Eine Demonstration von Shiffrin im Åre-Slalom
Von Stefan Sigwarth
Für Mikaela Shiffrin in der aktuellen Form ist es eigentlich wurscht, ob ein Slalom auf Eis gefahren wird, auf Kunst- oder Naturschnee, auf Sulz, die seit Freitag 20-Jährige aus Colorado würde wohl auch im Pulverschnee gewinnen. Beim vorletzten Torlauf der Saison dominierte die Weltmeisterin wie meist: Bestzeiten in beiden Durchgängen – die erste mit Startnummer sechs auf hartem Untergrund, die zweite mit Nummer 30 auf weichem – ergaben ihren 13. Weltcupsieg im Slalom, 1,41 Sekunden vor der wiedererstarkten Slowakin Veronika Velez Zuzulova und 2,15 Sekunden vor der Tschechin Sarka Strachova.
"Es war wirklich erstaunlich, ich hätte nicht gedacht, dass ich ich zweiten Lauf noch einmal die Bestzeit schaffen würde", gestand Shiffrin, deren Zurückhaltung zuweilen den Eindruck von übertriebenem Understatement erweckt. Denn wo die Konkurrenz Mühe hat, die Spur zu halten, da fährt die einstige "Teenage Sensation", als wäre es das Leichteste auf der Welt, Perfektion in den Schnee zu legen. Immerhin, so viel Einblick in das Geheimnis ihres Erfolges ließ Mikaela Shiffrin dann doch zu: "Ich hatte im Training in den letzten Wochen auch schon so weiche Bedingungen wie heute, und da war ich auch schon schnell. Ich habe jetzt einfach das perfekte Timing und weiß, was ich zu tun habe, wenn ich nervös werde."
Die Kugel vor Augen
Einmal muss oder darf sie noch durch den Stangenwald fahren, am Samstag beim Weltcup-Finale im französischen Méribel geht es noch um den Gewinn der dritten Slalom-Kristallkugel en suite. Ihre schwedische Konkurrentin Frida Hansdotter kam nicht über den sechsten Rang hinaus, damit führt Shiffrin nun mit 90 Punkten Vorsprung – und angesichts ihrer Form dürften die Sorgen nicht allzu groß sein.
Die Österreicherinnen hatten wenig zu bestellen. Beste war Carmen Thalmann als Achte, die schön langsam ihren Frieden mit dem Hang in Åre geschlossen hat. "Wir verstehen uns inzwischen uns ganz gut – und das Gelände liegt mir auch. Ich weiß aber, dass da noch mehr drinnen ist", sagte die Kärntnerin. Bernadette Schild wurde Neunte, Nicole Hosp Zwölfte – und die von Hüftschmerzen geplagte Kathrin Zettel landete auf Platz 15. Zu allem Überfluss blieb sie im zweiten Lauf am drittletzten Tor hängen, konnte aber noch von Glück reden, dass es sie nicht überschlagen hat wie ihre Teamkollegin Michaela Kirchgasser tags zuvor im Riesenslalom. Die Salzburgerin war am Samstag mehr oder minder eine einzige Prellung, Folge war der dritte Ausfall en suite für die im Slalom aus der Erfolgsspur geratene 29-Jährige. Immerhin: Am Mittwoch darf sie Geburtstag feiern.
Und Anna Fenninger? Die Führende im Gesamtweltcup, die Siegerin im Riesenslalom am Freitag, flog bereits Richtung Frankreich, als Tina Maze sich auf Platz 16 quälte. Fenninger, die mit einem Slalom-Start spekuliert und diese Idee dann verworfen hatte, liegt 30 Punkte voran – und ihre Rivalin aus Slowenien hat Magenschmerzen, musste Tabletten nehmen und ist weiter auf der Suche nach alter Form.