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"Einmal noch tanzen" - Chmelars Erinnerungen an Elfriede Ott

Meine erste persönliche Begegnung mit Elfriede Ott datiert aus dem Jahr 1988. Damals durfte ich als relativ frischg‘fangter „Seitenblicke“-Reporter über die erste Ausstellung der hochbegabten (Hobby-)Malerin berichten.

Am Schauplatz, einer prall gefüllten Innenstadt-Galerie, war auch ihr Lebensmensch, der Autor und Kritiker Hans Weigel, den sie dann, 1991, kurz vor seinem Tod, noch heiraten würde. Weigel nahm mich im Trubel beiseite - welche Ehre! - und erzählte mir, in der improvisierten Küche, Künstler-Anekdoten. Leider ohne laufende Kamera.

Etwa diese, mit Augenzwinkern in Richtung „Evi“ Ott (ihre Mutter wollte eine Eva, ihr Vater setzte sich mit Elfriede durch, wodurch die Mischform daraus der Mutter doch noch irgendwie zu ihrem Recht verholfen hatte): Der Maler fragt den Kunstkenner am Tag nach der Vernissage mehrerer Maler: „Na, wie haben Ihnen meine Bilder gefallen?“ - „Ihre Bilder waren die einzigen, die man sich anschauen konnte ... Denn vor den anderen standen immer so viele Menschen!“ Am meisten lachte darüber die Ott, die just in diesem Augenblick vor dem Gedränge im Nebenraum Zuflucht gesucht hatte. Auf ihrem Arm trug sie einen Chihuahua, der, wie sich herausstellte, der Bruder meines Chihuhuas war, also aus dem selben Wurf stammte, und den meine Frau gleichfalls mit dabei hatte. So kam es quasi auch zu einer Familienzusammenführung, die den beiden Hunden übrigens herzlich wurscht war. 

Was ich der Ott verdanke, sind Dutzende gehobener Anekdotenschätze aus ihren letztlich sieben Jahrzehnten auf allen großen Bühnen, neben all den Großen der Bühne - Hans Moser, Oskar Werner, Ernst Waldbrunn (ihr erster Ehemann) oder Fritz Muliar (der sein Leben lang heftig um sie gebuhlt hatte). Bei einer Fernsehshow, die ich um 1998 für den ORF moderieren durfte („Countdown - das Prominentenquiz“) war sie eine Kandidatin. Doch plötzlich, in einer Umbaupause während der Aufzeichnung auf dem Küniglberg, war sie spurlos verschwunden. Ich fürchtete schon, es wäre an meiner Performance gelegen ... Doch, des Rätsels Lösung war: Sie hatte sich irrtümlich in der Toilette selbst eingesperrt und musste von geschickten Fachkräften kunstgerecht befreit werden.

Das eindringlichste Wort schenkte mir die Ott 2016, als sie eben den „Goldenen Moser“ überreicht bekommen hatte und ich sie, damals 91, nach ihrem sehnlichsten Wunsch für den goldenen Spätherbst ihres reichen Lebens fragte. Sie hielt kurz inne, deutete auf ihr linkes Knie (das mehrfach operiert worden war und das sie letztlich in den Rollstuhl gezwungen hatte) und seufzte: „Einmal noch tanzen.“ Das war ein Denkanstoß, der mich taumeln ließ. Danke, Evi!