Sport/Wintersport

Neureuther dominiert, Österreichs Team enttäuscht

So hatte sich Marcel Hirscher seinen Arbeitstag nicht vorgestellt. „Gestern eine Überraschung, heute eine Überraschung“, so kommentierte der 25-jährige Salzburger, der am Sonntag den Riesentorlauf in Alta Badia dominiert hatte, die Ereignisse des Montagabends in Madonna di Campiglio. Der große Favorit lag im dritten Slalom der Saison zur Halbzeit nur auf Rang elf - und wirkte im Ziel ratlos.

"Eigentlich hab’ ich geglaubt, dass es eh ganz gut gepasst hat. Aber das sind ja Welten, die da dazwischen liegen." Genauer gesagt: 85 Hundertstel waren es, die den dreifachen Gesamtweltcup-Sieger vom Deutschen Felix Neureuther trennten, der vor seinem Teamkollegen Fritz Dopfer führte. Auf seine Verkühlung wollte Hirscher den Rückstand nicht schieben, auch nicht aufs Material. „Ich habe einfach zu wenig Gas gegeben“, sagte er.

Im zweiten Lauf gelang dem Zweiten im Gesamtweltcup immerhin noch der Sprung auf Rang sieben. An der Spitze blieb Alles beim Alten: Neureuther dominierte auch im zweiten Lauf und sorgte mit Dopfer für einen deutschen Doppelsieg.

Alter Hase

Weniger erfreulich las sich am Montag das österreichische Teamergebnis: Nur Routinier Benjamin Raich schaffte es als 18. noch in die Wertung; Wolfgang Hörl (32.) musste sich bereits zur Halbzeit in die Weihnachtspause verabschieden; Reinfried Herbst sah wie schon in Levi nicht das Ziel; und auch Olympiasieger Mario Matt, zur Halbzeit als Siebenter bester Österreicher, konnte seine Pechsträhne nicht beenden: Im dritten Rennen schied er zum dritten Mal aus.

Hirschers Rückstand im ersten Lauf war insofern überraschend, da ausgerechnet sein Trainer Mike Pircher dem Technikspezialisten den Kurs auf den Leib gesetzt hatte. „Es ist sehr eng, sehr schwierig, das kommt ihm schon sehr zugute“, sagte Neureuther, der aber auch wusste: „Wenn ich clever fahre, dann ist da schon was drinnen für mich.“

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Er sollte Recht behalten. Der 30-jährige Bayer feierte seinen zehnten Weltcupsieg und ist damit der erfolgreichste deutsche Weltcup-Rennläufer. Neureuther, der in Sölden noch wegen Rückenbeschwerden auslassen musste, hatte sich mit jedem Slalom gesteigert: In Levi (Fin) wurde er Dritter, in Åre (Sd) Zweiter.

Nachwuchssorgen

Fünf Läufer am Start, zwei in der Wertung, einer unter den besten 15 – Österreichs Teamergebnis im Slalom stimmte den Herren-Chef Andreas Puelacher logischerweise nachdenklich. Schwierig zu beantworten sei es, woran es liege, dass man gerade in den Technikdisziplinen Nachwuchssorgen hätte. „Wir haben einfach Jahrgänge, die sind gar nicht vorhanden. Das aufzuholen, wird noch einige Zeit dauern“, sagte Puelacher, für den aber klar ist: „Marcel hat diesmal nicht gezeigt, was er kann.“

1. Felix Neureuther (D) 1:40,57 Min.
2. Fritz Dopfer (D) +0,82
3. Jens Byggmark (Sd) +0,86
4. Henrik Kristoffersen (Nor) +0,96
5. Alexis Pinturault (F) +1,02
6. Axel Bäck (Sd) +1,03
7. Marcel Hirscher (Ö) +1,15
8. Alexander Choroschilow (Rus) +1,18
9. Jean-Baptiste Grange (F) +1,54
10. Andre Myhrer (Sd) +1,57
18. Benjamin Raich (Ö)

+2,26

Gesamt (13)
1. Kjetil Jansrud (Nor) 610
2. Marcel Hirscher (Ö) 576
3. Alexis Pinturault (F) 349
7. Felix Neureuther (D) 317
8. Hannes Reichelt (Ö) 291
Slalom (3)
1. Felix Neureuther (D) 240
2. Marcel Hirscher (Ö) 216
3. Fritz Dopfer (D) 156