Sport/Wintersport/Olympia 2018

Athleten mit Laptop und Kamera

Es gibt nordische Kombinierer, es gibt alpine Kombinierer – und es gibt schreibende Kombinierer.

Stefan Sigwarth
über den Olympischen Alltag

Nicht nur die Sportler haben in Südkorea ein anstrengendes Programm. Auch die beiden Olympia-KURIERE haben jede Menge Bewegung. Es gibt nordische Kombinierer, es gibt alpine Kombinierer – und es gibt schreibende Kombinierer. Vielseitigkeit ist Trumpf bei diesen Olympischen Spielen in Südkorea, denn ohne Flexibilität wären wir aufgeschmissen, und Sie hätten nichts zu lesen.

Das beginnt schon am Morgen, denn nicht erst einmal war unser Bus vom Quartier am Phoenix Snow Park zu Bokwang am westlichsten Zipfel des Olympia-Reviers ins Hauptpressezentrum in PyeongChang dermaßen voll, dass wir den nächsten nehmen mussten.

Immerhin, seit Samstag ist der Takt von einem Fahrzeug pro 30 Minuten auf eines pro 15 Minuten verdichtet, so steigt die Wahrscheinlichkeit, rechtzeitig ans Ziel zu kommen. Doch wenn der Andrang zunimmt, beispielsweise, weil gerade der Biathlon-Sprint der Damen zu Ende ist und 300 Schreiber und Fotografen von der Strecke gleichzeitig zurück ins mediale Herz Olympias wollen oder müssen ...

Um im Österreich-Haus das Neueste von den Sportlern zu erfahren, werden wir zu Langläufern. Denn die Endstation aller Busse und das Österreich-Haus sind gut zwei Kilometer voneinander entfernt, der Fußweg führt an einer lauschigen vierspurigen Straße entlang. Und am christlichen „Haus der Mission“. Dahinter beginnt der Wald, in dem zwei durchaus große schwarze Hunde ihren Auslauf haben und die den Langläufern freudig zubellen. Immerhin mussten wir noch nicht zu Sprintern werden.

Gewichtheber

Gewichtheber sind wir natürlich auch: Kamera, Objektive, Blitzgerät, Laptop und Zubehör ergeben rund zehn Kilo schwere Rücksäcke, ganz zu schweigen von dicker Kleidung, die dafür sorgen soll, dass wir auch noch bei minus 18 Grad nicht einfrieren. Kollege Geiler hat sich zudem eine fesche Gesichtsmaske besorgt, die Alternative wäre mein Daunenanorak, dessen Kapuze sich bis auf einen Sehschlitz schließen lässt.

Ausdauer ist jedenfalls gefragt, denn die acht Stunden Zeitvorsprung sorgen zwar dafür, dass uns tagsüber niemand anruft, weil in Europa Nachtruhe ist, dafür werden der Abend und der erste Teil unserer Nacht zum (Arbeits-)Tag. Und wenn wir dann die 50-minütige Busfahrt ins Hotel nach knapp halbstündigem Fußmarsch hinter uns haben, dann wartet noch die letzte Herausforderung. Denn so kalt es auch draußen ist, so warm ist es in den Hotelzimmern. Am Freitagabend waren es gemessene 27,3 Grad (die Klimaanlage war auf 20 Grad eingestellt), da half nur noch eines: den Aus-Schalter betätigen, das Fenster öffnen – und auf Schlaf hoffen.

Und es scheint, dass auch diese Disziplin uns noch länger beschäftigen wird: Am Samstag und auch am Sonntag war das Zimmermädchen wieder da – und hat eingeheizt.