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Carrey über Lewis: "Er ist Teil meiner DNA"

Keiner hatte den klassischen Hollywood-Slapstick besser drauf als Jim Carrey (55), der mit Filmen wie "Ace Ventura" oder "Bruce Allmächtig" für Furore sorgte. Aber in den letzten Jahren wurde es etwas ruhiger um den gebürtigen Kanadier.

Der "Die Maske"-Star hat seine Zeit hauptsächlich mit Malen verbracht. Bei den Filmfestspielen in Venedig gab er jetzt aber mit seiner Dokumentation "Jim & Andy: The Great Beyond" ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

Mit dem KURIER hat er darüber und über seine besondere Beziehung zu seinem großen Idol, die kürzlich verstorbene Komiker-Legende Jerry Lewis, gesprochen.

KURIER: Sie nennen Jerry Lewis als eines Ihrer großen Vorbilder. Ist das auch, weil er die Welt ähnlich sah wie Sie?

Jim Carrey: Er ist Teil meiner DNA. Seine Freiheit in seiner Kunst und seine Respektlosigkeit für Normalität sind auch in meiner Karriere als Komiker. Ich stehe nicht mit beiden Füßen am Boden der Realität und liebe die Idee, dagegen bewusst zu rebellieren. Jerry hat mit seiner Art von Komödie die Grenzen der Realität so stark gedehnt, dass es fast Anarchie war. Er war komplett frei von den Sicherheitsvorrichtungen, mit denen wir durchs Leben gehen, und das hat mich wiederrum sehr befreit. Viele haben Jerry als einen gesehen, der den Narren hervorkehrt. Aber es ist genau der Mut zum Narren, der uns befreit.

Ihre liebste Erinnerung an ihn?

Es war bei seiner 90. Geburtstagsparty. Ich hielt eine Rede und saß am Tisch mit ihm und Robert De Niro. Wir lachten über einen Witz, den Jerry vor Jahren gemacht hatte, als ihn Reporter fragten, ob er zwischen uns Ähnlichkeiten entdecken könne. Er sagte ,Ich kann definitiv meinen Einfluss erkennen. Es kann ja sein, dass ich vor ein paar Jahrzehnten Jims Mutter gevögelt habe!‘

Sie sagen in der Doku, dass Sie nie fühlten, Sie gehören dazu. Wollen Sie denn überhaupt dazugehören?

Ich habe erkannt, dass ich es nicht will, als ich ,Ace Ventura‘ gespielt habe. Das war mein Versuch, Hollywood zu zerstören, nicht ein Teil davon zu werden. Ich wollte die Idee des Hauptdarstellers ruinieren. Als Jugendlicher willst du dazugehören. Und wenn du es nicht tust, dann findest du Wege, dir die Anerkennung anders zu holen. Manche werden Komiker.

Die Doku zeigt, wie verrückt es deshalb auch bei den Dreharbeiten zugegangen ist.

Es war psychotisch, irre, Jim Carrey hat nicht existiert zu dem Zeitpunkt.

War das wirklich notwendig? Ist schauspielen nicht genug?

Ich dachte immer, meine Persönlichkeit bedeutet mir alles auf dieser unglaublichen Reise durch mein Leben. Aber Charaktere in Filmen zu spielen, ganz besonders mit Andy Kaufman, da realisierst du plötzlich, dass du die Figur als Figur spielst, nicht mehr als Menschen.

Sie meinen, es wird zur Karrikatur, zur Imitation?

Es macht dir klar, dass du selbst dein ganzes Leben von einer Figur gespielt wirst. Es gibt diese Labels, die uns aufgestempelt werden, oder die wir uns selbst aufstempeln. Ideen über unsere Herkunft, über unsere Nationalität. All die sollen Anker sein für ein Boot, das gar nicht existiert. Wir versäumen unser Leben, weil wir diesen Ankern nachjagen: Oh, ich bin Italiener, das ist es, was ich bin. Tatsache ist, dich gibt es gar nicht. Du bist nichts als ein Haufen Ideen. Wir nehmen diese Ideen, setzen sie zusammen und tragen sie wie ein Bettelarmband oder wie eines dieser Krankenhausbänder, wo unsere Namen draufstehen. Aber das ist doch nicht, wer und was wir sind.

Tragen nicht gerade Schauspieler mit ihren Rollen Masken?

Ja, und wenn jemand die Maske abnimmt und authentisch ist, fällt es den anderen sehr schwer die ihren aufzulassen.