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Ruth Brauer-Kvam: Ein sonniges Energiebündel

Die Kammerspiele sind seit einigen Wochen ihr zweites Wohnzimmer. Entweder gibt sie dort ihren Operettenabend ("Die Unschuld vom Lande", 14. und 15. Juni) oder sie probt für die nächste Saison. Immer dabei: Naomi, die neun Monate alte Tochter von Ruth Brauer-Kvam und ihrem Mann Kyrre Kvam. "Sie will keinen Schnuller und kein Flaschi." Dafür umso lieber Muttermilch. "Alina, unsere Große, habe ich auch eineinhalb Jahre gestillt", erzählt die Jüngste der drei Töchter von Künstler Arik Brauer in der renovierten Theatergarderobe.

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Vor einem Jahr stand die 42-Jährige hochschwanger als Moderatorin auf der Bühne des Life Balls. "Naomi hat vier Kilo bei der Geburt gewogen. Dein Papa ist halt ein Wikinger", sagt das Fliegengewicht von 49 Kilo lachend ins Kinderwagerl, während das Baby zufrieden an Dörrobst knabbert. "Ich kann essen, was ich will. Wir haben das Drahtige von unserem Vater geerbt." Auf dem Weg zur Strandbar Herrmann bei der Urania gönnt sie sich ein Eis. Fünfzehn Jahre lang war die Schauspielerin, die Tanz und Gesang studierte, Vegetarierin. "Ich hab so viel gearbeitet, war dann so schwach, das ist einfach nicht mehr gegangen. Jetzt esse ich zumindest Hendl, aber nur Bio."

Intensiv

Heuer bleibt keine Zeit für den Life Ball. Zwei Premieren in der nächsten Saison der Kammerspiele, die Familie, "und ich unterrichte noch dazu Schauspiel und Liedinterpretation an einer Musicalschule". Strapazen steckt Ruth Brauer locker weg. "Unser Leben ist nicht anstrengend, aber intensiv."

Die Lebensfreude, die dieses zarte, fröhliche Wesen mit dem roten Hut ausstrahlt, ist nicht gespielt. Die steckt im ganzen Brauer-Clan und ist ansteckend, "meine Eltern haben mir beigebracht, wie man Träume verwirklicht. Und dass Kreativität etwas ganz Selbstverständliches ist und nichts Besonderes. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar."

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Mit ein Grund für ihr sonniges Gemüt sei auch die himmlische Kindheit, die sie mit ihrer Familie in Israel verbrachte. "Dort ist es ganz normal, dass man mit Energie und Kraft durchs Leben geht. Heut’ is heut’ und was morgen kommt, werden wir sehen. Es ist die Konzentration aufs Positive im Leben." Ein kleines, feines Büchlein, schrieb und zeichnete die Künstlerin ("Mit guten Gedanken kann man fliegen", Amalthea Verlag), um ihren Kindern ihre wichtigsten Werte zu vermitteln.

Bühnenkollege Alexander Pschill, mit dem sie auch gemeinsam die amerikanische Schule in Wien besuchte, beschreibt Ruth als "Sonnenschein und Energiebündel". Rebellisch war sie in der Pubertät. "Ich habe mich richtig schön aufgelehnt, so habe ich meine schwer gesuchte Identität gefunden", erzählt die 2011 mit dem Nestroy-Preis als beste Schauspielerin Ausgezeichnete.

Gegensätze

Grundverschieden sind sie und ihr Mann Kyrre (38), den sie vor zehn Jahren im Schauspielhaus, wo sie gemeinsam auftraten, kennenlernte. Wie Tag und Nacht sind sie. Er ist Protestant, sie Jüdin. Er, der besonnene Norweger. Sie, die temperamentvolle Südländerin. "Und das ist gut so. Wir ergänzen einander und nehmen’s mit Humor. Manchmal bin ich ihm einfach zu schnell."

Seit der Geburt von Tochter Alina (9) geht der Musicalsänger neue Wege. Als begabter Komponist schrieb Kvam die Filmmusik der ORF-Serie "Braunschlag", für "Tatort" und jetzt auch für die neue David-Schalko-Serie "Neues Geld". Hörenswert auch seine CD "2508 The K & L Orchestra". Musik ist das Lebenselixier von Kyrre und dem Brauer-Clan. "Also doch nicht nur Gegensätze", sagt die Schauspielerin, während sie ihr Baby freudestrahlend beobachtet. Naomi krabbelt in Windeseile sehr selbstbewusst durch den Sand und zieht sich an den Beinen einer fremden Mutter hoch. Ruth resümiert vergnügt: "Sie hat eine jiddische Chuzpe."

Mein Vater sagte immer: Das schaffst du schon.

Lachen kann ich, wenn meine Kinder lachen.

Tränen fließen vor Rührung. Zurzeit bin ich total rührselig.

Wütend werde ich, wenn es um Rassismus geht. Jegliche Ausgrenzung von Menschen ist mir zuwider.

Meine schönste Erinnerung an die Kindheit: Wassermelonen essen – am Strand in Israel.

Wenn ich traurig bin, höre ich israelische Musik, zum Beispiel Idan Raichel.

Zeit nehme ich mir für meinen Mann. Ganz bewusst, weil er gerade zu kurz kommt.