Reichelt: "Innerhofer ist hier sicher der Topfavorit"
Von Stefan Sigwarth
"Nach dem, was hier im letzten Jahr passiert ist, bin ich mit vielen Gefühlen nach Garmisch-Partenkirchen gekommen." Steven Nyman, an sich kein Abfahrer von Traurigkeit, verzog die Mundwinkel, als er am Donnerstag seine erste (Trainings-)Fahrt über die Kandahar-Piste seit dem 27. Jänner 2017 bilanzierte. Vor knapp einem Jahr war der Amerikaner wie drei Kollegen schwer gestürzt und per Helikopter ins Spital geflogen worden.
"Vor ein paar Wochen konnte ich mit den Schweizern und den Deutschen hier trainieren, das hat mir sehr geholfen", sagte Nyman, der mit der schlechten Sicht auf dem Nordhang zu raufen hatte. Dazu kam: "Ich hatte viel zu weiche Schuhe, die Skier haben überhaupt nicht gemacht, was ich wollte."
Die Veranstalter haben ihre Lehren gezogen, "die Sprünge sind entschärft, das ist gut", sagte der Schweizer Abfahrtsweltmeister Beat Feuz, der einen Sprung und ein Tor auslassen musste. "Aber es rüttelt dich von oben bis unten durch, und das teils auch vor den Sprüngen."
FIS-Renndirektor Markus Waldner hatte am Mittwochabend gemahnt: "Wir müssen konzentriert bleiben", im Wissen, dass Trainings und Rennen in Wengen und Kitzbühel Kraft gekostet haben und in der Hoffnung, dass er heuer keine schweren Verletzungen geben möge.
Olympiasieger Matthias Mayer ging es nach seinem Sturz am Hahnenkamm geruhsam an, "auf der linken (Po-, Anm.) Backe hab’ ich einen großen blauen Fleck, ich bin froh, dass ich überhaupt hier sein kann". Sein Kärntner Landsmann Max Franz rauft noch mit den Folgen jener Magen-Darm-Infektion, die ihn in Kitzbühel zur Pause gezwungen hatte. "In Kitz’ hatte ich in meinem Zustand nix verloren, hier ist es jetzt ganz gut gegangen. Aber es gibt halt viele kleine Schläge, die durch die schlechte Sicht wie aus dem Nichts kommen, das ist richtig zach."
Bester Österreicher war Hannes Reichelt, als Vierter mit 1,40 Sekunden hinter dem Südtiroler Trainingsschnellsten Christof Innerhofer. "Er ist hier sicher der Topfavorit", sagte der Salzburger, "er mag’s ja, wenn es so schlagig ist." Kleine Einschränkung: "Für das, was ich hier heute aufgeführt habe, hab’ ich eine gute Zeit."
Damen in Lenzerheide
Die Damen bestreiten am Freitag in Lenzerheide eine Kombination (10 und 12.45 Uhr, live ORFeins). Für Michaela Kirchgasser geht es darum, sich für Olympia zu empfehlen. Und für die Gesamtweltcup-Titelverteidigerin Mikaela Shiffrin darum, ihre zwei Ausfälle en suite vergessen zu machen.