escada-Erben
Ich bin eine Zeit lang ziemlich in der Luft gehangen“, sagt Sven Ley im KURIER-Gespräch über die seine Krise in den vergangenen Jahren. Beim Wien-Besuch anlässlich der Österreich-Expansion seiner britischen Edleschneiderei Huntsman sprach der gebürtige Münchner er über das schwere Erbe seiner Eltern.
Alles schien in Butter - bis zur großen Misere im Jahr 2009.
Die große Enttäuschung
Das Luxusmodehaus, das vor allem die präsente Mutter Margarethe in den 80er Jahren zu großem Erfolg kam, schlittert in die Insolvenz. Sven Ley setzt alles daran, das Unternehmen in der Familie zu behalten. Gemeinsam mit der engen Familienfreundin, Megha Mittal, plant er, Escada zu kaufen. Doch die Dame spielt plötzlich auch alleine im Bieterverfahren mit, und erwirbt das Unternehmen ohne Ley. Seine Zukunftspläne muss er adacta legen. „Es ist eine Tragödie, was sie aus der Marke gemacht haben. Es macht mich traurig, wenn ich an den leeren Escada-Shops mit den fürchterlichen Kleidern vorbeilaufe. Da hilft offenbar auch alles Geld nichts, das sie reinpumpen.“
Jetzt hat Ley aber endlich neue Aufgaben gefunden und mischt im Modebusiness wieder eifrig mit - als CEO der britischen Traditionsmarke Huntsman. Schon König Edward VIII. trug die maßgeschneiderte Ware. Seit Kurzem gibt es eine Ready-to-Wear Kollektion, und auch die offiziellen Polo-Shirts werden vertrieben. Die Edel-Schneiderei sponsort die Polomannschaft, bei der Prinz Harry als Kapitän um Tore reitet.
Nach Trennung wieder vereint
Nicht nur beruflich, auch privat läuft es bei Ley wieder rund. Nach einer zwischenzeitlichen Trennung von seiner Frau, lebt die Familie mit den Kindern Clementine (5) und Balthazar (6) wieder vereint in London.
Sein kurzes Singledasein verbrachte er in Österreich. Schon als Student hatte er für ein Jahr in Wien gelebt: „Ich war Stammgast in der Loos-Bar. In Österreich wird gemütlicher gefeiert, und das meine ich absolut positiv“. Sein zweiter Wohnsitz in der Alpenrepublik wurde ein alter Bauernhof, eine Stunde von München entfernt. „Meine Kinder liebten das Schifahren dort.“ Und schließlich kam auch Zoe vorbei: „Meine Frau sollte mich für ein paar Tage besuchen kommen, daraus wurden sechs Wochen. Seither sind wir wieder zusammen.“ Sven Ley genießt sein neues Leben - auch ohne Escada.
Nein, Huntsman verkauft kein Jagdzubehör. Der Name der Edelmarke geht auf den Nachnamen des Gründers zurück. Huntsman ist einer der ältesten Herrenschneider Londons. Seit 1849 werden dort maßgeschneiderte Anzüge gefertigt. Frank Sinatra, Cary Grant, aber auch Bill Clinton oder Daniel Brühl leisteten sich bereits den feinen Zwirn der Traditionsschneiderei. Ab 7500 Euro geht's los.
Günstigere Linie
Die Kollektion wird in England etworfen und in Italien zum Großteil per Hand gefertigt. "Bei Anzügen hat man natürlich nicht so viel Spielraum, was das Design angeht. Deswegen sind die Stoffe extrem wichtig, die den Entwurf einzigartig machen. Wir arbeiten viel mit Kaschmir und Wolle", erklärt L'Roubi, der eigentlich als Designer für die kleine Frauenabteilung bei Huntsman vorgesehen war, und den ganzen Laden dann kurzerhand gekauft hat.
Prinz Harry & König Edward VIII
Auch ihre offiziellen Polo-Shirts (ab 149 Euro) werden erstmals verkauft. Huntsman sponsort die Polomannschaft, in der Prinz Harry als Kapitän um Tore reitet.
Auch auf der Leinwand werden L'Roubis Entwürfe auch bald zu sehen sein. Der neue Film "Kingsmen" mit Colin Firth und Michael Caine wird von Huntsman ausgestattet.
In Wien sind Kreationen der Marke erstmals bei House of Gentlemen am Kohlmarkt zu haben.