Sport/Wintersport

Vonns Jagd nach dem ewigen Rekord

Es ist nur eine Frage der Zeit – wie so oft im Sport. Im Fall von Lindsey Vonns Jagd nach dem ersehnten 62. Weltcupsieg eine Frage der Wartezeit. "Je weniger ich darüber rede, desto eher werde ich es erreichen", sagt die 30-jährige Skirennläuferin aus den USA und spricht damit aus, was sich viele denken: Früher oder später wird es ohnehin so weit sein und die Ausnahmeathletin wird sich ihren Platz in den Geschichtsbüchern sichern – als erfolgreichste Dame im Ski-Sport.

Vielleicht schon am Wochenende in Bad Kleinkirchheim, wo eine Abfahrt (Samstag) und ein Super-G (Sonntag) auf dem Programm stehen. "Wenn ich mich aufs Skifahren konzentriere, wird sich alles ergeben", wird die 61-fache Weltcupsiegerin nicht müde, sich zu wiederholen, und sieht dabei im Zielraum in Kärnten doch recht erschöpft aus. Nicht wegen der ewigen Fragerei nach dem ewigen Rekord freilich, sondern wegen einer Erkrankung, die der Lebensgefährtin des Golf-Stars Tiger Woods zu schaffen macht. "Ab der Hälfte habe ich gemerkt, wie meine Beine müde werden", erzählte die Amerikanerin, die zwei der drei bisherigen Saisonabfahrten gewinnen konnte, nach dem zweiten Trainingslauf.

Abwarten und Tee trinken lautet deshalb zwangsläufig ihr Motto in Bad Kleinkirchheim: "Ab ins Bett und den ganzen Tag schlafen. Ich hoffe, dann kann ich morgen wieder angreifen."

Magische Zahl

62 – seit zwei Jahren wird die Abfahrtsolympiasiegerin von Vancouver von dieser Zahl verfolgt. Von der Anzahl der Weltcupsiege der bisherigen Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll. "Klar ist es das Ziel, etwas zu erreichen, das Bestand hat", sagt sie und macht keinen Hehl daraus, dass es die Bestmarke gewesen sei, die sie nach dem Kreuzbandriss vor zwei Jahren motiviert habe, sich zurückzukämpfen.

Im Gegensatz zu anderen Rekorden könnte Vonns Alpin-Geschichte eine für die Ewigkeit werden. Oder zumindest für sehr lange. Denn ihre erfolgreichste noch aktive Verfolgerin, das slowenische Allroundtalent Tina Maze, hält bei 26 Weltcupsiegen. Dahinter folgen Nicole Hosp und Mikaela Shiffrin mit jeweils 12 Karriere-Erfolgen.

337 Weltcup-Rennen hat Vonn seit dem Debüt im November 2000 bestritten, im Schnitt hat die US-Dame also rund jedes sechste gewonnen. "Das ist schon unglaublich", zollt Elisabeth Görgl der vierfachen Gesamtweltcup-Siegerin aus den USA Respekt. Die Steirerin, als Fünfte auch im zweiten Training die beste Österreicherin in Bad Kleinkirchheim, ist sich sicher, dass Vonn nur Geduld haben muss: "Wenn sie es 61-mal geschafft hat zu gewinnen, wird sie es auch noch ein 62. Mal schaffen."

Olympischer Druck

Klingt einfach, ist es aber offenbar nicht, wie Vonn selbst zugibt: "Es ist ähnlich wie bei Olympischen Spielen. Du weißt, was auf dem Spiel steht, und musst dich aber trotzdem aufs Skifahren konzentrieren."

Erfolgsdruck hin, Erkrankung her, auch in Kärnten war die 17-fache Kristallkugel-Gewinnerin (4x Gesamt-, 6x Abfahrts-, 4x Super-G- und 3x Kombi-Weltcup) ganz Profi. Lächelte tapfer, beantwortete Fragen, winkte den Fans. "Ich habe schwer Luft bekommen, morgen wird es hoffentlich besser", sagt sie. Denn auch so eine Grippe ist schließlich nur eine Frage der Zeit.