WM-Kolumne: Heiß-Kalt durch den schwedischen Winter
Von Stefan Sigwarth
Es ist alles nicht so einfach im schwedischen Winter – selbst für die Einheimischen nicht, die ja an sich an die Kälte gewohnt sein müssten. Kollege S. aus Tirol etwa ist während der WM in Åre in einem Häuschen untergebracht, er hätte dort gern Wasser aus der Leitung bezogen, was aber nicht möglich war.
Das Rohr war eingefroren.
Das wäre an sich nicht allzu tragisch gewesen, sein Vermieter behilft sich in solchen Fällen mit einem Heizgerät. Der Haken: Der Wärmespender war kaputt. Auslöser der ganzen Affäre war, dass der Hausbesitzer vergessen hatte, das Rohr wie sonst immer mit Schnee einzupacken, damit der Frost – am Dienstagmorgen minus 23 Grad – nicht gar so grimmig zupacken kann. Kollege S. behalf sich derweil mit geschmolzenem Schnee, später wurde das Problem dann mit einem anderen Heizgerät behoben.
Auch im großen Pressezelt am Ziel sind die Temperaturen ein Thema. Allerdings haben die Verantwortlichen aus den Problemen der letzten WM in Åre gelernt. Denn 2007 hatten sie eine Holzkonstruktion für die Medienvertreter errichtet, dabei aber auf eine vernünftige Abdichtung des Bodens vergessen.
Das hatte zur Folge, dass nach zwei Stunden im Ziel bei Temperaturen zwischen minus 20 und minus 30 Grad die Füße auch unterm Dach nicht mehr warm wurden. Denn oberhalb der Arbeitstische pustete ein mächtiges Heizgerät schweißtreibend heiße Luft durch die Gegend, unterhalb der Tische hatte es erhebliche Minusgrade. Folge: Plötzlich war es schick (und auch vernünftig), die Füße auf den Tisch zu legen und die Texte in den Laptop auf dem Schoß zu hämmern.
Heuer hingegen ist es im Zelt durchaus angenehm, und das liegt auch an einem schmucken Teppich, der verlegt worden ist. Und damit keiner einschläft, hat dieser auch noch eine spannende Zusatzfunktion: Je nach Schuhen und Kleidung lädt sich der Journalist statisch auf, und der Kontakt mit Sessel und/oder Laptop hat einen echten Hallo-wach-Effekt zur Folge.
Aufgeweckte Kerlchen, die wir sind, lassen wir uns die gute Laune von derlei Unbillen aber nicht verdrießen. Wie das offizielle Maskottchen – Schneemann Valle mit seinem rot-weiß-roten Helm – sind auch wir frohgemut.
Zumal wir inzwischen draufgekommen sind, dass ja doch noch Münzen im Umlauf sind in unserem bargeldlosen Medienhotel. Nämlich für den Billardtisch: Eine Partie erfordert zwei Stück, und die gibt es an der Rezeption.
Die 20 Kronen (knapp zwei Euro) sind freilich mit Kreditkarte zu bezahlen. Natürlich.