Wo ist Gigi?
Wiedersehen macht Freude. Cavalese hat sich in den letzten zehn Jahre gut gehalten. Es ist, wie es war. Nur Gigi fehlt.
Um keine falschen Hoffnung aufkommen zu lassen: Es geht nicht um einen ÖFB-General. Es ist auch keinerlei Wehmut, weil ein Kollege gleichen Spitznamens nicht mehr die nordische Familie verdirbt.
Aber jener Gigi war vor zehn Jahren immer beim Gigi. Er und seine Kollegen hatten schon einen Stammtisch beim "Da Gigi". Abends nach getaner Arbeit knackten die Grissini, knallten die Korken, blubberte die Pasta.
Die Mama vom Gigi kochte, die Gäste waren satt von der deftigen Küche der Gegend, und Gigi selbst servierte natürlich noch einen finalen Grappa. Trotz moderater Preise war die Rechnung lang wie ein Sprung vom Schlierenzauer, erinnerte die Summe an Lire-Zeiten.
Es wurde gerätselt, was sich Gigi nach den gewinnträchtigen zwei Wochen leisten würde. Geht er in Frühpension? Macht er eine Weltreise? Oder macht er eine Palmen-Bar auf den Seychellen auf?
Zehn Jahre später zieht es unser Auto auch ohne Navi-Hilfe ins Zentrum. Nicht weit von der Kirche ist das Lokal. Doch dann kam der Schock. "Da Gigi" heißt jetzt "Al Convento". Gigi hat wohl wahrgemacht, was man ihm damals angedichtet hat.
Ein halbes Jahr nach der WM hat er das Lokal verkauft. Seit neuneinhalb Jahren verkündete an der Tür des "Al Convento": "No Pizza".
Es gibt Hausmannskost aus der Gegend. Fein, aber deftig. Auf die Teller kommen Hirsch, Lamm und "stinco", die italienischer Variante der Stelze.
Es gibt gute Nudeln, guten Wein, großartigen Grappa zu moderaten Preisen. Es isst sich großartig. Aber das ist das letzte Mal, dass hier übers Essen geschrieben wird. Versprochen. Schluss. Aus.
Pasta. Mmmmh.