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Olympia-Nostalgie um Karl Schranz

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Die Flughafen-Autobahn existierte noch nicht. Vom Zentral-Friedhof entlang der Simmeringer Hauptstraße bis zum Heldenplatz standen Zig-tausende Wiener zu Ehren eines Tiroler "Sünders" Spalier. Am 8. Februar 1972 kehrte Karl Schranz, der wegen Missachtung des Amateurparagrafen von Olympia ausgeschlossen worden war, aus Sapporo heim. Der Ausschluss bescherte ihm weltweit einen höheren Bekanntheitsgrad als alle seine Siege zuvor. Ehe er, der nunmehr 72-jährige, zu den Olympia-Tests nach Sotschi fliegt, verrät der verhinderte Olympiasieger von 1972 wie er über seine einstige Märtyrer-Rolle heute denkt, welche prominenten Passagiere ihn nach Russland begleiten werden und was er von Wladimir Putin weiß.KURIER: Wissen Sie, was sich am Tag genau vor 40 Jahren ereignet hat?Karl Schranz: Ich kann es mir vorstellen. Ich werde aber trotzdem auch heute das machen, was ich besonders gern tu. Nämlich Ski foarn. Wir haben abnormal viel Schnee. Viereinhalb Meter allein am Galzig.Zum Schnee von gestern: Haben Sie sich überhaupt noch einmal alte Kassetten von ihrem damaligen Empfang in Wien angesehen?Nicht nur ein Mal. X-mal. Schließlich wollte ich mich auf meinen ORF-Studio-Auftritt vorbereiten, anlässlich der Sendung, die jetzt 40 Jahre danach über mich gemacht worden ist.

Und zu welcher Erkenntnis sind Sie gekommen? Zur gleichen wie damals. Dass der Ausschluss völlig ungerecht war. So wie schon meine Disqualifikation 1968, als man mir die Slalom-Goldene weggenommen hat, weil in Frankreich ein Franzose gewinnen hat müssen.Aber vier Jahre später – fanden Sie diesen unbeschreiblichen Jubel für einen ausgeschlossenen Sportler am Heldenplatz nicht auch übertrieben? Oder haben Sie die Vergleiche mit der Stimmung von 1938 geärgert? Ein bissel habe ich mich schon mit Geschichte befasst. Deshalb habe ich damals auch abgelehnt, was ursprünglich geplant gewesen war. Ich hätte am Heldenplatz mit dem Hubschrauber landen sollen.Wie erklärten Sie sich den unfassbaren Jubel um Ihre Person? Ich glaube, es ging den Leuten gar nicht sehr um meine Person, sondern darum, dass einer aus einem kleinen Land stellvertretend für alle hat büßen müssen. Mit dem Verurteilen von Vertretern aus einwohnerschwachen Ländern tut man sich ja bis heute leicht, wie Beispiele immer wieder zeigen. Mir liegt es fern, den Radlfahrer Kohl zu verteidigen. Aber den kleinen Österreicher haben’s wegen Dopings sofort gesperrt. Beim großen Contador tat man sich schon viel schwerer. Und einer, der bei der Tour de France mehr gewonnen und wahrscheinlich mehr g’nommen hat als alle anderen, wurde nie gesperrt. Weil der aus einem ganz großen Land kommt. Dort, wo man sich die Superstars net amoi zu kontrollieren traut.Am Wochenende werden Sie vermutlich in einem ganz großen Land Gast bei den Olympiatests für 2014 sein. Ja. Der Sigi Wolf hat den Egon Zimmermann, den Hermann Maier und mich eingeladen, in einer Privatmaschine von Innsbruck aus nach Sotschi zu düsen.Kennen Sie die Olympia-Abfahrt, die mit Bernhard Russi jener Schweizer konstruiert hat, der 1972 nach Ihrem Ausschluss, Olympiasieger in Sapporo geworden war? Ich bin zu einem Zeitpunkt, zu dem die Piste noch im Bau war, über das Gebiet mit dem Hubschrauber drüberg’flogen worden. Eine imposante Landschaft. Trotzdem war ich skeptisch. Schon wegen der Meeresnähe. Wladimir Putin hat mit mir gewettet und wahrscheinlich g’wonnen.Haben Sie mit Putin noch Kontakt? Sporadisch. So viel ich von seinem und meinem Freund Leonid Tiagatschew (Ex-Ski-Trainer, Ex-Minister und ehemaliger Olympia-Präsident) weiß, wird Putin zu den Weltcup-Rennen kommen.

Karl Schranz: Die lebende Legende

Werdegang Karl Schranz wurde am 18. November 1938 in St. Anton am Arlberg als Sohn eines Eisenbahners geboren. Er ist Vater dreier Töchter, betreibt mit Gattin Evelyn ein Vier-Stern-Hotel.

Erfolge Die ersten großen Siege feierte Schranz 1957 in Chamonix (Abfahrt und Kombination). Drei WM-Titel (Abfahrt, Kombination und Riesentorlauf), zwei große Kristallkugeln (Gesamtweltcup) und zwei kleine (Abfahrt, Riesentorlauf) folgten.

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