Sport/Wintersport

Speed-Damen auf Abwegen

Auf Mountainbikes testeten Österreichs alpine Abfahrtsskidamen am Dienstag die „WM-Linie“ im nächsten österreichischen WM-Ort Saalbach-Hinterglemm. „Wenn es dann so weit ist, sind wir hoffentlich direkter und schneller unterwegs“, scherzte Damenchef Jürgen Kriechbaum, nachdem Elisabeth Görgl und Co. die „Z-Line“ mehrmals befahren hatten. Diese Woche steht ein Konditionskurs auf dem Programm.

Die ÖSV-Speed-Damen fliegen erst Ende August zum Schnee-Training nach Chile, während die Technik-Asse inklusive Weltcup-Gesamtsiegerin Anna Fenninger schon nächste Woche nach Neuseeland und damit in den „Winter“ aufbrechen.

Die alte Dame

Angeführt von der ehemaligen Weltcup-Fahrerin Angelika Hohenwarter testeten Görgl und acht weitere Abfahrerinnen wie Cornelia Hütter, Nicole Schmidhofer oder Stefanie Moser bei bestem Sommerwetter die Abfahrt vom Hinterglemmer Zwölferkogel und gaben sich nach acht anstrengenden Minuten beeindruckt. „Da sind einige Dinge dabei, die man auch fürs Skifahren verwerten kann“, sagte Görgl, vor in ihrer bereits 16. Weltcup-Saison. Mit ihren 34 Jahren ist die Steirerin die klar älteste ÖSV-Fahrerin und nach den Rücktritten von Marlies Raich (Schild), Nicole Hosp, Andrea Fischbacher und zuletzt Kathrin Zettel nun endgültig die Team-Leaderin neben Doppel-Weltmeisterin und Olympiasiegerin Fenninger (26).

Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen hat Görgl noch keine Gedanken an einen Rücktritt aufkommen lassen. „Skifahren ist mein Job und mein Hobby. Außerdem sportle ich einfach gerne“, erklärte Görgl ihre ungebrochene Leidenschaft für das Skirennfahren. Laut Kriechbaum ist Görgl zudem so fit wie noch nie. Wie das geht, erklärte Görgl so: „Es ist wichtig, dass man auch Pausen einbaut und wie ich nach der Saison komplett abschaltet und nur die nötigsten Termine macht. Da versuche ich, neue Kraft zu tanken, dann kommt sie fast von alleine.“

Viele Rücktritte

Kriechbaum hat akzeptiert, dass viele seiner arrivierten Läuferinnen aufgehört haben, obwohl er bis zum Schluss auf ein Weitermachen gehofft hat. „Grundsätzlich muss man aber akzeptieren, wenn jemand einen Schlussstrich zieht, weil sich die Lebensziele verändert haben“, gab sich der Coach einsichtig. Der Oberösterreicher verwies aber darauf, dass die Nachwuchsarbeit ohnehin seit Jahren ein Hauptteil seiner Arbeit sei und nicht nur die Top-3 im Fokus stünden. „Wir wollen seit längerem auch im Nachwuchs die Nummer eins sein, dem kommen wir schön langsam näher. Potenziell gute Läuferinnen haben wir.“

Eine Görgl im Team zu haben sei jedenfalls super. „Sie ist bei jedem Kurs dabei und gibt oft mehr als hundert Prozent. Damit hat sie bei den Jungen eine Vorbild-Wirkung, ich hoffe auf einen gewissen Transfer-Effekt“, sagte Kriechbaum.

Die jungen Wilden

Der Damen-Chef hat nach den vielen Rücktritten jedenfalls einen empfindlichen Aderlass hinnehmen müssen. Das Ausweiten der Trainingsgruppen und das Einbauen jüngerer Läuferinnen wie Elisabeth Reisinger, Sabrina Maier, oder Kerstin Nicolussi aus der Europacup-3-Gruppe ins Speed-Weltcup-Training oder die Hinzunahme von Lisa Maria Zeller, Ricarda Haaser, Stephanie Brunner oder Katharina Truppe in die Technik-Weltcupgruppe war deshalb unvermeidlich. Der kommende Winter ohne Titelkämpfe wird deshalb auch eine große Chance für die jungen Läuferinnen.

Ganz so hohe Erwartungen wie zuletzt dürfe man im kommenden Winter aber natürlich nicht haben, betonte Kriechbaum. Vor allem nicht im Slalom. Umgekehrt habe Carmen Thalmann dort einen großen Schritt vorwärts gemacht, betonte der Coach. Michaela Kirchgasser versucht mit 30 Jahren einen Reset und wird wie Bernadette Schild erst im September nach der Rückkehr der Kolleginnen aus Neuseeland wieder voll ins Training mit einsteigen.