Romy Schneider: Schicksalsschläge eines Weltstars
Von Georg Markus
Wenigstens im Tod sollte sie ihre Ruhe finden. Daher wurde sie nicht auf dem Pariser Künstlerfriedhof Père-Lachaise bestattet. Und auf ihrem Grabstein steht nicht Romy Schneider, sondern ihr bürgerlicher Name Rosemarie Albach. Doch all die Vorsichtsmaßnahmen haben nicht verhindert, dass jetzt ihr Grab auf dem Dorffriedhof von Boissy-sans-Avoir, westlich von Paris, geschändet wurde.
Man schrieb den 2. Juni 1982, als die gebürtige Wienerin hier begraben wurde. Noch-Ehemann Daniel Biasini, Gérard Depardieu, Jean-Claude Brialy und Michel Piccoli gaben ihr das letzte Geleit. Nur einer fehlte: Alain Delon, die große Liebe ihres Lebens. Er wollte dem "Spektakel" nicht beiwohnen und nahm später allein von ihr Abschied.
Betrogen, gedemütigt
Mit Alain Delon ist auch schon einer ihrer Schicksalsschläge beim Namen genannt. Er hat sie betrogen, gedemütigt und verlassen, und doch ist sie nie von ihm losgekommen. In ihren späteren Beziehungen hat sie immer nur Delon gesucht – und natürlich nicht gefunden. Auch nicht in ihrem ersten Mann Harry Meyen, dessen Scheidung und späteren Selbstmord sie nicht ertragen hat. Ebenso wie die Trennung von Daniel Biasini, der Nr. 2.Ein Horror war schon ihre Kindheit, in der sie von ihren Eltern, den Filmstars Magda Schneider und Wolf Albach-Retty, abgeschoben wurde.
Als sie 15 war, begann sich ihre Mutter für sie zu interessieren – natürlich nicht aus plötzlich entflammter Liebe, sondern weil sie sah, dass Romy ihrer eigenen Karriere förderlich sein konnte: Magda Schneiders große Zeit war vorbei, da erkannte sie, dass es im Schatten ihrer begabten und schönen Tochter auch für sie wieder aufwärts ging. Tatsächlich akzeptierte Romy in ihren ersten Jahren als Schauspielerin nur Angebote, in denen es auch Rollen für "Mami" gab.Gelitten hat Romy dann auch unter dem Welterfolg ihrer "Sissi"-Filme, durch die sie sich schon mit 17 Jahren als ewige Kaiserin Elisabeth abgestempelt sah. "Sissi hing wie ein Klotz am Bein", schrieb sie in ihr Tagebuch. "Ich war nicht mehr Romy, nur noch Sissi!" Und dennoch schaffte sie eine Weltkarriere – nach "Sissi".
Der Tod des Sohnes
"Verzeihen Sie, wenn ich das so simpel sage, aber das hätte besser laufen können mit meinem Leben", sagte sie in einem ihrer letzten Interviews. Dabei konnte sie nicht ahnen, dass die größte Katastrophe noch vor ihr lag: Am 5. Juli 1981 sollte ihr Sohn David, 14 Jahre alt, tödlich verunglücken.Sein Tod war auch ihrer. Romy Schneider starb ein knappes Jahr später, am 29. Mai 1982 mit 43 Jahren an einer Tabletten-Überdosis.
Ihre Tragödie taucht jetzt, da ihr Grab geschändet wurde, wieder auf. Wenn sie darin überhaupt bestattet ist. Denn Alain Delon, der ihr Begräbnis organisiert hat, soll einmal gesagt haben, dass Romy Schneider in Wahrheit anderswo beerdigt wurde. "Um sie nicht den Geiern und Gaffern zu überlassen".