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Hubertus von Hohenlohe: Prinz in seiner liebsten Rolle

"Bist du’s wirklich?" Die Skifahrerin oben am Munt da San Murezzan blickt ungläubig, dann bittet sie um ein Selfie. Kein Problem!

Ja, er ist es wirklich. Hubertus von Hohenlohe, 58 Jahre alt, Riesentorlauf-Skier, mexikanischer Rennanzug ("der ist richtig geil"), 17-facher Teilnehmer an Ski-Weltmeisterschaften. Um 9.30 Uhr startet er am Donnerstag in die Riesenslalom-Qualifikation. Am Tag zuvor fährt er sich auf den sonnenbeschienen Hängen über St. Moritz ein.

Immer noch dabei

"Ich bin wahrscheinlich der erfahrenste Skirennläufer der Welt", sagt er während der Fahrt auf dem 1957 erbauten Suvretta-Sessellift. In der Saison 1981/’82 bestritt er seine ersten Weltcuprennen für den von ihm gegründeten mexikanischen Skiverband. Er nahm an sechs olympischen Winterspielen teil. Nun also die 17. WM – ausgelassen hat er nur Åre 2007. Da hatte er sich kurz zuvor beim Slalom in Kitzbühel das Schienbein gebrochen.


ZUM KURIER-WM-CENTER

Das alles ist nachzulesen im Internet. Doch eine Geschichte ist eine Mär: Es stimmt nicht, dass er sich beim Skiverband als Hubertus von Hohenlohe angemeldet habe, um in den Nennlisten in der Nähe des Schweizer Skistars Michael von Grünigen aufzuscheinen. "Warum ich als Hubertus von Hohenlohe starte, weiß ich selber nicht. Eigentlich heiße ich Hubertus von und zu Hohenlohe. Ich bin der royale Desaster-Skifahrer." Dass man "Prinz" davorstellen darf, verschweigt er.

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Es ist für ihn Ehrensache, in St. Moritz mit 58 Jahren noch einmal anzutreten. Auch wenn er 2015 bei der WM in Beaver Creek noch gesagt hatte: "Ich bin zu alt für den Scheiß", während er den Fahrern der Weltspitze zuschaute.

In St. Moritz kennt er sich aus, hier fühlt er sich wohl. Die Mutter hatte hier eine Wohnung, und das Hotel Marbella Club seines Vaters hatte eine Partnerschaft mit dem Palace Hotel in St. Moritz. "Ich bin hier fast einheimisch. In St. Moritz wurde vor langer Zeit meine Passion für das Skifahren geweckt."

Immer wieder ein Genuss

Diese Leidenschaft lebt noch immer, vielleicht mehr denn je. "Schau dir diese Hänge an, schöner geht es nicht. Diese Piste fahren zu dürfen, ist das Paradies", sagt er und deutet hinunter auf die Swing-Abfahrt. "Ich glaube, das Skifahren erdet mich. Die Natur und die Grundelemente des Lebens geben mir meine Kraft zurück. Wir leben in einer Welt von Schein, Rauch, Elektronik, Showbusiness. Es fällt mir schwer, unter den ganzen Jet-Set-Leuten das Gefühl für das Schöne und das Natürliche zu bekommen. Und auch ein Gefühl für den Körper. "

Dies alles ändert sich beim Skifahren, insbesondere beim Rennfahren. "Sobald ich so etwas mache, muss ich in den Körper hineinhören. Wenn ich die ganze Zeit rauchen und trinken würde, würde das nicht gehen." Das Skifahren ist drei Monte im Winter sein Regulator: "Es bringt meinen Geist und meinen Körper wieder in Einklang."

Der Bügel geht auf, wir steigen aus dem Lift. Hohenlohe schließt die Schnallen seiner Schuhe, stößt sich ab, carvt los. Dynamisch und exakt zieht er seine Schwünge, Touristen zücken die Kameras – nicht schnell genug, Hohenlohe ist schon hinter der nächste Bodenwelle verschwunden. Der 58-Jährige ist ein großartiger Skifahrer. Bei der nächsten Liftfahrt sprechen wir ihm unsere Hochachtung aus. "Wenn mich die Leute im Fernsehen in einem Riesentorlauf sehen, glauben sie oft, dass sie das selbst auch können. Und dann sehen sie mich auf einer Piste fahren und staunen. Ich kann schon gut Skifahren. 1984 war ich bei der Abfahrt in Kitzbühel nur 8,4 Sekunden hinter Sieger Franz Klammer."

Immer gut in Schuss

Mit der gezielten WM-Vorbereitung begann Hohenlohe am 8. Dezember. "Seitdem bin ich in Cortina viel mit dem Skiklub gefahren, allerdings meistens nur Slalom." Denn die Riesenslalom-Skier mit der geringen Taillierung (35 Meter Radius) machen ihm keinen Spaß. "Aber im Rennen muss ich diesen Ski fahren, sonst werde ich disqualifiziert." Am Material soll es jedenfalls nicht scheitern: Hohenlohe hat seine Skier aus dem Fundus des Franzosen Mathieu Faivre.

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Körperlich sei er heuer gut in Schuss. "Aber ich habe noch immer das schlechteste Verhältnis von Kraft und Gewicht. Vielleicht abgesehen von Jean-Pierre Roy aus Haiti, der heuer wieder dabei ist." Ebenfalls ein Exot im Skisport. Für diese Exoten schlägt sein Herz.

"Ich habe den Marcel Hirscher sehr gern", sagt Hohenlohe. "Aber als er im Parallelbewerb von einem Belgier geschlagen wurde, hat mich das schon sehr gefreut. Das zeigt, wie viel bei kleinen Nationen mit ein bisschen Unterstützung möglich ist."

Doch genau diese Unterstützung vermisst Hohenlohe. Und er redet sich fast in Rage, als er von der Riesentorlauf-Qualifikation erzählt, die in Zuoz stattfindet, 17 Kilometer von St. Moritz entfernt. "Warum verstecken die uns irgendwo? Ich fühle mich da veräppelt."

Immer gegen die Kleinen

Gerne hätte er es gesehen, wenn der Lauf im Zielstadion auf Salastrains geendet hätte. "Die Leute hätten die Belustigung gehabt, dass Läufer aus Kenia, Zypern, Malta, Libanon und Mexiko herunterfahren. Alle wären gefeiert worden. Aber die großen Nationen machen sich alles aus. Sie verteilen das Geld, sie machen die Regeln. Die Kleinen haben sehr wenig zu sagen. Ich fahre seit 1982, seitdem haben sie zehn Mal die Regeln geändert, damit die Kleinen im Weltcup nicht mitfahren können."

Wie lange er sich das noch antun wird? "Das ist meine letzte WM. Sie wollen mich seit Jahren draußen haben, jetzt mache ich ihnen den Gefallen." So wird Hohenlohes Karriere als Rennläufer mit der Slalom-Qualifikation am Samstag enden? "Sicher nicht. Mein ganz großes Ziel ist Olympia 2018."