Stars/Opernball

Orden muss sein!

Für den Opernball werden sie am Donnerstag von den Spitzen der Republik und von solchen, die dafür gehalten werden, erneut aus ihren Schatullen hervorgeholt. Hängen dann an Frack und Ballkleid, um so auf besondere Verdienste aufmerksam zu machen.

Gold glänzen die ganz Besonderen. Silber funkeln dagegen die anderen.

Doch kaum einer der Geehrten und auch keiner von uns macht sich Gedanken, was an so einem Orden alles dranhängt.

Aushängeschilder

Ja, auch Orden werden heutzutage in China hergestellt. Doch in den Ehrenzeichen-Kanzleien des österreichischen Bundespräsidenten und der Landeshauptleute sitzen noch Beamte, die „Ehre, wem Ehre gebührt“ für keine leere Floskel halten.

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Und da kommt die Wiener Firma Victoria Award Diplomingenieur Richard Huber ins Spiel. Die beschäftigt unter anderem zehn speziell ausgebildete Handwerker, für die das filigrane Herstellen und Bemalen der Aushängeschilder ihrerseits eine besondere Ehre darstellt.

Diese ausgezeichneten Spezialisten arbeiten im sogenannten Wiener Werkstättenhof, einem mehrgeschoßigen Gebäude an der Wienzeile, das im Jahr 1908 vom Kaiser eröffnet worden ist.

In einem Kellerabteil ist der Werkzeugmacher Karol Toth am Werken. Der geborene Ungar gilt bei Hubers als Universalgenie. Kein Wunder. Immerhin 44 seiner 59 Lebensjahre beschäftigt ihn die Frage, wie man Metalle wie Messing, Kupfer bzw. die kupferhaltige Messing-Legierung Tombak am Geeignetsten prägt, graviert, stanzt und schneidet.

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Mit der notwendigen Erfahrung wählt er aus knapp 100.000, teilweise uralten Präge-Werkzeugen die richtigen Formen aus, die dann mit bis zu 600 bar Druck auf die relativ weichen Metallplatten gepresst werden. Sein nicht minder erfahrener Kollege Alexander Machian, eigentlich ein gelernter Goldschmied und auch schon 37 Jahre im Beruf, erledigt dann die Feinarbeit. Hier wird noch ein Loch gebohrt und dort werden noch abstehende Teile vom Orden weggesägt. Machian sagt ohne Wenn und Aber: „Der Bundesadler hat so seine Tücken.“

Eine Jobgarantie gibt es auch für ihn nicht. Zwar kann die Republik die Verleihung von Orden nicht von heute auf morgen einstellen, weiß er. Dafür wäre eine Änderung der Verfassung notwendig. Sie könnte aber aus Spargründen ihre Aufträge flugs auch nach Fernost vergeben. Und dann würde ein weiteres Gewerbe unehrenvoll von der Bildfläche verschwinden.

„Aufs Häusl“

In einer Schrift des Bundeskanzleramts heißt es sinngemäß, dass die Dekorationen mit der entsprechenden Achtung getragen werden sollen. Das Zitat eines bekannten Wienerlied-Sängers, wonach der sich seinen Orden „aufs Häusl“ hängen wollte, hat Christine Foitl persönlich genommen.

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Foitl ist gelernte Uhrmacherin. Behutsam und präzise trägt sie mit einem Pinsel die aus zerriebenem Glaspulver bestehende, nach dem Brennen brillante Email-Farbe auf. Dem respektlosen Barden hinter die Ohren bzw. auf sein Klopapier geschrieben: Es sind weit mehr als 100 Handgriffe und Arbeitsschritte, die sie und ihre Kollegen benötigen, um aus einem schlichten Stück Metall einen glänzenden Orden herzustellen.

In ihrer Schublade sammelt Foitl diverse Zeitungsausschnitte, Berichte von Menschen, die soeben ausgezeichnet wurden. Bei der Ansicht der Bilder wirkt sie dann doch versöhnt: „Etwas herzustellen, worüber sich andere freuen und womit sie sich geehrt fühlen, ist doch ein schönes Gefühl.“

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