Zagreb-Slalom: Liensberger verpasst ersten Weltcup-Sieg hauchdünn
Von Stefan Sigwarth
Es war auch schon lustiger in Zagreb als derzeit. Neben der Erdbebenserie der vergangenen Wochen und Monate ist auch der Hausberg der kroatischen Hauptstadt in der letzten Zeit im Gespräch.
Denn die 1963 errichtete Seilbahn vom Stadtrand auf den Sljeme soll durch eine neue, längere ersetzt werden, seit Planungsbeginn haben sich die Kosten mehr als verdoppelt (aktuell hält man netto bei 710 Millionen Kuna, das sind 95 Millionen Euro).
Pünktlich zum Damen-Slalom am Sonntag hätte die Bahn erstmals fahren sollen, rechtzeitig zum Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass aus dem Plan nichts wird, weil noch Genehmigungen fehlen – und das Dach der Bergstation verstärkt werden muss. Es gibt Ermittlungen wegen Unterschlagung, es gibt Klagen, darunter auch eine der Designerin der Talstation wegen Urheberrechtsverletzung.
So passte es ins trübe Bild, dass beim 15. Weltcup der Damen am Sljeme Regen und Wärme für schwierige Bedingungen sorgten, aufgrund der Corona-Pandemie war auf die riesige Zuschauertribüne und das nicht wesentlich kleinere VIP-Zelt verzichtet worden. So blieb ein schmutzig-braunes Band im Wald neben dem Dreiersessellift Baujahr 1988.
Immerhin, drei Starterinnen waren älter: die unverwüstliche Amerikanerin Resi Stiegler (1985), die ihr x-tes Comeback versucht und noch einmal zu einer WM will, und die Italienerin Irene Curtoni (1985), die sich nach einem Durchhänger wieder in den Top 15 der Slalom-Welt etabliert hat.
Die Fantastischen Vier
Etabliert in der Slalom-Weltspitze hat sich inzwischen Katharina Liensberger, die zwar recht wilde Läufe hinlegte, aber ohne Tempoverlust ins Ziel kam, was der 23-Jährigen aus Göfis zum zweiten Mal in Serie den zweiten Rang bescherte. Nach elf Hundertstelsekunden auf die Schweizerin Michelle Gisin am Semmering fehlten nun deren fünf auf die Slowakin Petra Vlhova.
„Angefühlt hat’s sich sehr schwierig, es war eine Challenge, die Skier sauber auf Zug zu halten“, sagte die Vorarlbergerin. „Ich habe einfach nur gefightet, es war ein Kampf am Limit. Und jetzt hoffe ich nur, dass irgendwann einmal die Hundertstel auf meiner Seite sind.“
Für Petra Vlhova („Es war wirklich hart, es sind schwierige Bedingungen“) war es der 18. Weltcupsieg, Mikaela Shiffrin wurde hinter Michelle Gisin Vierte.
Chiara Mair bestätigte mit Platz neun ihr Potenzial erneut. „Es war sehr, sehr schwierig heute mit all den Spuren in der Piste“, sagte die Tirolerin. „Aber positiv ist, dass ich auch mit Fehlern sehr konstant bin.“
Katharina Gallhuber düste schließlich mit Startnummer 19 auf den neunten Halbzeitrang, was nach der Niederösterreicherin niemand mehr schaffte.
Damit setzte die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Südkorea ihren Rückweg in die Elite fort. Es wurde schließlich Platz elf, so gut war die Niederösterreicherin zuletzt vor einem Jahr in Flachau.
Jäh gestoppt wurde hingegen der Erfolgslauf von Katharina Truppe: Die Kärntnerin fädelte am elften Tor des ersten Durchgangs ein, es war ihr erster Ausfall seit dem Slalom in Killington am 1. Dezember 2019. Damit war die 24-Jährige freilich in guter Gesellschaft: Auch Kamerafahrer Ivica Kostelic baute einen Einfädler.
Ergebnisse des Weltcup-Slaloms in Zagreb:
1. |
Petra Vlhova (SVK) |
1:59,08 |
Min. |
58,27 |
1:00,81 |
2. |
Katharina Liensberger (AUT) |
1:59,13 |
+0,05 |
58,59 |
1:00,54 |
3. |
Michelle Gisin (SUI) |
1:59,30 |
+0,22 |
58,65 |
1:00,65 |
4. |
Mikaela Shiffrin (USA) |
1:59,35 |
+0,27 |
58,69 |
1:00,66 |
5. |
Erin Mielzynski (CAN) |
2:00,48 |
+1,40 |
1:00,12 |
1:00,36 |
6. |
Wendy Holdener (SUI) |
2:00,54 |
+1,46 |
59,74 |
1:00,80 |
7. |
Kristin Lysdahl (NOR) |
2:00,82 |
+1,74 |
1:00,22 |
1:00,60 |
8. |
Lena Dürr (GER) |
2:00,99 |
+1,91 |
59,87 |
1:01,12 |
9. |
Chiara Mair (AUT) |
2:01,50 |
+2,42 |
59,77 |
1:01,73 |
10. |
Mina Fürst Holtmann (NOR) |
2:01,64 |
+2,56 |
59,78 |
1:01,86 |
11. |
Katharina Gallhuber (AUT) |
2:01,67 |
+2,59 |
1:00,02 |
1:01,65 |
12. |
Nastasia Noens (FRA) |
2:01,77 |
+2,69 |
1:01,73 |
1:00,04 |
13. |
Kristina Riis-Johannessen (NOR) |
2:01,80 |
+2,72 |
1:00,75 |
1:01,05 |
14. |
Paula Moltzan (USA) |
2:01,82 |
+2,74 |
1:01,42 |
1:00,40 |
15. |
Emelie Wikström (SWE) |
2:01,86 |
+2,78 |
1:00,67 |
1:01,19 |
16. |
Irene Curtoni (ITA) |
2:01,91 |
+2,83 |
1:00,09 |
1:01,82 |
17. |
Martina Dubovska (CZE) |
2:02,09 |
+3,01 |
1:01,47 |
1:00,62 |
18. |
Katie Hensien (USA) |
2:02,28 |
+3,20 |
1:01,56 |
1:00,72 |
19. |
Laurence St-Germain (CAN) |
2:02,31 |
+3,23 |
1:00,60 |
1:01,71 |
20. |
Asa Ando (JPN) |
2:02,32 |
+3,24 |
1:01,22 |
1:01,10 |
21. |
Jessica Hilzinger (GER) |
2:02,51 |
+3,43 |
1:01,58 |
1:00,93 |
22. |
Marta Rossetti (ITA) |
2:02,64 |
+3,56 |
1:01,07 |
1:01,57 |
23. |
Meta Hrovat (SLO) |
2:02,75 |
+3,67 |
1:00,67 |
1:02,08 |
24. |
Martina Peterlini (ITA) |
2:02,82 |
+3,74 |
1:01,83 |
1:00,99 |
|
Josephine Forni (FRA) |
2:02,82 |
+3,74 |
1:01,75 |
1:01,07 |
Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Katharina Truppe, Marie-Therese Sporer, Bernadette Lorenz (alle AUT), Melanie Meillard (SUI), Ana Bucik (SLO)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Katharina Huber, Franziska Gritsch (beide AUT), Sara Hector (SWE), Maria Therese Tviberg (NOR), Nina O'Brien (USA)