Slalom: Fünf Damen, ein Olympiaticket
Von Stefan Sigwarth
Ein Klassiker ist er noch nicht, der Nachtslalom von Flachau, aber er sollte doch einer werden: Zum fünften Mal wird der höchstdotierte Damen-Bewerb im alpinen Skiweltcup am heutigen Dienstag ausgetragen (17.45 und 20.45 Uhr, live ORFeins, Eurosport), 12.000 Zuschauer werden zum Spektakel unter dem 970.000 Watt starken Flutlicht erwartet. Neben den üblichen 100 Weltcup-Punkten für die Siegerin werden 125.000 Euro Preisgeld unter den ersten Zehn der Rangliste verteilt – und abgesehen von 43.750 Euro erhält die Beste auch noch den hübschen Titel „Snow Space Princess“.
Zwei Mal schon hat Marlies Schild in Flachau zugeschlagen, je ein Mal die deutsche Gesamtweltcupführende Maria Höfl-Riesch und die Finnin Tanja Poutiainen (ex aequo), 2013 ließ sich Slalom-Weltmeisterin Mikaela Shiffrin aus den USA adeln. Für die Österreicherinnen geht es vor allem darum, sich einen Platz in Flugzeug zu den Olympischen Spielen zu sichern: Neben der zweifachen Saisonsiegerin Marlies Schild hat auch ihre Schwester Bernadette das Ticket sicher; hinzu kommt Michaela Kirchgasser mit den Plätzen fünf und sieben im laufenden Winter.
Doch die Frage, wer das Salzburger Slalom-Trio zum Quartett machen soll, ist schwer zu beantworten: Nicole Hosp hat bislang ein Abo auf die Plätze 13 und 14; Kathrin Zettel wurde 15., Vierte, schied ein Mal aus und war zuletzt in Bormio auf Platz 26; Christina Ager, 18, konnte ihrem vierten Platz in Levi nichts hinzufügen; Carmen Thalmann hat neben einem siebenten Platz auch drei verpasste zweite Durchgänge verbucht; Alexandra Daum schließlich kam vier Mal zwischen den Plätzen 10 und 22 ins Ziel. Sollte sich keine aus dem Spezialistinnen-Trio Ager, Thalmann und Daum empfehlen, wird der vierte Startplatz wohl an Hosp oder Zettel gehen, die auch in anderen Disziplinen starten und damit das ÖSV-Kontingent nicht belasten.
Flachau bietet die letzte Chance auf Antworten – am 27. Jänner schließt der olympische Ticketschalter. Und ob am 2. Februar der nächste Slalom in Maribor gefahren werden kann, das steht in den Sternen: „Schöne Blumen“ gebe es am Pohorje, weiß die slowenische Lokalmatadorin Tina Maze zu berichten. Nicht besser sieht es in Garmisch-Partenkirchen aus, wo die Speed-Damen nächste Woche fahren sollten – gestern sagte der Ski-Weltverband FIS die Bewerbe ab, ein Ersatzort wird gesucht.
Kopfsache
Marlies Schild sieht sich nach einigen Trainingstagen in Hinterreit und auf der Reiteralm in jener Form, die sie zum 36. Sieg in einem Weltcup-Slalom und damit einem neuen Rekord befähigen kann. „Ich hab’ ein bissl was im Kopf weitergebracht und fahre jetzt wieder so, wie ich mir das vorstelle.“ Freilich sieht die 32-Jährige durchaus Möglichkeiten zur Verbesserung: „Ich will jetzt auch endlich einmal im ersten Durchgang schon zeigen, was ich kann.“ Das war bei ihren bisherigen Saisoneinsätzen trotz zweier Siege „noch nie der Fall“, sagt die Salzburgerin, „ich möcht’ aber endlich einmal wieder als Letzte in einen zweiten Lauf starten.“
Ähnliches plant auch ihre Schwester Bernadette, 24, die dieses Vergnügen schon in Courchevel hatte und dort schließlich Dritte wurde. „Ich muss meine kleinen Fehler abstellen – und dann ist sehr viel möglich.“
Vieles möglich ist natürlich auch für Mikaela Shiffrin, die zweifache Saisonsiegerin: Die 18-Jährige könnte in Flachau erstmals in ihrer jungen Karriere an einem Ort zum zweiten Mal siegen.