Sport/Wintersport

Staatsanwalt will Haft für Schröcksnadel

Seit 2009 werden in Susa im norditalienischen Piemont die mutmaßlichen Doping-Vergehen von ÖSV-Athleten und -Funktionären bei den Winterspielen 2006 in Turin aufgearbeitet. Nun hielten die Staatsanwälte ihre Schlussplädoyers: Für neun der zehn Angeklagten wurden Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren beantragt. Drei Jahre und eine Geldstrafe von 40.000 Euro für ...

... ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel;
... Walter Mayer, den  ehemaligen Spitzentrainer des ÖSV;
... Markus Gandler, den Sportlichen Leiter im ÖSV für Biathlon;
... ÖSV-Langlauf-Cheftrainer Emil Hoch;
... und Sportmediziner Peter Baumgartl.

Ihnen wird Mitverschulden angelastet, weil sie angeblich Dopingpraktiken begünstigt haben sollen. Für die Langläufer Martin Tauber und Jürgen Pinter, sowie die Ex-Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann forderten die Staatsanwälte zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe von 25.000 Euro.

Der Fall des Langläufers Johannes Eder wurde nicht behandelt, weil er bei Beginn des Verfahrens einen Antrag auf Strafzumessung gestellt hatte. In seinem Fall wird es zu einem von den anderen Angeklagten getrennten Urteil kommen.

Gelassen

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Bei der nächsten Gerichtsverhandlung am 29. Mai werden die Plädoyers der Verteidigung fortgeführt. Die Urteilsverkündung ist für  6. Juli vorgesehen. Schröcksnadels Verteidiger Wolfgang Burchia bezeichnete die Forderungen der Staatsanwaltschaft in sachlicher und rechtlicher Hinsicht als "vollkommen haltlos. Bei der Verhandlung konnten die Verteidiger den Nachweis erbringen, dass einige Zeugen der Staatsanwaltschaft bei ihrer Einvernahme nicht die Wahrheit gesagt haben." Alle Verteidiger werden daher aus nachgewiesenen sachlichen und rechtlichen Gründen den Antrag auf Freispruch der Angeklagten stellen.

Bei den Winterspielen 2006 hatten italienische Carabinieri auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Turin die Privatquartiere der ÖSV-Langläufer und -Biathleten durchsucht und einige Hinweise auf illegale Praktiken und Substanzen gefunden. Der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello, der die Ermittlungen seinerzeit geführt hatte, sprach davon, dass Doping unter den österreichischen Athleten kein Einzelfall, sondern eine gut organisierte Strategie gewesen sei.

Übrigens: Alle österreichischen Sportler waren bei den Dopingtests in Turin 2006 negativ.