Super-G-Olympiasiegerin Fischbacher hört auf
Von Stefan Sigwarth
Irgendwie war es absehbar, dass Andrea Fischbacher früher oder später die Skier abschnallt. Das KURIER-Archiv spuckt Sätze aus wie ...
...„nach drei Ausfällen bin ich froh, überhaupt einmal wieder im Ziel zu sein“;
...ein kapitaler Sturz von Super-G-Olympiasiegerin Andrea Fischbacher;
...Titelverteidigerin Andrea Fischbacher hat es nicht geschafft, sich für das Rennen zu qualifizieren;
...als Andrea Fischbacher einen gewaltigen Beinahe-Sturz baute;
...„dann hab’ ich nur noch ein Tor gesehen und mich geduckt – und dann war da blöderweise ein Netz.“
Die Gummifrau
Die Karriere der Salzburgerin mit den Gummiknochen und -bändern ist seit Mittwochvormittag Geschichte: Mit 29 Jahren stellt die Pongauerin die Skier ins Eck. Die vergebliche Suche nach jener Form, die die Großcousine von Hermann Maier am 20. Februar 2010 zu Olympia-Gold im Super-G gebracht hatte, sie hat an den Nerven gezehrt. Und die Hoffnung, dass es nach dem letzten ihrer insgesamt drei Weltcupsiege in der Abfahrt von Crans Montana (SUI) im März 2014 nun doch endlich wieder bergauf gehen könnte („Da hatte ich wieder die Gewissheit, dass es sich lohnt, zu kämpfen“), ist schon nach den ersten Rennen des letzten Winters nicht einmal mehr ein Schimmer gewesen.
Inzwischen muss man lange suchen, um die Dritte der WM-Abfahrt von 2009 in Val d’Isère in den Weltranglisten zu finden: In der Basisliste für den kommenden Winter ist die 29-Jährige in der Abfahrt als 52. notiert, im Riesenslalom als 152. – und im Super-G kommt sie erst an 208. Stelle.
Zehn komplette Weltcup-Saisonen hat Andrea Fischbacher absolviert. Eine Zeit voller Stürze und Hoppalas, von schweren Verletzungen aber ist sie verschont geblieben. Zuweilen freilich musste ihr Schutzengel Überstunden machen, um auch die wildesten Abflüge körperlich folgenlos zu gestalten.
Was bleibt? Unter anderem ein Andenken an die Kälterennen vom Dezember 2013 in Lake Louise, als die Salzburgerin bei bis zu –39,5 Grad Erfrierungen an den großen Zehen erlitt. „Der Nagelansatz war schon blau“, Verband und Salbe brachten Linderung. Doch die Erinnerung wird bleiben – die Zehen werden nun schneller kalt.
Die „wüde Henn’“ (© Kathrin Zettel) widmet sich nun zunächst dem Erlangen der Matura, dann will sie Adipositas-Trainerin für Kinder werden. Apropos Kathrin Zettel: Fischbachers Freundin will in diesem Monat über ihre Zukunft entscheiden.
Geboren: 14. Oktober 1985 Schwarzach im Pongau/Salzburg
Wohnort: Eben in Pongau/Salzburg
Größe/Gewicht: 1,64 m/60 kg
Familienstand: ledig
Verein: Union SK Eben/Pongau
Hobbys: Sport, Motorrad, Lesen
Homepage: www.andrea-fischbacher.at
Größte Erfolge:
Olympia (1 Gold):
Gold Super-G 2010 Vancouver
4. Abfahrt Vancouver
WM (1 Bronze):
Bronze Super-G 2009 Val d'Isere
7. Super-G 2005 Santa Caterina und Abfahrt 2009 Val d'Isere
Weltcup: 3 Siege (2 Abfahrten: Bansko 2009, Crans Montana 2014
1 Super-G: Sestriere 2008)
Junioren-WM: Gold Super-G 2004 Maribor und 2005 Bardonecchia
Europacup: Gesamtsiegerin 2005
Sonstiges: Österreichs "Sportlerin des Jahres 2010"