Rennen um die letzten Olympia-Tickets
Von Stefan Sigwarth
Die Prüfung, der sich ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum am Dienstagvormittag zu stellen hatte, war eine der leichteren: Im Duell mit seinem Freund Klaus Mayrhofer galt es, den besseren Nagler zu ermitteln.
Die nächste Übung wird schwieriger: Bis 27. Jänner muss Kriechbaum sein Olympia-Team beisammen haben. Für Klaus Mayrhofer kein Problem – er ist der Privattrainer der tschechischen Technikspezialistin Sarka Strachova (vormals Zahrobska), der vor eineinhalb Jahren ein gutartiger Hirntumor entfernt worden ist. Die vierfache Medaillengewinnerin bei Großereignissen (Slalom-Weltmeisterin 2007!) wird seit dem Frühjahr auf ihrem Weg zurück auch von einem Kamerateam begleitet, doch dieser Weg ist im bisherigen Winter schwieriger als erhofft. Derzeit ist die 28-Jährige an 16. Stelle in der Slalom-Weltrangliste notiert, „wenn wir es bis Olympia in die Top 15 schaffen und Sarka entsprechend gute Startnummern hat, ist alles möglich. Sie ist unglaublich nervenstark bei Großereignissen“, weiß Mayrhofer.
Überraschungen
Gute Nerven hat auch Jürgen Kriechbaum. Nicht zuletzt, was Olympia angeht, kann er diese auch brauchen. „Viele Dinge, die dort passieren werden, kannst du nicht simulieren. Sei es das Wetter, seien es die Pistenverhältnisse“, weiß der 47-Jährige. „Es wird sicher wieder große Überraschungen geben.“ In der Mannschaftsaufstellung sind diese weniger wahrscheinlich. 22 Alpine darf der ÖSV nach Sotschi bringen, „ich gehe von zehn Damen aus. Dann ist es aus heutiger Sicht relativ einfach. Und wenn wir nur acht Plätze haben, wird es ganz einfach.“
Soll heißen: Im Slalom sind die Schild-Schwestern und Michaela Kirchgasser gesetzt, der vierte Platz ist noch zu haben. „Im Riesenslalom sind zwei fix (Anna Fenninger und Kathrin Zettel, Anm.), wer danach kommt, ist noch ungewiss.“ Im Super-G „brauchen wir noch eine Läuferin, die ganz nach vorne kommt“, neben Fenninger sind Nicole Hosp und Elisabeth Görgl dabei. Und in der Abfahrt „ist der vierte Platz noch nicht ganz klar“, zu Fenninger, Görgl und Cornelia Hütter könnten sich noch Nicole Hosp, Regina Sterz oder Stefanie Moser gesellen. „Es muss aber eine realistische Medaillenchance gegeben sein“, sagt Kriechbaum, „es wäre ideal, wenn sich noch einige empfehlen würden.“
Schon am Mittwoch reist der Wahl-Tiroler aus Oberösterreich mit den Speed-Damen nach Cortina d’Ampezzo. Dort stehen Abfahrt (Samstag) und Super-G auf dem Plan, allerdings ab Freitag auch einiges an Neuschnee. Wegen zu wenig Schnee wurden die Rennen in Garmisch-Partenkirchen in der kommenden Woche abgesagt, ein Ersatzort soll heute, Mittwoch, verkündet werden. Santa Caterina bei Bormio und St. Moritz haben Interesse bekundet.
Wie auch immer das olympische Abenteuer in Russland ausgehen mag – einen Fixtermin hat Jürgen Kriechbaum Ende Februar: Dann erwartet seine Frau Sabrina ihr drittes Kind.