Stars

Franzobel: Die Bundeshymne, ein Krimi

Die Diskussion um die Bundeshymne will nicht verebben. Das "Sommerloch" hat nicht nur laut heimischer Politiker seinen Höchststand erreicht: "Die Hymne soll so bleiben, wie sie ist", wiegelte Bundeskanzler Werner Faymann am Dienstag im Ministerrat ab, nachdem ÖVP-Volksanwältin Gertrude Brinek sich für den Wettbewerb um eine neue Nationalhymne ausgesprochen hatte.

Schriftsteller Franzobel zählt zu den Befürwortern einer solchen Competition, wie er im KURIER-Gespräch betont: "Ich bin dafür, dass man nicht nur den Text ändert, sondern auch die Melodie." Es stelle ein große Verlockung dar, als "Volksdichter" etwas zu schreiben, das "in den Boden gemeißelt ist und bei allen offiziellen Anlässen gesungen wird."

Den Text jedoch so zu verfassen, dass sich alle heimischen "Interessensvertreter"- und "-innen" angesprochen fühlen, halte er für unmöglich: "Ich würde mich auf die die schönen Seiten Österreichs konzentrieren. Den guten Schmäh, die Gemütlichkeit, die Freiheit, die unser Land bietet." Eine kräftige Portion Ironie würde, wie so oft in seinen Werken, sicherlich miteinfließen: "Deshalb würde ich den Wettbewerb auch nicht gewinnen."

Alle Inhalte anzeigen
Zum Glück ist Franzobel nicht auf das Dichten von Hymnen angewiesen: Am kommenden Montag erscheint sein erster Krimi "Wiener Wunder", der nicht sein letzter sein soll: "Leichen gab es schon in anderen Werken von mir. Aber noch nie habe ich die Frage ,Wer ist der Mörder?’ gestellt."

Ein befreundeter Sportler, der des Dopings überführt wurde, lieferte den "Stoff" für das neue Buch: "Er hat mir viel erzählt. In der Fiktion ist vieles sagbar, was in der Realität nicht erzählbar ist." Das Faszinierende an dem neuen Genre sei der Spannungsbogen, der sich durch die Geschichte zieht: "Ich habe lange nicht gewusst, wie es ausgehen wird. Zum Schluss gab es einen unerwarteten Schlenkerer." Seine Ehefrau, Schauspielerin Maxi Blaha, erwies sich als "perfekte Testleserin". Den Krimi schrieb der 47-Jährige wie all seine Werke im Bett liegend: "Wenn ich beim Schreiben nicht weiter weiß, döse ich. Im Halbschlaf läuft ein Film ab, den ich, wenn ich aufwache, umsetze. Es ist ein kreativer Prozess."