Miller ist zurück - schlank und voller Tatendrang
Bode Miller ist wieder da. 18 Monate hat der Exzentriker aus den USA pausiert, währenddessen geheiratet und sich dem Leben abseits des Skirennsports gewidmet. Mit 36 Jahren kehrt er am Sonntag in Sölden zurück und trotzdem will der vierfache Weltmeister und Superkombi-Olympiasieger 2010 nichts anbrennen lassen. Deutlich abgeschlankt und voller Tatendrang will es Miller noch einmal wissen.
Der Bansko-Riesentorlauf am 18. Februar Februar 2012 war Millers letzter Auftritt auf der großen Skibühne gewesen. Knieprobleme waren danach Auslöser einer strategischen Entscheidung für eine lange Schaffenspause, in der sich der mittlerweile in Kalifornien lebende Vater einer Tochter einer Operation am linken Knie unterzog, heiratete, sich im Galopprennsport engagierte und mit seiner Turtle-Ridge-Foundation beschäftigt war.
Laut verlässlichen Augenzeugen hat sich der zweifache Weltcup-Gesamtsieger hochseriös vorbereitetet und um jede Bar einen weiten Bogen gemacht. Zwölf Kilo hat der Mann mit dem riskanten Fahrstil abgenommen und präsentiert sich in Sölden fit wie schon lange nicht. Unbescheiden wie eh und je hat er den Gesamt-Weltcup sowie Olympiagold als Saisonziele ausgerufen.
Die Winterspiele in Russland stehen beim Sieger von 33 Weltcuprennen ganz oben auf der Agenda. "Ich weiß, dass es meine letzten sein werden. Ich wollte und kann meine Karriere auf höchstem Level beenden, das war immer mein Ziel", erklärte Miller. "Das wichtigste ist immer die Motivation und die ist jetzt wieder da."
Der zweistellige Gewichtsverlust dient als Beweis für Millers neu entfachtes Feuer. "100 Kilo waren einfach zu viel. Jetzt fühle ich mich athletischer und dynamischer. Ich habe vielleicht etwas weniger Kraft als früher, aber dafür viel mehr Ausdauer. Und mein Knie ist so stark wie seit der Verletzung 2001 nicht mehr", gab sich der seit 12. Oktober 36-Jährige schon für Sölden zuversichtlich. "Ich habe hier schon gewonnen und weiß, wie dieser Hang zu fahren ist."
Patrick Riml, der aus Sölden stammende Alpindirektor des US-Skiteams, weiß, was er nach wie vor an Miller hat. "Bode ist an einem guten Tag zu allem fähig. Und er war zuletzt vor allem in den Speed-Disziplinen sehr stark", bekräftigte Riml.
Der Tiroler ist zu beneiden. Bei der Schladming-WM stellte er trotz des Fehlens von Miller und der Verletzung von Lindsey Vonn gleich im ersten Rennen am Ende das erfolgreichste Team der Welt.
Mit der Rückkehr der beiden Routiniers sowie Schladming-Dreifach-Champion Ted Ligety, Julia Mancuso und der jungen Slalom-Weltmeisterin Michaela Shiffrin ist das "US-Dreamteam" komplett, Riml geht mit gleich fünf Weltklasseathleten in die Olympiasaison. "Ted und Miki wollen ihre Erfolge bestätigen, Bode und Lindsey an die früheren anschließen. Es sieht vielversprechend aus", gab Riml knapp eineinhalb Jahre vor der Heim-WM 2015 in Vail und Beaver Creek zu.
Der deutsche Hoffnungsträger Felix Neureuther tritt am Sonntag in Sölden an. Der Vizeweltmeister im Slalom war bis in den Herbst von einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung gebremst worden, fühlt sich nach den ersten Trainingseinheiten nun aber fit für den Riesentorlauf-Weltcup-Auftakt. "Nach einer verletzungsbedingten, schwierigen und zähen Saisonvorbereitung bin ich extrem glücklich, in Sölden starten zu können. Das Gefühl auf den Riesenslalomski ist gut, und ich bin fit für den Einsatz in Sölden", erklärte der Deutsche am Dienstag.
Neben Neureuther möchte aus dem DSV-Herrenteam auch Fritz Dopfer vorne mitmischen. Bei den Damen sind Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg und Maria Höfl-Riesch Anwärterinnen auf Spitzenplätze. Höfl-Riesch äußerte sich vor dem Auftakt auf dem schwierigen Hang aber zurückhaltend. "Sölden ist ein sehr schwieriges Rennen für den Beginn, aber wir konnten zum Glück ein paar Tage auf dem Hang trainieren. Es lief ganz okay und ich hoffe, dass ich mich im Rennen noch etwas steigern kann, um vorne mitzumischen."