Riegler holt Gold im Parallel-Riesentorlauf
Mit einem Schlag gab es in der Lachtaler Snowboard-Arena kein Halten mehr. Die Läuferinnen stürmten nur so in den Zielraum, wie ein Magnet zog Claudia Riegler die Mitglieder der kleinen großen internationalen Snowboardfamilie an. Die Teamkollegen, die Konkurrentinnen, die internationalen Trainer, die Funktionäre – es gab keinen, der sich nicht mit der Salzburgerin zu freuen schien, die bei der Heim-WM Snowboard-Geschichte geschrieben hat.
Als älteste Weltmeisterin in dieser noch relativ jungen Sportart.
Seit Jahren ist diese Claudia Riegler nun bereits die Grande Dame des Snowboard-Weltcups, mit 41 gelang der Altmeisterin nun im Parallel-Riesentorlauf ihr persönliches Meisterstück. „Unglaublich, das ist die Krönung, ich kann es gar nicht richtig realisieren“, sagte die routinierte Flachauerin nach ihrem Sensationstriumph.
Einzigartige Karriere
Die Erfolgsstory von Claudia Riegler ist ja auch schwer zu fassen in einem so schnelllebigen Business wie dem Spitzensport: Da ist jetzt eine Snowboarderin die beste ihrer Zunft, die ihr Weltcupdebüt vor zwei Jahrzehnten gegeben hatte; eine Sportlerin, die ihr letztes Rennen vor 13 Jahren gewonnen hatte und sich mit Gegnerinnen herum schlägt, die ihre Töchter sein könnten; da rief sich nun eine Athletin in Erinnerung, die schon aus allen Kadern geworfen worden war. „Der damalige Trainer hatte gefunden, ich wäre mit 30 zu alt“, erinnert sich Riegler.
Bei der Heim-Weltmeisterschaft ließ die 41-Jährige nun alle alt aussehen. Die ewigen Kritiker genauso wie die Gegnerinnen, die sich ihr in den Weg stellten. Souverän und sicher kurvte Riegler ins Finale, wo die Salzburgerin dann erfolgreich Revanche nahm. 2011 hatte sie bei der WM in La Molina noch gegen Alena Zavarzina das Rennen um Gold verloren, diesmal ließ sie der Russin keine Chance. Der Vorsprung war so groß, dass Riegler die Siegesfahrt sogar richtig genießen- und schon weit vor der Ziellinie ihre Siegerfäuste sprechen lassen konnte. Damit hat Claudia Riegler nun endlich auch mit ihrer jüngeren Schwester Manuela gleichgezogen. „Die ist genau vor zehn Jahren Weltmeisterin geworden.“
Einzigartige Serie
Die österreichischen Snowboarderinnen stahlen ihren männlichen Kollegen bei dieser WM eindeutig die Show. Das Gold von Riegler war bereits die vierte Medaille für die ÖSV-Damen, immerhin konnten nun auch die Herren nachlegen. Benjamin Karl wurde im Parallel-Riesentorlauf Dritter und setzte damit seine beeindruckende Erfolgsserie fort. Seit 2009 hat der Niederösterreich noch bei jedem Großereignis zumindest eine Medaille gewonnen. „Damit kann ich zufrieden sein“, sagte Karl.
Claudia Riegler hat sich mit dem WM-Titel nun freilich ein kleines Problem aufgehalst – ein Luxusproblem. Als amtierende Weltmeisterin ist ihr bei den nächsten Titelkämpfen in zwei Jahren ein Startplatz sicher. Aufhören wenn’s am Schönsten ist, kommt für die 41-Jährige nicht in Frage. „Ich denke, dass ich auch mit 43 wieder dabei bin.“
Finalläufe
Damen: 1. Claudia Riegler (AUT) - 2. Alena Sawarsina (RUS) - 3. Tomoka Takeuchi (JPN) - 4. Julie Zogg (SUI) - 5. Ester Ledecka (CZE) - 6. Marion Kreiner (AUT) - 7. Patrizia Kummer (SUI) - 8. Marianne Leeson (CAN). Weiter (alle AUT): 12. Sabine Schöffmann - 13. Julia Dujmovits
Herren: 1. Andrej Sobolew (RUS) - 2. Zan Kosir (SLO) - 3. Benjamin Karl (AUT) - 4. Waleri Kolegow (RUS) - 5. Jasey Jay Anderson (CAN) - 6. Anton Unterkofler (AUT) - 7. Vic Wild (RUS) - 8. Rok Flander (SLO). Weiter (alle AUT): 10. Lukas Mathies - 14. Andreas Prommegger - 23. (in Qualifikation gescheitert) Sebastian Kislinger
Geboren: 07. Juli 1973 in Wien
Wohnort: Flachau/Salzburg
Größe/Gewicht: 1,68 m/70 kg
Familienstand: ledig
Verein: USC Flachau
Hobbys: Beachvolleyball, Tennis, Reisen
Homepage: http://claudiariegler.com
Größte Erfolge:
Olympia: 7. Riesentorlauf 2010 Vancouver
11. Riesentorlauf 2014 Sotschi
12. Slalom 2014 Sotschi
WM: Gold Riesentorlauf 2015 Lachtal
Silber Riesentorlauf 2011 La Molina
Bronze Slalom 2011 La Molina
Weltcup: 4 Siege (2 Snowboard Cross, 1 Slalom, 1 Riesentorlauf)