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Frühstück mit Roger Cicero

Leicht hat er es sich nicht gemacht, der Hamburger Barde auf Promotion-Tour in Wien. Aber warum nicht, wenn man es drauf hat, und wenn der Zehn-Stunden-Dauer-Interview-Tag gerade erst begonnen hat (und der nächste Journalist schon seine Warteschleife um den Musiker zieht).

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Einen Slot hat der KURIER bei Roger Cicero bekommen, so heißt das in der Musikbranche, ein kleines Zeitfenster, das normalerweise Piloten zum Starten oder Landen ihres Flugzeugs benutzen dürfen. Zeit ist knapp bemessen, wenn Musiker spätabends im Hotel einchecken, um am nächsten Abend schon wieder abzufliegen. Dazwischen reden sie sich den Mund fusselig zu den meist immer gleichen Fragen, um bloß nicht das Thema Nummer 1 zu vergessen: Die neue Platte ("In diesem Moment" ist bereits die vierte und am Freitag erschienen) .

Rhythmuswechsel

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"Ich hab' einen völlig anderen Rhythmus im Moment", sagt Roger Cicero und versenkt das Kipferl im Cappuccino, "wenn ich auf Tour bin, lass ich mich meist gleich nach dem Konzert in den nächsten Veranstaltungsort chauffieren." Er kommt dann zwar kaum vor vier ins Bett, kann aber bis Mittag schlafen und vor allem: durchschlafen. "Das ist wichtig, für den Körper und für die Stimme," sagt er, "die braucht Nachtruhe an einem Stück."
Hier zeigt sich schon, dass der Sohn eines rumänischen Einwanderers und einer Dresdner Mutter sein Fach von der Pieke auf gelernt hat: Klavier, Gitarre, und Jazzgesang hat er studiert. Seine Fans, und das sind zum überwiegenden Teil Frauen, wissen das hoffentlich zu schätzen. Sie wissen nämlich auch, was sie an ihrem Roger haben, und das hat mit inneren Werten wenig zu tun: Da geht's dann eher um den verträumt-coolen Blick, der da unter seinem Markenzeichen, dem Hut, hervorkommt - Frank Sinatra lässt grüßen.

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Ruhig, betont höflich, ein Familienmensch, das ist der 41-Jährige privat (sein Sohn Louis ist dreieinhalb). In seinen Liedern dreht sich fast alles um die Liebe aus Männersicht, wahlweise den Gefühlsüberschwang oder die Depression, die sie mit sich bringt. Da geht's um Frauen, die Männern den Kopf verdrehen, und um Männer, die ihr Konto plündern, um Frauen "einen Ring oder einen Nerz" zu schenken. Der feministischen Zeitschrift Emma ist Letzteres sauer aufgestoßen und hat ihm deshalb den Titel "Pascha des Monats" verliehen. Cicero übt halt die permanente Gratwanderung zwischen Frauenversteher und Macho. Festlegen will er sich da keineswegs ("Das ist keine Frage, die ich mir stelle."), weil gerade dieses Spannungsfeld die Fantasie seines Publikums anregt.

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Schon als Kind war er der Junge mit der Gitarre, der jede freie Bühne nutzt, um ein, zwei Songs loszuwerden. Dabei war der erste Kontakt zur Musik noch eine Rebellion dagegen: "Mit vier Jahren haben mich die Eltern in den Klavierunterricht gesteckt. Ich hab das nicht so gemocht. Das hat dann schnell wieder aufgehört." Mit zehn Jahren hat er sich freiwillig der Gitarre angenähert: "Das war angenehmer, weil mein Lehrer gleich Songs mit mir einstudiert hat." Von den ersten Akkorden bis zur Rampensau war es dann ein kleiner Schritt.

Bühnenprofi

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Ein Jahr später trat er im Vorprogramm der Schweizer Chanson-Sängerin Helen Vita auf, mit 16 hatte er seinen ersten Fernsehauftritt. "Den Schritt zur Bühne hab' ich immer gesucht. Vor Leuten stehen, singen und spielen, das war für mich normal. Und das ist auch nach wie vor das, was ich an meinem Job am meisten liebe."

Mit 19 Jahren stand er regelmäßig auf der Bühne, auch und vor allem mit seinem Vater und dessen Jazz-Band. "Mir ist das damals gar nicht so bewusst gewesen, aber ich wurde mit traumhaften Bedingungen konfrontiert. Ich ging auf die Bühne und konnte mich fallen lassen, getragen von einem Weltklasse-Trio. Das waren unglaubliche Momente, wo ich den Eindruck hatte, vollkommen mit der Musik zu verschmelzen."

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Die Liebe zur Musik und einen klangvollen Namen, der sich per se zum Künstlernamen eignet, das hat er (unter anderem) von seinem vor 14 Jahren verstorbenen Vater mitbekommen. Einzig, dass ihm der Vater seine Muttersprache nicht beigebracht hat, das kann er ihm nicht verzeihen. Auch wenn er versteht, warum: "Er war ein Flüchtlingskind und hat unter dem kommunistischen System sehr gelitten. Er wollte nicht, dass sein Kind damit etwas zu tun hat und hat den Strang zur Vergangenheit gekappt."

Multitalent

Heute nutzt Cicero seine Qualitäten auf der Bühne in vielerlei Form. Vor drei Jahren hat er in der filmischen Biografie Hildegard Knefs, der deutschen Produktion "Hilde", seine erste Filmrolle gespielt. Vor einem Jahr startete er seine Karriere als Fernsehmoderator an der Seite von Mirjam Weichselbraun in der Show "Die Hit-Giganten", Gesangseinlagen mit seiner Big-Band inklusive.

Den wichtigsten Auftritt in Sachen Mainstream hat er ohnedies schon 2007 absolviert, Platz 19 von 24 Startern beim Eurovision-Songcontest. Wie kommt der studierte Musiker zum Songcontest? "Ich hab' da keine Berührungsängste gehabt," sagt er und lacht, "das war eine relativ spontane Handlung. Und ich hab' mich ja nicht komplett angepasst und gesagt, da sing ich einen Schlagertitel, damit das gut ankommt. Ich bin mit den Sachen hin, die ich mache, das war eine deutschsprachige Swing-Nummer. Und der Erfolg ließ eh auf sich warten."

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Den lockeren Umgang mit Erfolg und Misserfolg kann sich Cicero leisten, weil er von seinen Talenten her breit aufgestellt ist. Das beginnt bei seiner Musik, die zwischen Chanson, Swing, Soul und Pop mäandert, geht über seine TV- und Filmambitionen bis hin zum stabilen Handstand, den er gern vor einem Auftritt macht, um Körper und Geist in Schwung zu bringen. Seine gute Verfassung verdankt er Power-Yoga, einer intensiven Mischung aus Kraft, Balance und Dehnung. "Ab 40 merkt man, dass jedes Wehwehchen etwas länger dauert. Da kann ich Power-Yoga nur empfehlen."

Österreich-Konzerte

Roger Cicero ist 2012 drei Mal live in Österreich zu sehen: In Linz am 11. April, in Graz am 12. April und in Wien am 13. April.
Karten auf www.oeticket.com

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