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Erwischt: Russland vor dem nächsten Doping-Fall

Zuerst konnte Alexander Kruschelnizki noch schmunzeln darüber, dass er weltweit Thema in den Medien war. Die Fotos des russischen Curlingspielers zierten die Promi-Seiten der Zeitungen und Internet-Portale. Aber vor allem waren es die Fotos seiner Ehefrau und Mixed-Partnerin Anastasia Brysgalowa. Die 25-Jährige wurde mit Angelina Jolie verglichen, nur sei sie jünger und ... schöner. Und dann gewann das Traum-Paar auch noch die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Südkorea.

Der Traum endete am Sonntagabend. Positiv war die Dopingprobe des Russen, und das ist ausschließlich negativ. Kruschelnizki wurde die Einnahme der verbotenen Substanz Meldonium nachgewiesen. Die B-Probe sollte noch am Montag geöffnet werden. Kruschelnizki ist der zweite Dopingfall der Spiele in PyeongChang. Zuvor war der japanische Eisschnellläufer Kei Saito mit einem Diuretikum erwischt worden, das zur Verschleierung von verbotenen Substanzen verwendet wird.

Abgereist

Sollte die B-Probe das Ergebnis bestätigten, werden Kruschelnizki und seine Ehefrau ihre Bronzemedaillen abgeben müssen. Der Sportler hat das olympische Dorf verlassen und seine Akkreditierung abgegeben, bestätigte ein Mitglied des OAR-Teams.

OAR? Russlands Nationales Olympisches Komitee ist derzeit vom IOC suspendiert wegen des systematischen Doping-Betrugs bei den Heimspielen in Sotschi 2014. In Südkorea dürfen 168 ausgewählte Russen nur unter neutraler Flagge und ohne eigene Hymne starten. Der Plan war: Kurz vor der Schlussfeier am kommenden Sonntag wird die Suspendierung Russlands aufgehoben und die Sportler marschieren unter der russischen Fahne ins Stadion. Die passende Kleidung mit dem "Russia"-Schriftzug liegt schon bereit.

Doch nach dem aktuellen Doping-Fall ist es fraglich, ob der Plan aufgehen wird. Eine Kommission des Internationalen Olympischen Komitees ( IOC) begutachtet, ob sich die Russen an einen längst festgelegten Verhaltenskodex halten. "Es gibt einige Bedingungen, bevor sie ein Ja bekommen", sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Eine der Verhaltensregeln beinhaltet die Einhaltung der Anti-Doping-Regeln. Sollten die Vorgaben des IOC "im Wortlaut und im Geist" nicht erfüllt werden, werde es Konsequenzen geben.

Entsetzt

Im Stützpunkt der Russen am Strand von Gangneung war die Bestürzung groß. Russlands Curling-Trainer Sergej Belanow könne sich wissentliches Doping von Kruschelnizki nicht vorstellen. "Es wäre dumm, das gleiche Mittel zu nehmen, das für so viel Wirbel gesorgt hat", sagte er. "Alexander ist nicht dumm." Geschockt war seine Curling-Teamkollegin Viktoria Moissejewa "Es ist wie ein Sturm über uns hereingebrochen."

Zwei Erklärungsversuche erfreuten sich bei den russischen Fans einer großen Anhängerschaft:

1.) Jemand aus dem eigenen Team hat Kruschelnizkis Getränk manipuliert. Angeblich soll das der Sportler selbst vermuten.

2.) Es sind andere Interessen am Werk, der amerikanische Geheimdienst hat ihm etwas in den Drink geschüttet.