Sport/Wintersport

Schlierenzauer im 2. Kulm-Bewerb Zweiter

Hubert Neuper ist das Gesicht der Skiflug-Veranstaltung am Kulm. 1993 wurde der Ex-Springer aus dem nahen Bad Mitterndorf von ÖSV-Präsident Schröcksnadel gefragt, ob er denn die Flugshow nicht organisieren wollen. Gestern ist die zehnte Veranstaltung unter seiner Leitung beendet worden. „Ich bin überwältigt, wie viele Leute gekommen sind. Das waren fast Dimensionen wie 1996, als Andreas Goldberger Weltmeister wurde“, sagt der 53-Jährige. Zirka 100.000 Fans sorgten für Stimmung. Diese wurde nur durch den Sturz von Thomas Morgenstern getrübt. Neuper: „Das hat mich schwer getroffen. Dieser Sport birgt bei aller scheinbaren Leichtigkeit große Tücken. Zum Glück erholt er sich gut.“

Flieger-Sumpf

Neuper musste seit 1993 immer wieder auf Neuerungen reagieren, dieses Jahr auf die Compliance-Regelungen, weshalb VIP-Einladungen oft nicht mehr angenommen werden. Statt des klassischen VIP-Bereichs gab es im privaten „Klub Klub United“ Seminare, in dem unter anderen Toni Innauer über die „Kraft der Vision“ referierte. Eine Vision von Neuper ist die Steuerbefreiung von Großveranstaltungen wie am Kulm oder in Kitzbühel. „Wir müssen hier 1,4 Millionen Euro investieren, um vielleicht 200.000 Euro verdienen, die wir in den Sport stecken.“ Die hohen Kosten resultieren daraus, dass die Infrastruktur an der Schanze jedes Mal neu aufgebaut werden muss. Neuper: „Hier ist im Sommer nur Wiese und Sumpf.“ Eine weitere Vision von Neuper ist der neue Kulm, die Erweiterung der sogenannten Hillsize von 200 auf 225 Meter. Derzeit steht der Schanzenrekord auf 215,5 Metern. Neuper: „Das FIS-Schanzenzertifikat läuft dieses Jahr aus. Weil am Kulm der Schanzentisch ohnehin zu lang ist, wollen wir gleich umbauen.“ Der Schanzentisch soll 23 Meter zurück versetzt und der Vorbau angehoben werden. Die Pläne dafür wurden der FIS übergeben, mit Politik und Behörden wurde punkto Genehmigungen gesprochen. Neuper: „Wir hoffen in eineinhalb Monaten auf eine Entscheidung, wollen im Frühjahr beginnen.“ Nächstes Jahr findet wieder ein Weltcup statt, 2016 die Skiflug-WM.

Vierkampf

Den letzten Sieger auf dem alten Kulm machten sich vier Flieger aus. Der Schweizer Ammann führte zur Halbzeit vor dem Slowenen Prevc, Schlierenzauer und dem japanischen Vortagssieger Kasai. Der Japaner legte in der Entscheidung mit 201 Meter (dem einzigen 200er am Wochenende) vor. Doch Schlierenzauer und Prevc konterten. Weil Amman seinen Flug verhaute, feierte der 21-jährige Prevc seinen ersten Weltcupsieg. Und er gewann damit den Skiflug-Weltcup, der in den zwei Kulm-Tagen entschieden wurde. Schlierenzauer war nach Rang drei und zwei am Kulm zufrieden, hatte er in dieser Saison nicht die gewohnt Konstanz in seinen Leistungen. „Ich bin zufrieden, denn ich habe punkto Technik gute Aha-Effekte gehabt. Aber es sind noch große Reserven da.“

Endstand:
1. Peter Prevc SLO 186,0/198,0 369
2. Gregor Schlierenzauer AUT 186,0/197,5 366,9
3. Noriaki Kasai JPN 180,0/201,0 365,8
4. Simon Ammann SUI 195,0/190,0 365,5
5. Anders Fannemel NOR 182,0/193,5 348,4
6. Jan Matura CZE 183,0/186,5 345,9
7. Jurij Tepes SLO 171,0/193,0 340,9
8. Manuel Poppinger AUT 181,0/187,0 340,5
9. Kamil Stoch POL 171,0/189,0 335,5
10. Maciej Kot POL 181,0/181,5 331,9
11. Wolfgang Loitzl AUT 172,0/187,5 331,8
12. Severin Freund GER 170,5/188,0 330,3
13. Rune Velta NOR 181,5/179,5 329,8
14. Jernej Damjan SLO 176,0/184,5 329,6
15. Daniel-Andre Tande NOR 174,0/179,5 324,5
16. Michael Hayböck AUT 168,0/181,5 322,7
17. Jakub Janda CZE 183,5/170,0 322,1
18. Robert Kranjec SLO 173,5/176,5 319,2
19. Andreas Wellinger GER 166,5/181,0 317,8
20. Marinus Kraus GER 169,5/176,0 315,8
21. Stefan Kraft AUT 169,5/177,0 314,8
22. Antonin Hajek CZE 175,0/174,5 314,6
23. Michael Neumayer GER 174,5/175,5 314,1
24. Piotr Zyla POL 171,5/178,5 313,7
25. Jaka Hvala SLO 170,5/176,5 313,5
26. Gregor Deschwanden SUI 170,0/177,0 310,1
27. Klemens Muranka POL 177,0/162,0 300,9
28. Martin Koch AUT 176,0/162,0 300,7
29. Lukas Hlava CZE 170,0/163,0 297,9
30. Jan Ziobro POL 172,5/160,0 287,9

Thomas Morgenstern ist nach seinem schweren Sturz vom Freitag weiter auf dem Weg der Besserung. ÖSV-Teamarzt Jürgen Barthofer sagte gestern: „Er ist zunehmend kontaktfähig. Und er ist auch nicht mehr so müde.“ Der 27-jährige Kärntner befindet sich weiter auf der Intensivstation des Unfallkrankenhauses Salzburg. Nach einer weiteren CT-Untersuchung des Schädels wollen die Ärzte am Montag endgültig Entwarnung geben (9 Uhr, live ORF Sport plus). „Es wird kontrolliert, ob sich das kleine Gerinnsel aufgelöst hat“, erklärte Barthofer. Wann Morgenstern wieder springen kann, wollte er nicht beantworten. „Man muss die Befunde abwarten, um zu entscheiden, wie es mit der Rehabilitation weitergeht.“ So schnell wie nach seinem Sturz in Neustadt wird es nicht gehen, damals waren es nur 14 Tage. Barthofer: „Seine Kopfverletzung war nicht so gravierend wie diesmal. Er wird in den nächsten drei Wochen nicht springen.“ Daher ist ein Start bei Olympia in weite Ferne gerückt.