Sport/Wintersport

Schmidhofer überrascht in Cortina

Wer aufs Podest fährt, ist in Schladming mit dabei. So lautete die Zielvorgabe von Alexander Hödlmoser. Der österreichische Trainer der US-Damen hat rund zwei Wochen vor der WM die Qual der Wahl und kann es sich sogar leisten in der Abfahrt auf die vierfache Top-Ten-Fahrerin Julia Mancuso zu verzichten. Denn deren Teamkolleginnen Stacey Cook, Leanne Smith, Alice McKennis und Lindsey Vonn schafften es in dieser Saison bereits unter die besten Drei.

Weniger streng geht Österreichs Damen-Trainer Herbert Mandl an das Thema WM-Qualifikation heran. Muss er auch, denn würde er die Maßstäbe seines Kollegen anlegen, blieben in den Speed-Disziplinen viele Startplätze ungenützt. Anna Fenninger, die neue Teamleaderin der ÖSV Damen, wäre mit drei Podestplätzen freilich dabei. Auch wenn sich die 23-Jährige am Sonntag bei schwierigen Bedingungen im Super-G in Cortina d’Ampezzo mit Rang 17 zufrieden geben musste.

Sonst blieben die Siegespodeste in den schnellen Disziplinen in dieser Saison weitgehend österreichfreie Zonen. Wäre da nicht Nicole Schmidhofer gewesen.

Die 23-jährige Steirerin sorgte bei der Wetterlotterie in Italien mit Platz zwei hinter Viktoria Rebensburg (D) für die große Überraschung. „Wenn das für die ersten Fünf reicht, wär’ das schon super“, sagte Schmidhofer, die dank ihrer Startnummer drei und einer beherzten Fahrt wohl schon mit einem Ticket für die WM (4. bis 17. Februar) rechnen darf.

„Sie ist frech gefahren und hat die Linie getroffen“, lobte Headcoach Mandl die beste Österreicherin des Tages, die bisher noch nie über Rang zwölf hinausgekommen war und sich im Sommer über den Europacup erst wieder in den Kader zurückkämpfen hatte müssen. Sein endgültiges Aufgebot für Schladming will Mandl aber erst nach den letzten Technik-Rennen in Maribor am Wochenende bekannt geben.

Schneegestöber

Die Ergebnisse des Super-G von Cortina wird der Damen-Trainer wohl nur bedingt in Betracht ziehen, war die Top-Gruppe bei starkem Schneefall und schlechter Sicht doch durchwegs chancenlos.

Kollektives Kopfschütteln und demonstratives Brillen-Sauberwischen war im Zielraum bei den Favoritinnen zu sehen. Auch bei Tina Maze (Slo), die als Dritte als Einzige mit einer zweistelligen Startnummer unter die Top Vier kam. „Die früheren Nummern hatten sicher etwas bessere Bedingungen. Ich bin aber sehr zufrieden“, sagte die Gesamt-Führende, die zum 15. Mal in dieser Saison auf dem Podest stand.

Auch US-Star Lindsey Vonn hatte mit den Bedingungen zu kämpfen: „Ich habe kaum etwas gesehen. Abseits der Linie hat man viel Zeit verloren. Aber Platz sieben ist nicht so schlimm.“

Die zweitbeste Österreicherin Elisabeth Görgl (12.) war hingegen einmal mehr nicht zufrieden: „Es zipft mich an, wenn die Schwünge nicht zu 100 Prozent passen“, sagte die Titelverteidigerin, die beim Riesentorlauf in Maribor weiter nach der perfekten Abstimmung für die WM suchen wird.

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Saisonplatzierungen der ÖSV-Damen im Super G

SUPER-G LL MOR ANT COR
Anna Fenninger 3 out 2 17
Nicole Schmidhofer 23 15 18 2
Elisabeth Görgl 14 18 14 12
Regina Sterz 21 10 22 13
Andrea Fischbacher 17 25 10 15
Stefanie Köhle 27 8 16 27
Stefanie Moser 9 32 out 22
Margret Altacher out 21 34 -
Cornelia Hütter - - - 25
Nicole Hosp out 33 28 38

Legende: LL = Lake Louise MOR = St. Moritz ANT = St. Anton COR = Cortina d'Ampezzo

out = ausgeschieden - = nicht gestartet

Die 1,57 m "kleine" Nicole Schmidhofer galt einst als große Speed-Nachwuchshoffnung bei den ÖSV-Damen. 2007 wurde die Steirerin zweifache Junioren-Weltmeisterin, 2010 startete sie sogar bei Olympia. Nach einer gravierenden Verletzung hat die mittlerweile 23-Jährige im März 2012 ihre ÖSV-Kaderzugehörigkeit verloren, sich auf anfängliche Eigenkosten aber die Startberechtigung im Weltcup zurückerkämpft.

Am Sonntag in Cortina nutzte Schmidhofer die Gunst der Stunde und holte als Zweite im Super-G ihren ersten Weltcup-Podestplatz und damit einen Platz im Team für die Heim-WM in Schladming. Danach war die sonst alles andere als auf den Mund gefallen Schlagzeugerin des Musikvereins Schönberg-Lachtal bei ihrer ersten offiziellen Weltcup-Pressekonferenz fast "sprachlos".

Was sagen Sie zu Ihrem ersten Podestplatz im Weltcup?` "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos, denn die Top-Ten waren mein Ziel. Es ist auf jeden Fall aufregend. Die Vergangenheit war ja nicht so gut für mich. Deshalb ist dieses Ergebnis umso schöner."

Wie sehr hat die frühe Startnummer mitgeholfen? "Ich habe meine Chance erkannt. In den vorigen Rennen hatte ich ja immer eine hohe Nummer, diesmal war klar, dass die vorderen besser sind. Meine Nummer drei war perfekt."

Was ist passiert, dass sie die Kaderzugehörigkeit verloren haben? "Ich hatte mich in Zermatt bei einem Sturz verletzt. Das Sprunggelenk war angebrochen und im Beuger gab es einen Muskelfasserriss. Danach bin ich erst im Jänner ohne Training wieder eingestiegen. Am Ende der vorjährigen Saison war ich dann in keiner Disziplin in den Top-30 und das war's dann."

Wie haben Sie darauf reagiert? "Ich war einen Monat daheim, bin ausgegangen und hab dann einen Tauchurlaub in Ägypten gemacht. Erst dann habe ich mich wieder um alles geschert. Aufgeben war zwar nie ein Thema, aber es ist auch nicht selbstverständlich, dass man als Kaderlose wieder alles bekommt. Ich habe aber auch einen gewaltigen Kopfsponsor gefunden, der trotz allem an mich geglaubt hat. Das war eine große Hilfe, denn dadurch konnte ich das Sommertraining finanzieren."

Wem haben Sie am meisten zu verdanken? "Meiner ganzen Familie, der Skifirma Atomic, dem Kopfsponsor und meinem Mentalcoach Wolfgang Kaufmann. Ohne sie wäre ich nicht hier."

Welche Vorgaben mussten sie beim ÖSV erfüllen? "Konditionslimits. Danach durfte ich wieder mit der Europacup-Mannschaft in Zermatt mittrainieren. Für Amerika habe ich mich qualifiziert, ab dann hat jeder Trainingslauf gezählt. Ich habe aber sofort gesehen, dass ich mithalten kann."

Was sagen Sie dazu, dass sie nun bei ihrer Heim-WM dabei sind? "Mir ist die Heim-WM damals schon gelegen. Schauen wir, wie's diesmal geht."

Sie sprechen die Junioren-WM 2007 in Zauchensee an, wo auch Marcel Hirscher mit dabei war? "Ja. Ich habe dort als 17-Jährige zwei Mal Gold und insgesamt vier Medaillen geholt. Mir liegen Heimweltmeisterschaften offenbar."

Freuen Sie sich jetzt schon auf Schladming? "Eine Heim-WM ist großartig. Aber ich beschäftige mich noch nicht damit. Der Unterschied zu früher ist, dass ich nur noch von Tag zu Tag schaue, denn es kommt meist eh ganz anders als erwartet. Heute war ein guter Tag. Mal schauen, was morgen bringt. Ich hoffe, die WM wird gut für mich."

Name Land Zeit
1. Viktoria Rebensburg (GER) 1:16,5
2. Nicole Schmidhofer (AUT) 0,33
3. Tina Maze (SLO) 0,34
4. Carolina Ruiz Castillo (ESP) 0,53
5. Julia Mancuso (USA) 0,69
6. Leanne Smith (USA) 0,80
7. Lindsey Vonn (USA) 0,83
8. Lara Gut (SUI) 0,87
9. Marie Marchand-Arvier (FRA) 1,04
10. Fränzi Aufdenblatten (SUI) 1,07
11. Fabienne Suter (SUI) 1,09
12. Elisabeth Görgl (AUT) 1,14
13. Regina Sterz (AUT) 1,19
14. Laurenne Ross (USA) 1,23
15. Andrea Fischbacher (AUT) 1,35
16. Tina Weirather (LIE) 1,40
17. Anna Fenninger (AUT) 1,48
18. Tessa Worley (FRA) 1,67
19. Maria Höfl-Riesch (GER) 1,71
20. Daniela Merighetti (ITA) 1,87
21. Nadia Fanchini (ITA) 2,19
22. Stefanie Moser (AUT) 2,20
23. Andrea Dettling (SUI) 2,27
24. Jessica Lindell-Vikarby (SWE) 2,30
25. Cornelia Hütter (AUT) 2,34
26. Ragnhild Mowinckel (NOR) 2,51
27. Stefanie Köhle (AUT) 2,53
28. Enrica Cipriani (ITA) 2,54
29. Lena Dürr (GER) 2,69
30. Lisa Magdalena Agerer (ITA) 2,70
Weiter:
38. Nicole Hosp (AUT) 3,76