Wie die Zuschauer in Salzburg auf Plácido Domingo reagierten
Von Barbara Reiter
Nein, ein Interview wolle Plácido Domingo (78) nicht geben, lässt uns Ulla Kalchmair, Pressechefin der Salzburger Festspiele wissen. Es sei alles gesagt. Wir erinnern uns: Dem Weltstar waren von neun Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen worden. Domingo signalisierte in einem Statement, im Gegensatz zum mittlerweile suspendierten Gustav Kuhn in Erl, trotz Zurückweisung der Vorfälle in der dargestellten Form, in gewisser Weise Reue.
Fakt ist aber auch: Für die angeblichen Geschehnisse in den 1980er-Jahren, gibt es keine Beweise und gegen Domingo wird nicht polizeilich ermittelt. Insofern ist die Entscheidung von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, am Auftritt Domingos bei der konzertanten Aufführung der Verdi-Oper „Luisa Miller“ nicht zu rütteln, sehr gut nachvollziehbar.
Domingos Frau Marta, eine mexikanische Sopranistin, die seit 57 Jahren mit dem Weltstar verheiratet ist, steht ihrem Mann offenbar bei. Sie kam am Samstag allerdings alleine zu Verdis „Simon Boccanegra“ und ließ sich in den für Zaungäste uneinsehbaren Innenhof des Festspielhauses chauffieren.
So machte es gestern vor dem Beginn von „Luisa Miller“ auch Domingo selbst und schickte seinen Sohn Alvaro, 50, vor das Festspielhaus, um Blumensträuße von Fans entgegenzunehmen.
Zu den Vorwürfen selbst wollte sich Domingos Bühnenkollege Piotr Beczala aus Mexiko nicht äußern. „Wir singen gemeinsam ein Konzert, das wird toll.“ Ähnlich reagierte Kulturmanager Georg Springer: „Ich freue mich, eine Traumbesetzung!“ Domingo schauen und hören kam auch Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn (mit Susanne Riess).
Der Opernstar wurde am Ende der Aufführung mit Standing Ovations gefeiert. Und nach dem Konzert genoss er noch das Bad in der Menge.
Schon gestern war Hahns künftige Chefin, die designierte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mit Ehemann Heiko, bei „Simon Boccanegra“ zu Gast.