Morten Harket: a-ha, noch immer so fesch!
Von Nina Ellend
Zugegeben: Dieser Morten Harket ist kein leichter Interviewpartner. Er geht den Dingen gerne auf den Grund, hinterfragt sein Leben und den Umgang mit den Fans, die ihn seit Jahrzehnten begleiten. "Weck’ mich auf, bitte!", sagt der 56-jährige Frontman der legendären Band "a-ha" im KURIER-Gespräch vor seinem Konzert in der Wiener Stadthalle. Nach 30 Jahren feiert er mit seiner Kultband, die Mitte der 1980er-Jahre mit dem Hit "Take on me" ihren großen Durchbruch feierte, ein Comeback. "Wenn Du meine Aufmerksamkeit willst, dann wecke mich mit etwas auf, das mich interessiert", fügte der gebürtige Norweger hinzu.
Sein Händedruck ist fest. Überraschend fest. Und, ja, er sieht verdammt gut aus ... Durchtrainiert und schlank wie damals, als sich seine Fans Poster von ihm im Duzend an die Wand tapezierten. "Ich esse kein Weizenmehl und keine Kartoffeln", sagt Harket, "Ich fühle mich so leichter, weil sich so kein Wasser anstaut. Ich bin weniger müde und habe mehr Energie." Auch Alkohol trinkt der Vater von fünf Kindern von insgesamt drei Frauen kaum: "Ich bevorzuge es, einen wachen und klaren Geist zu haben." An Details seines letzten Wien-Besuchs kann sich der Popstar kaum mehr erinnern: "Wenn man dreißig Jahre auf der Bühne steht, dann verschwimmt alles zur Einheitssuppe. Aber ich erinnere mich daran, wie sich Wien angefühlt hat."
Feinfühlig und tiefsinnig, ja so könnte man den Sänger, der mit vier Geschwistern in Oslo aufwuchs, bezeichnen: "Ich war schon immer so. Oberflächlichkeit interessiert mich nicht. Mich faszinieren oft Kleinigkeiten, die ich mir dann im Detail anschaue." Auf der Bühne sei er der gleiche Mensch wie privat: "Aber es gibt offenbar eine Projektion von dem, was ich bin, die über die Medien transportiert wird: Mich interessieren Ruhm & Startum nicht. Es ist eine sehr primitive Angelegenheit." Das Verhalten der Fans treibe ihn zusehends weg von ihnen: "Sie wollen immer noch mehr, noch eine Unterschrift, noch ein Selfie, es hört nie auf, ich kann sie nie zufriedenstellen."
Früher habe er Astrologen und Kartenleser belächelt: Doch als er vor 15 Jahren in Norwegen seinen Heiler kennenlernte, da änderte sich das schlagartig: "Durch ihn habe ich gemerkt, wie wenig ich weiß. Er hat Zugang zu Dingen, die ich nicht habe, das muss ich akzeptieren. Er gibt mir keine Ratschläge, er analysiert nicht, sondern sein Körper reagiert auf Fragen, die ich ihm stelle." Als Kind wurde Harket in der Schule gemobbt, wie er in seiner brandneuen Biografie "My take on me" (Edel Verlag) erzählt: "Das hatte sicher einen ganz großen Einfluss auf meinen Werdegang."Seine Lebensgeschichte hatte ein Ghostwriter für ihn aufgezeichnet: "Doch er erzählte alles aus seiner journalistischen Sicht. Ich bin drei Wochen Tag und Nacht gesessen und habe jedes Kapitel überarbeitet, um zu zeigen, wie ich die Dinge sehe, was für ein Wertesystem ich habe und was für mich wichtig ist."