Hirscher fettet die ÖSV-Weihnachtsbilanz auf
Dank ÖSV-Superstar Marcel Hirscher kann sich die Weihnachtsbilanz von Österreichs alpinen Ski-Herren durchaus sehen lassen. In der ersten Saison mit dem neuen Cheftrainer Andreas Puelacher wurden bis dato durch Hirscher (4 Erfolge) und Hannes Reichelt (1) bereits fünf Siege eingefahren - das hatte es zuletzt 2009 gegeben.
Puelacher weiß, bei wem er sich für diese erfreulichen Zahlen zu bedanken hat. "Was Marcel da macht, ist sensationell. Er ist im Riesentorlauf und teilweise auch im Slalom der Mann, den es zu schlagen gilt", meinte Puelacher. Von den neun bisherigen Podestergebnissen der ÖSV-Herren gingen gleich sechs und damit zwei Drittel auf Hirschers Konto.
Puelacher hofft, dass Hirscher im Kampf um den Gesamt-Weltcup mit dem norwegischen Speed-Seriengewinner Kjetil Jansrud ab sofort vermehrt Schützenhilfe aus dem eigenen Team erhält. Derzeit führt Jansrud 34 Punkte vor Hirscher, der sich am Montag im Nacht-Slalom in Madonna di Campiglio mit Rang sieben begnügen musste.
"Unsere Speed-Truppe soll Jansrud so oft wie möglich besiegen, das wäre auch die größte Hilfe für Marcel", weiß Puelacher. Auf diese Unterstützung konnte Hirscher, der selbst am 21. Februar in Saalbach sein Weltcup-Debüt in der Königsdisziplin geben möchte, bis dato so gut wie gar nicht zählen. Österreichs Abfahrtstruppe legte den schlechtesten Saisonstart der Geschichte hin und blieb erstmals seit 1989 vor Weihnachten ohne Podestplatz. "Auf dem Papier haben wir nichts vorzuweisen", sagte Puelacher, der jedoch aufgrund erfreulicher Teilzeiten einen klaren Aufwärtstrend erkennt.
Mehr Risiko
"Zu Saisonbeginn ist mir in der Abfahrt zu wenig riskiert worden. Jetzt fangen die Burschen an, mehr Risiko zu nehmen. Es wird nicht lange dauern, dann sind wir wieder ganz vorne dabei", versprach Puelacher und kündigte für Wengen, Kitzbühel und Co. an: "Wenn wir die kleinen Fehler abstellen, dann kracht's schon bald gewaltig." Offensichtliche Probleme in den Gleitpassagen leugnet Puelacher gar nicht, Kritik am Material sei aber "unberechtigt".
Der Super-G, traditionell eine der ÖSV-Paradedisziplinen, rettet hingegen die Ehre der Speed-Truppe ein wenig. Reichelt hat einen Sieg und einen dritten Platz auf dem Konto, Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer kann einen zweiten Rang vorweisen.
Positiv beurteilt Puelacher auch die bisherigen Saisonleistungen von Routinier Benjamin Raich (zweimal Vierter im Riesentorlauf) und Speed-Aufsteiger Vincent Kriechmayr (einmal Super-G-Vierter). Leistungen wie jene von Philipp Schörghofer, der im Riesentorlauf verzweifelt seiner Form hinterher fährt, seien hingegen für Puelacher "ein Rätsel". Auch andere arrivierte Athleten und potenzielle Leistungsträger wie Klaus Kröll, Mario Matt, Reinfried Herbst, Max Franz, Romed Baumann, Joachim Puchner oder Georg Streitberger sind bis dato meist unter "ferner liefen" unterwegs gewesen.
Der WM-Zug in die USA ist aber noch für niemanden abgefahren. Puelacher erklärte dazu: "Jeder weiß, was er tun muss, um bei der WM dabei zu sein." Die Weihnachtspause ist kaum der Rede wert. Bereits am Donnerstag erfolgt die Rückkehr nach Italien. Die Abfahrer bestreiten am Freitag und Samstag Abfahrtstrainings in Santa Caterina, am Sonntag folgt das Rennen.
Der Tatsache, dass im Unterbau in fast allen Disziplinen teilweise große Jahrgangs-Löcher entstanden sind, begegnete die ÖSV-Spitze mit einer Umstrukturierung. Unter dem neuen Nachwuchskoordinator Jürgen Kraller wurde laut Puelacher die Vernetzung von Landesverbänden, Nachwuchs und Europacup entscheidend verbessert.