Sport/Wintersport/Olympia 2018

Olympia aus der Sicht des Kriechmayr-Fanklubs

Sie waren in Gröden, in Kitzbühel, sie waren in Garmisch-Partenkirchen – und sie sind in Jeongseon: Die Fans von Vincent Kriechmayr, die dieses Mal zwar nicht wie auch schon in diesem Winter gleich einen ganzen Reisebus gefüllt haben, aber doch zu sechst bei den Olympischen Spielen ihrem Gramastettner Idol die Daumen gedrückt haben. Es ist ein teurer Spaß, wie Monika Schöllhammer berichtet, während ihre Kollegen nach dem Super-G noch mit dem 26-Jährigen den Ausgang des Rennens diskutieren.

"2800 Euro hat uns die Reise pro Nase gekostet", berichtet die Oberösterreicherin, die das gut einwöchige Angebot eines Reiseveranstalters genutzt hat. Weil Zimmer zu Olympia-Zeiten Mangelware sind, wurden sie in Donghae einquartiert, 40 Kilometer südlich von Gangneung. Zu den drei Rennen, bei denen sie Kriechmayr unterstützt haben, saßen sie vor allem im Bus – "pro Richtung waren wir von unserem Hotel jeweils drei Stunden unterwegs", wobei die Bezeichnung "Hotel" fast ein bissl übertrieben ist.


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"Es ist schon ziemlich grindig, über der Eingangstür liegt ein verwester Fisch, die Lobby stinkt unglaublich, da heißt’s auf dem Weg zum Lift die Luft anhalten." Und auch die Zimmer halten Überraschungen bereit, mit denen Mitteleuropäer nicht rechnen: "Beim Zähneputzen bekommt du nasse Füße", denn anders als etwa in Österreich haben die Waschbecken unten kein Rohr,das Wasser läuft in eine Rinne am Boden.

Zumindest für den Fall der Fälle ist vorgesorgt, statt einer Rettungsstiege liegt ein Seil bereit, auch im sechsten Stock, wo das Sextett untergebracht ist. "Wir haben einen Baumpfleger dabei, der kennt sich von Berufs wegen mit Seil und Gurt aus", sagt Monika Schöllhammer.

Frühaufsteher

Um 5.30 Uhr haben die Fans Tagwache, danach geht es zu den Spielen. Und nur zu gern hätten sie sich am vergangenen Wochenende nach der Absage der Herren-Abfahrt den Teambewerb im Eiskunstlauf in Gangneung angeschaut, "aber die Tickets kannst du nur mit der Kreditkarte des Olympia-Sponsors oder in bar bezahlen. Bargeld hatten wir noch keines, und die richtige Kreditkarte auch nicht. Am Bankomat bekommt man mit europäischen Karten auch kein Geld, meine hat der Automat sogar eingezogen."

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Was also tun? "Am Montag konnten wir bei einem freiwilligen Helfer Euro in Won tauschen, und dann hat uns unser Reiseveranstalter geholfen, eine Bank ausfindig zu machen, wo wir wenigstens am Schalter Geld bekommen haben. Es ist schon komisch hier – normalerweise bist du es ja gewohnt, Bargeld dabei zu haben, und sei es nur für den Fall der Fälle. Aber hier in Südkorea zahlt man wirklich jede Kleinigkeit mit Karte."

Und was nehmen die Oberösterreicher bei ihrer Rückreise am Samstag mit an Erinnerungen? "Extrem hilfsbereite, freundliche Leute haben wir getroffen", sagt Monika Schöllhammer, "und es ist genial, einmal bei so einem Ereignis dabei zu sein. Denn zumindest den Alpinen kommst du hier so nahe wie sonst nirgends, am Donnerstag haben wir zum Beispiel noch lange mit Max Franz geplaudert."

Wie zur Bestätigung gesellen sich nun auch Matthias Mayers Mutter Margret, Bruder Lukas und Freundin Claudia zu den Oberösterreichern. Vincent Kriechmayr ist immer noch da, Hände werden geschüttelt und Gratulationen ausgetauscht.

"Es war cool, hier zu sein", sagt Monika Schöllhammer, "ich kann es jedem nur empfehlen." Und 2022? "Wenn Vincent in China dabei ist – ja, warum denn nicht?"