Shiffrin erweitert ihr Portfolio um zwei Bewerbe
Von Stefan Sigwarth
Wenn die Tage kürzer werden und der Start in die alpine Skisaison näherrückt, kommen sie aus ihren Sommerquartieren in die Alpen, die Stars des Weltcups. Manche tauchten nach einer eher kurzen Anreise beim Medientreff von Skihersteller Atomic auf, wie etwa Michaela Kirchgasser, die von der Haustür zum Fabriktor zehn Kilometer zu fahren hatte; manche nach einem Transatlantikflug wie Mikaela Shiffrin, die im Osten der USA zuvor noch einige Sponsor- und Medientermine absolviert hatte.
"Wenn ich aufhöre, mit Euch zu reden, schlaf’ ich ein", fürchtete die inzwischen doch schon zwanzigeinhalbjährige Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Slalom, doch die Sorge war unbegründet – sie hatte einen ähnlich langen Mikrofonslalom zu absolvieren wie Marcel Hirscher.
Reifeprozess
Mikaela Shiffrin ist nach dem holprigen Start in die letzte Saison klüger geworden. "Ich bin nach dem Ex-aequo-Sieg mit Anna Fenninger im Riesenslalom von Sölden ja fast schon arrogant an die Sache herangegangen", erinnert sich die Amerikanerin, und nach den – für sie – enttäuschenden Plätzen zwischen fünf und elf in den folgenden Rennen "habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wieso ich nicht gewinne".
Es hat gedauert, bis sie wieder bei null begonnen hat, Atomic hatte den Anstoß gegeben, und eine zweiwöchige Testphase brachte wichtige Erkenntnisse – und sportliche Besserung samt WM-Gold im Slalom. Der Plan, im Super-G zu starten, wurde angesichts der Konzentration auf die Kernkompetenzen begraben – und im heurigen Sommer wieder gestartet.
Beim Trainingslager in Chile hat Mikaela Shiffrin Super-G trainiert und, man lese und staune, auch Abfahrt. "Auch das Springen funktioniert schon ganz gut, ich fühle mich immer wie Didier Cuche in der Luft", berichtete die 20-Jährige, "so richtig cool. Nur meine Trainer sehen das nicht so, sie fragen mich immer, was ich da eigentlich mache." Shiffrin lacht, berichtet von einem gemeinsamen Training mit Ted Ligety ("Ich war jetzt nicht meilenweit weg von ihm, aber es ist schon ein Unterschied") und von ihrem tatsächlichen Plan.
Und der verspricht eine spannende Saison: Neben Anna Fenninger, der Gesamtweltcupsiegerin, sind mit Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin auch zwei Amerikanerinnen ernsthafte Konkurrenz. Denn neben dem Super-G will die Jüngste im Dreierbunde auch die Kombination fahren. "Und das bringt schon einmal einige Hundert Punkte." Da ist sie sich sicher. Noch sicherer ist der Termin für den ersten Aufgalopp: Samstag, 24. Oktober, Riesenslalom in Sölden.